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IAKHforum |
| Autor | Thema: Robotergestützte Laboranalytik |
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tfrietsch Supermoderator ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ID # 24 |
Erstellt am 06. November 2024 16:06 (#1)
Zitat
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Die Anfrage eines/r Forumnutzers/In lautet:
In meinem Krankenhaus besteht die Absicht zukünftig Blutgruppenbestimmungen und Kreuzproben im Dienst durch einen Roboter durchzuführen der Zugriff auf ein Blutdepot hat und dort Konserven entnimmt. Das heißt konkret, dass jegliche etablierte Regularien wie 4- Augen Prinzip entfallen. Es findet also keinerlei Gegenkontrolle durch Fachpersonal statt. Ich verstehe das Transfusionsgesetz und die Richtlinie Hämotherapie schon so, dass eine Kontrolle durch speziell hierfür ausgebildetes Personal erforderlich ist. Wie ist ihre Meinung hierzu? |
Beiträge: 365 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert | |
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tfrietsch Supermoderator ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ID # 24 |
Erstellt am 06. November 2024 16:07 (#2)
Zitat
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Auch Robotertechnik kann nach meiner Erfahrung nicht alle serologischen Variationen abdecken. Ich habe schon mal an einem Gerät ausgetestet, dass dieser A-EK bei Empfänger Blutgruppe Null negativ gekreuzt hat oder dass nach Vortransfusion die Blutgruppe falsch bestimmt wurde. Wobei ich die Vorteile der Schnittstellenübertragung von Automatenergebnissen nicht genug loben kann.
Die rechtliche Lage sieht aber bis auf weiteres eindeutig aus, dass die Automatenbefundung ein Paar Augen darstellen kann, aber ein zweites qualifiziertes Paar (Stichwort MTL-Vorbehalt) erforderlich ist. Also keine rechtliche Grauzone, die einem die MTL (oder ggf. Arzt) einsparen läßt. Sollte aber nicht mindestens eine MTL im Dienst vorhanden sein? Alternativ kann der Diensthabende Arzt das zweite Paar Augen darstellen, wobei da natürlich eine Einweisung hilfreich wäre, auch für die rechtliche Absicherung. Ansonsten eine Regelung als Notfalltransfusion außerhalb normaler Routinelaborzeiten mit schriftlich begründeter Dokumentation der Abweichung und Transfusionsverantwortung durch den transfundierenden Arzt? Mit freundlichen Grüßen |
Beiträge: 365 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert | |
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tfrietsch Supermoderator ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ID # 24 |
Erstellt am 06. November 2024 16:09 (#3)
Zitat
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Eine andere Meinung heißt:
Allgemein Beim 4-Augen-Prinzip ist bei Verwendung eines Blutgruppenautomaten/eines Roboters das 3. Und 4. Auge der Roboter Die Problematik bleibt der Sachverstand bei der Beurteilung der Probenergebnisse, der Konservenauswahl Wenn Punkt 2) auf die Nachtdiensthabenden Ärztinnen und Ärzte ausgelagert werden soll, ist eine spezielle Einarbeitung nötig im gegenseitigen Benehmen von Transfusionsverantwortlichen, Blutdepotverantwortlichen, Verantwortlichen für das Immunhämatologische Labor und Transfusionsbeauftragten, der/die das Ganze schulen soll. Und es stellt sich die Frage nach der höchstpersönlichen Leistungserbringung der ganzen Laborleistungen in der Abrechnung.:-) Ein gangbarer Weg wäre in meinen Augen die remote-Freigabe der Untersuchungen durch eine entsprechende Fachkraft Roboter bedeutet nicht, dass niemand verfügbar ist, sondern allen falls dass niemand in der Zeit der Analyse physisch vor Ort ist. |
Beiträge: 365 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert | |
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tfrietsch Supermoderator ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ID # 24 |
Erstellt am 06. November 2024 16:10 (#4)
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Eine weitere lautet:
seit langem schon gibt es in großen Privat- und Klinik/Uni-Labors vollautomatische Laborstraßen. Mit einer z.B. Weinberg-Schütte, einem großen Korb oder ähnlichem werden barcodierte Blutröhrchen verschiedenster Art in großer Menge ins Labor gebracht. Dort werden die Röhrchen unsortiert in einen Trichter geschüttet und dann automatisch nach ihrer Art (z.B. Klinische Chemie, Hämatologie, Gerinnung, Urin, ?) über die Röhrchengröße und bzw. Deckelfarbe sortiert, ggf. zentrifugiert und decappt (Röhrchendeckel abgeschraubt). Über ein angeschlossenes Transportsystem laufen dann die Blutröhrchen in die erforderlichen Geräte, welche dann die Analysen durchführen und ggf. auch in einem Re-run kontrollieren. Anschließend erfolgt die adäquate Lagerung, ggf. auch automatisch in einem Kühl- oder Gefrierschrank. Bis zu diesem Punkt ist kein Eingreifen von MitarbeiterInnen bei der Analytik erforderlich. MitarbeiterInnen rüsten zu Beginn die Maschinen auf, füllen die Reagenzienvorräte auf, führen die Kalibrationen und Qualitätskontrollen durch. Ein weiteres Eingreifen humaner Art ist nicht erforderlich. Sämtliche großen Hersteller (Abbott, Siemens, Roche, Beckman, ?) stellen diese Straßen routinemäßig her. Es werden die altbewährten Automaten mit einem automatischen Transportsystem verbunden. In einem Labor mit großem Fremd/Versandlabor sind diese Systeme sicher überdimensioniert. Aus diesem Grund müssen die Transportsysteme angepasst werden. In kleineren Labors (z.B. KKH Schwetzingen, Sinsheim, Weinheim ?) sollen sie (vorerst?) nicht die Tagesroutine ersetzen, aber im Nachtdienst ist der Einsatz (nach einer Erprobungsphase) denkbar und sicher auch möglich. Im Hintergrund (Rufbereitschaft) wird auf Dauer jedoch ein(e) MT(L)A erforderlich sein, welche bei Problemen diese dann vor Ort behebt. Sinnvoll sicherlich in einem Verbund von mehreren Labors. Auf der einen Seite sind Probenverteiler (PVT) ebenfalls schon lange verfügbar und auch in den Gerätevollautomaten integriert, jedoch andererseits auch separat erhältlich und auch schon lange erprobt. Ebenfalls sind diese Systeme nicht nur stationär einsetzbar, sondern auch beweglich verfügbar (z.B. RobSolutions: siehe Anlage, auch AEM). Diese Systeme transportieren lediglich die Blutröhrchen. Sie führen selbst keine Analytik durch. Eigentlich nur klassische Roboter (in der Form von R2-D2 aus Star Wars). Eigentlich müssen hier ?nur? die verschiedenen Systeme miteinander kombiniert werden und eine suffiziente EDV verfügbar sein (was evtl. das größte Problem ist). Einen Anbieter für das Roboting (RobSolutions aus Stuhr [Niedersachsen]/Bochum) konnte ich kürzlich auf dem Laborkongress in Mannheim besuchen, kennen lernen und mich mit ihnen ausführlich unterhalten (kooperierend mit Siemens, jedoch auch offen für andere Systeme). Ein Labor in Bad Oldesloe arbeitet bereits damit (https://www.krankenhaus.de/asklepios-klinik-bad-oldesloe/ und https://m.youtube.com/watch?v=hhEiKxmW28c ). Auch würde der Blutspendedienst des DRK in Lütjensee bereits Blutgruppen/Kreuzproben damit durchführen, was ich jedoch nicht verifizieren konnte. Die Synlab-Gruppe Leverkusen will mit der Firma AEM August Elektrotechnik GmbH in Hohenroda zeitnah ein Pilotprojekt (mit Abbott) starten, jedoch ohne Immunhämatologie. Sicherlich sind noch weitere Robot-Anbieter mit Laborautomaten-Herstellern verfügbar oder im Gespräch, jedoch ist mit hier nichts bekannt. Auch scheinen die großen Laborgeräte-Hersteller ebenfalls diese mobilen Robot-Systeme zu entwickeln. Leider konnte ich hierzu auch nichts in Erfahrung bringen. Hersteller von seit langem bewährten immunhämatologischen Vollautomaten wie Ortho und Bio-Rad sind gedanklich hier erst (nach aktueller Rücksprache) am Anfang, aber interessiert. Ebenso der Blutspendedienst des DRK. Zumindest die Nachtdienstregelung wäre mit einer solchen Lösung auf Dauer zu entspannen. Dass weitere organisatorische und auch juristische Details (Vier-Augen-Prinzip, persönliche Unterschrift, Arztvorbehalt ?) noch zu klären sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber mit entsprechender Unterstützung ist auch dies zu realisieren. Andere Firmen und auch private/niedergelassene Labor sind (mit aus uns nicht unbekannten Personalgründen) hier sicherlich bereits am Entwickeln. |
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Erstellt am 06. November 2024


