IAKHforum IAKHforum
Registrieren | FAQ | Suche | Wer ist online? | Mitgliederliste | Heutige Beiträge | Einloggen



Autor Thema: PPSB-Gabe trotz HIT II
smartie
kommt regelmäßig her
****
ID # 41


  Erstellt am 18. August 2023 15:34 (#1)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Ein Patient mit gesicherter HIT II unter Argatroban Therapie erhielt 1000 IE PPSB. Erst nach Gabe des Präparats wurde der Dienstärztin gewahr, dass das Präparat Heparin enthält und kontraindiziert war.
Es kam dann die Frage auf, was man in so einem Fall akut tun kann bzw. muss. Ich habe dazu nichts gefunden. Kann man das Heparin in diesem Fall antagonisieren?

Beiträge: 12 | Mitglied seit: Juni 2004 | IP-Adresse: gespeichert
Demyan_v_Sh
ist neu hier
*
ID # 766



152-126-988
  Erstellt am 25. November 2025 18:05 (#2)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Herr Kollege,

in diesem Fall muss kein Heparin antagonisiert werden.

Bei einer HIT Typ II handelt es sich um ein immunvermitteltes Geschehen mit Antikörpern gegen den PF4-Heparin-Komplex. Das in PPSB-Präparaten enthaltene Rest-Heparin ist mengenmäßig sehr gering und wird durch die im Blut bereits vorhandenen Antikörper in der Regel schnell gebunden.
Eine spezifische Antagonisierung (z. B. durch Protamin) ist daher nicht erforderlich und nicht sinnvoll, zumal Protamin selbst das thrombotische Risiko erhöhen kann.

Das im PPSB enthaltene Rest-Heparin kann zur Immunisierung (Entstehung von HIT-II) oder theoretisch eine Verschlechterung einer bestehenden HIT II triggern, ist aber zu gering, um eine PTT-wirksame Heparinwirkung auszulösen.

Wichtig:
Bei gesicherter HIT II sollte kein Heparin verabreicht werden, da dies zu einer kaskadenartigen Verschlimmerung der HIT-Symptomatik führen kann.
Ebenso sollte keine Thrombozytentransfusion zur nur "Laborkosmetik? erfolgen.
In seltenen Ausnahmefällen einer nicht beherrschbaren, lebensbedrohlichen Blutung kann eine TK-Gabe jedoch ultima ratio erwogen sein.

Wenn im Rahmen einer Vitamin-K-Antagonisten-Reversion oder eines erworbenen/angeborenen Gerinnungsfaktormangels eine PCC-Gabe zwingend notwendig ist, stehen heparinfreie PCC-Präparate verschiedener Hersteller zur Verfügung (z. B. Produkte wie Cofact oder vergleichbare heparinfreie Vierfaktor-Konzentrate).

Bei Kliniken, in denen PPSB regelmäßig eingesetzt wird, kann es sinnvoll sein, eine Notfallreserve eines heparinfreien PCC vorzuhalten ? insbesondere da HIT II in etwa 0,5 % der aller exponierten Patienten auftritt.

Siehe hierzu auch das Fehlerregister IAKH - 2014, Fall-ID 99-2015-A3U6, das einen vergleichbaren Fall V.a. HIT und PPSB beschreibt.

LG

-----------------------
< Gestern schwer. Heute stabil. Morgen besser. ><br /><br />Demyan V. Shpachenko<br />Facharzt für Anästhesiologie & Transfusionsmedizin<br />Zusatzbezeichnungen Notfallmedizin · Spezielle Intensivmedizin · Hämostaseologie<br />Mitglied in DGTI · GTH · BDA · AGNNW

Beiträge: 1 | Mitglied seit: November 2025 | IP-Adresse: gespeichert



| IAKH | Boardregeln | Datenschutzerklärung


Tritanium Bulletin Board 1.8
© 2010–2021 Tritanium Scripts


Seite in 0,026245 Sekunden erstellt
15 Dateien verarbeitet
gzip Komprimierung ausgeschaltet
2295,59 KiB Speichernutzung