Steuerung der Erythrozytengabe mittels zerebraler Sauerstoffspannung im Gewebe als

Delis A et al. Effects of Different Hemoglobin Levels on Near-Infrared Spectroscopy-Derived Cerebral Oxygen Saturation in Elderly Patients Undergoing Noncardiac Surgery. Transfus Med Hemother . 2023 Feb 8;50(4):270-276. doi: 10.1159/000528888.

Wie soll man beurteilen, wann genau die kritische Grenze zur Versorgung mit Fremd-Erythrozyten erreicht ist, wenn nicht mit der gefährdeten Sauertsoffversorgung in kritischen Organen wie dem Herzen oder dem Gehirn? Das hat nun eine deutsche Gruppe aus Bonn, Leipzig und Würzburg anhand der Einbettung einer Untersuchung in eine große Studie (LIBERAL) mit der Near-Infrared-Spektroskopie (NIRS)-Messung untersucht.

Die Studienhypothese war, dass NIRS die Indikationsstellung für eine Erythrozytentransfusion bei nicht-kardiochirurgischen Operationen anhand der Entdeckung von beeinträchtigter Sauerstoffversorgung im Hirngewebe infolge eines Blutverlusts erlaubt.
Dafür wurden n=65 Patienten unter blutverlustreichen Eingriffen für eine Wirbelsäulen- oder Hüftoperation als Teilnehmer der LIBERAL-Studie (Hb-Trigger 9 vs. 7,5 g/dl) prospektiv zusätzlich mit einer NIRS-Elektrode ausgestattet. Die Nirsmessung erlaubt mit einer non-invasiven Klebeelektrode auf der Schläge die Infrarotlicht-basierte Messung der regionalen Sauerstoffspannung in den oberflächlichen Hirnanteilen der Temporoforntalrinde (Cerebral regional oxygen saturation (rSO2).

Die Hämoglobinkonzentrationen der Blutgasanalyse korrelierten während des Blutverlusts gut mit der NIRS-Messung (r = 0.35, p < 0.0001). Auch die Effekte der Erythrozytentransfusion (vorher zu nachher) konnten in den nach Hämoglobinbereich guppierten Patienten (die restriktive < 7,5g/dl, 7,5 -9 g/dl, liberal >9 g/dl transfundierten Kollektiven) im Gruppenvergleich und anhand des unterschiedlich großen Delta zum Anämieniveau vor Transfusion eines EKs in den Gruppen von 3%  bis 16% nachgewiesen werden, allerdings nur signifikant in der Gruppe unter 7,5 g/dl Hb. Das bedeutet, dass das Ausmass der Sauerstoffversorgung nur in der restriktiv transfundierten Gruppe soweit abfiel, dass die EK-Transfusion einen messbaren Effekt hatte. 

Natürlich muss man die Methode und ihre Anfälligkeiten (zum Beispiel Störungen durch Hypotension und Vasopressortherapie) kennen, eher den Trendverlauf zur Entscheidungsfindung benutzen als eine absolute Schwelle wie einen Trigger und der Beweis, ob sich dieser Parameter für diese Entscheidungsfindung als relevant und zuverlässig erweist, steht auch noch aus.

Mit der von der Studie nun angeregte Gebrauch von NIRS zum Transfusions-Management würde die Entscheidung zur Transfusion zum ersten Mal mit einem kontinuierlichen und relevanteren Meßparameter als die diskontinuierliche und beschränkt aussagekräftige arterielle Sauerstoffsättigung und den organunspezifischen Hämoglobingehalt der BGA getroffen werden. DIe Sicherheitsbedenken und die prophylaktischen Erythrozytentransfusionen könnten unterbleiben und damit vermutlich der Transfusionsbedarf gesenkt, die Konservenvorräte geschont und das Outcome der Patienten verbessert werden.

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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