Ultramassiv-Transfusion- eine Definition

Meyer CH et al. Defining Ultra-Massive Transfusion through a Systematic Review. Am J Surg. 2024 Feb;228:192-198. doi: 10.1016/j.amjsurg.2023.09.024

Um Patienten evidenzgerecht zu behandeln, müssen sich am besten kontrollierte Studien finden, die sich in einer vergleichbaren Situation befinden. Diese müssen möglichst genau eingegrenzt werden, damit sich Suche und Studien auf diese Definitionen beziehen können.

Bei der Therapie mit Fremdblutkonserven gibt es eine dosisabhängige Korrelation des Behandlungsergebnisses (Outcomes). Für die Therapieplanung, zur Konzeption von evidenzbasierten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen ist deshalb das unterschiedliche Therapieausmaß bedeutsam. Nicht nur logistische Prozesse und Intensivkapazitäten müssen geplant werden, sondern auch die ethischen Grenzen in Abhängigkeit vom Outcome definiert werden.

Massivtransfusion nach Trauma ist definiert als mehr als 10 Konserven innerhalb 24h, oder mehr als 6 Einheiten in 6h oder 5 Einheiten in 4h. Eine Obergrenze ist nicht definiert. Das Outcome der Massivtransfusion unterscheidet sich erheblich von der Behandlung mit weniger Blutkonserven. Dasselbe sollte auch für Patienten zutreffen, die mit wesentlich mehr Konserven behandelt werden müssen. 

Deshalb muss es begrüßt werden, dass sich nun eine Autorengruppe an die Definition der Ultra-Massivtransfusion nach Verletzung gemacht hat. Die Literatursuche hatte mehrere Studien ergeben, die übereinstimmend eine weitere Obergrenze mit Bedeutung benutzten. 

Wurde eine so benannte Ultra-Massivtransfusion als "mehr als 20 Konserven in 24h" zugrunde gelegt, fanden sich eine damit verknüpfte 5,5 fach erhöhte Sterblichkeit in einem weiten Bereich der Studien von 14-66%. In den Studien über Ultra-Massivtransfusion  wurden im Mittel 27-74 Konserven verabreicht, mehr als 75 war selten. Im pädiatrischen Bereich 87ml/kg. Das öfter gefundene Verhältnis EK zu FFP war 1:1 oder 1:2.

 

Diese sehr vage Datenlage über mehr als 40 Jahre bestätigt zwar die Notwendigkeit einer Definition, lässt uns aber weiterhin im Dunkeln bezüglich deutlichen Unterschieden zur Massivtransfusion. Nur 2 der 8 analysierten Artikel hatten eine übereinstimmende Definition von Ultra- Massivtransfusion. In diesem Ansatz hätte man auch die Möglichkeit zur Differenzierung der rein quantitativen Betrachtung hin zur Definition nach Blutungsart, Transfusionsmodus (Gemischte Komponententransfusion oder reiner Erythrozytenersatz...) gehabt, man hätte auch nach gastrointestinale Blutungen oder anderen Ursachen unterteilen können, was nicht versucht wurde. Vermutlich ist es halt schwer, Daten zu finden, die keine gemeinsame Definitionsbasis haben.

Pubmed

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

PS: Es heißt korrekter Weise "Massivtransfusion". Der häufig gebrauchte Slang "Massentransfusion" bezeichnet die Transfusion von einer hohen Anzahl zu transfundierender Empfänger. Er ist für die Transfusion großer Volumina oder auch einer höheren Anzahl von Konserven bei einem Patienten nicht zutreffend! 

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