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Author | Topic: Lyophilisiertes S/D-Plasma |
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rumpg kommt regelmäßig her ID # 59 |
Posted on June 15, 2005 09:39 AM (#1)
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Seit einigen Monaten ist als Alternative zum Quarantäne-Frischplasma lyophilisiertes S/D-Plasma verfügbar, welches etwa 50-60% teurer ist. Vom Hersteller (z.B. DRK-West) wird das Präparat zunehmend beworben mit den Argumenten : "Verfügbarkeit im Rettungsdienst, schnellere Verfügbarkeit in der Klinik, Nicht-Zulässigkeit des Auftauens von FFP mit Mikrowellen (z.B. transfusiotherm 2000), größere Infektionssicherheit (z.B. BSE, HPV 19 u.a.) " Außerdem wird darauf hingewiesen, dass demnächst die gesamte Plasma-Herstellung auf lyophilisierte Präparate umgestellt würde. Ich sehe eine Indikation für lyophilisiertes S/D-Plasma nur bei besonderen Notfällen (massive unerwartete Blutung), ansonsten sind die genannten Verkaufsargumente nicht zutreffend und entsprechen meiner Kenntnis nach nicht dem aktuellen Stand der aktuellen Wissenschaft und Technik. Gibt es neuere sichere Erkenntnisse und Erfahrungen, die den wesentlich höheren Preis rechtfertigen ?
----------------------- G.Wittenberg-Rump Arzt für Anästhesie und Bluttransfusionswesen D.E.S.A. BG-Unfallklinik Ludwigshafen |
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Lorentz kommt regelmäßig her ID # 2 |
Posted on June 16, 2005 12:12 AM (#2)
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Ich halte die Gabe von lyophilisiertem S/D-Plasma nur dann für gerechtfertigt, wenn die Logistik für eine rasche Bereitstellung von Quarantäne-Frischplasma im Notfall nicht verfügbar ist (Lagerung, Transportwege, Auftauvorgang).
----------------------- Arnulf Weiler-Lorentz |
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Dettmer kommt regelmäßig her ID # 32 |
Posted on June 22, 2005 03:04 PM (#3)
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Also so ganz kann ich der Argumentation nicht folgen. Die Vorteile des lyophilisierten Plasmas sehe ich schon. So kann insbesondere bei der Lagerhaltung auf die teure Tiefkühlung (Energie und Wartung) verzichtet werden, das Auftaugerät entfällt ebenfalls.
Die Indikation für Plasma ist in den letzten Jahren außerdem immer strenger geworden - wir benutzen es hauptsächlich noch bei massiven Blutungskomplikationen und da sind 40 min Auftauzeit vs 4 min "mischen" durchaus ein Argument. Durch die vereinfachte Lagerung können die Flaschen zudem direkt im Op und auf der Intensivstation bereitgehalten werden, so dass auch der Zeitverlust durch den bisher notwendigen Transport entfällt. |
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Kretschmer kommt regelmäßig her ID # 13 |
Posted on June 22, 2005 03:37 PM (#4)
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Was die Massiv- bzw. Notfalltransfusion anbelangt, ist Herrn Dettmer unbedingt recht zu geben. SD-Plasma, das peripher gelagert werden soll, muss aber Blutgruppe AB besitzen, um kompatibel eingesetzt zu werden. Ich würde mich als Transfusionsverantwortlicher nicht darauf verlassen wollen, dass die Kliniker im Notfall die ABO-Blutgruppe richtig beachten. Im übrigen ist SD-Plasma von der Qualität her eindeutig dem FFP unterlegen (ca -25% Gerinnungsfaktoren, Verminderung der großen Multimeren des von Willebrandfaktors, höhere Dosis erforderlich! Deutliche Verminderung wichtiger Inhibitoren Protein S, Antiplasmin -70 bis -75%). Andererseits dürfte SD-Plasma kaum ein TRALI hervorrufen, da gepoolt. Im übrigen ist lyophilisiertes SD-Plasma erheblich teurer. Es ist daher typische Monopolpolitik, wenn ein großer Blutspendedienst in einem Bundesland die Kliniken zwingt, nur noch lyophilisiertes Plasma zu kaufen. Dabei spielt gerade eine Rolle, dass man diese Produkte möglichst peripher für den direkten (unkontrollierten) Zugriff des Klinikers bereitstellen möchte, damit es möglichst wieder mehr zur Anwendung kommt, denn wir alle haben derzeit zuviel Plasma und wissen nicht, wohin damit.
----------------------- V. Kretschmer |
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