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Umfrage
Abstand zwischen AKS und OP (5 Stimmen gesamt)
1. Der AKS muss innerhalb der 3-Tages-Frist vor OP erfolgen. (100%, 5 Stimmen)
2. Der AKS kann bis zu 14 Tage alt sein, wenn keine Transfusion, Schwangerschaft in der Zwischenzeit vorliegt. (0%, 0 Stimmen)
3. Der AKS darf beliebig alt sein vor elektiven Operationen (0%, 0 Stimmen)

Autor Thema: Abstand zwischen AKS und OP
k.roettger.for
ist neu hier
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ID # 503


  Erstellt am 28. November 2021 08:31 (#1)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Sehr geehrte Damen und Herren,
Das Thema bei welchen Operationen bestimme ich präoperativ Blutgruppe und Antikörpersuchtest und wann stellen wir Blutkonserven zur Verfügung, ist hier schon häufiger behandelt worden. Wir haben dies gemäß den Empfehlungen im QM-Handbuch in Abhängigkeit von Ausgangs-Hb festgeschrieben.

Nun aber zum aktuellen Diskussionspunkt: Wie alt darf der Antikörpersuchtest sein?

Der vor Monaten im Mutterpass dokumentierte AKS ist zu alt? Sagt mir mein Gefühl zumindest.

Wie aber steht es mit dem 10 - 14 Tage präoperativ bestimmten AKS bei endoprothetischen Eingriffen? Hier kollidiert der Patientenkomfort (der Patient muss nochmals für AKS kommen) wirtschaftlichen Überlegungen zu einer Doppelbestimmung (10 Tage vorher und innerhalb der 3 Tages-Frist) und dem wichtigsten Punkt der Patientensicherheit.
Wir haben seit einem halben im Jahr im perioperativen Setting in der elektiven Endoprothetik nicht transfundieren müssen. Der Operateur operiert mit extrem geringen Blutverlust.

Meine Konkrete Frage lautet: Ist es ausreichend sicher den AKS 10 Tage vor der OP durchzuführen. Im Falle eines Transfusionsbedarfs würde BG+AKS+EK-Einkreuzung erneut erfolgen. Was wäre und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der AKS dann doch positiv ist?

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Karsten Röttger
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Heidekreis-Klinikum
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Robert-Koch-Str. 4
29664 Walsrode

Beiträge: 5 | Mitglied seit: November 2021 | IP-Adresse: gespeichert
tfrietsch
Supermoderator
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ID # 24


  Erstellt am 02. Dezember 2021 17:46 (#2)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Lieber Kollege Röttger,
im Kapitel 4.4.9 "Antikörpersuchtest" der Richtlinie Hämotherapie in ihrer aktuellen Version heißt es ganz klar, dass der AKS nach 3 Tagen (maximal 4 Tagen mit dem Datum der Blutentnahme) wiederholt werden muss. Bei der präoperativen Bereitstellung ist auch 7 Tage unter besonderen Voraussetzungen (keine Bluttransfusionen des Empfängers in der Zwischenzeit...)gestattet. Im Orginaltext:

"Der Antikörpersuchtest ist Bestandteil der Blutgruppenbestimmung. Er wird anlässlich jeder
Verträglichkeitsprobe wiederholt, sofern die Entnahme der Blutprobe, aus welcher der letzte
Antikörpersuchtest durchgeführt wurde, länger als 3 Tage zurückliegt (Tag der Blutentnahme
plus 3 Kalendertage). Dieser Zeitraum kann bei der medizinisch indizierten, insbesondere
präoperativen Bereitstellung von Erythrozytenkonzentraten auf 7 Tage ausgedehnt werden,
wenn durch den transfundierenden Arzt nach Rücksprache mit dem zuständigen immunhäma-
tologischen Labor sichergestellt wird, dass zwischenzeitlich keine Transfusionen durchgeführt
worden sind und innerhalb von 3 Monaten vor dem Antikörpersuchtest keine Transfusionen
zellulärer Bestandteile stattgefunden haben und bei einer Empfängerin innerhalb von 3 Mona-
ten keine Schwangerschaft bekannt war. Die Verantwortung hierfür trägt der transfundierende
Arzt, der auch für die Rücksprache mit dem zuständigen immunhämatologischen Labor und
die Dokumentation in der Krankenakte zuständig ist."


Für Patienten, die länger als 7 Tage präoperativ oder noch ohne OP-Termin zur Vorbereitung kommen, kann ich Ihnen nur folgende Taktik empfehlen:

Nehmen Sie Blutgruppe (BG) und Antikörpersuchtest (AKS) am Vorbereitungstag. Bei negativem AKS (das ist wohl der größte Anteil in der Endoprothetik) können Sie wie auch bei unklarem Transfusionsbedarf (wie bei Ihrem derzeitigen Operateur) Konserven der passenden Blutgruppe reservieren. Ist dann doch eine Transfusion intraoperativ notwendig, fordern Sie eine erneute Blutprobe zur Bestimmung von AKS- UND BG- Test (eventuell bestimmen Sie auch noch den Hämoglobingehalt) an. Kann auf die auswärtige Laborbestimmung doch nicht gewartet werden (hier müssten die verabreichenden Anästhesisten ein wenig geschult werden), können die reservierten Konserven für alle Empfänger mit vorher negativem AKS transfundiert werden. Die Notfall-Transfusion von den ungekreuzten, aber reservierten Konserven ist meiner Erfahrung nach auch dann nur selten notwendig und mit nur minimalstem Risiko verbunden.
Auf diese Weise können Sie den Patientenkomfort erhalten als auch die Anzahl der doppelten AKS reduzieren.

Ich hoffe, Ihnen damit geholfen zu haben.

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Prof Dr. med. Thomas Frietsch
1. Vorsitzender der Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft
für Klinische Hämotherapie IAKH e.V.
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsmedizin Mannheim

Beiträge: 331 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert
mloesch
kommt regelmäßig her
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ID # 16


  Erstellt am 04. Dezember 2021 14:58 (#3)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Eine Blutgruppenbestimmung mit AKS (Type and Screen) in einem Zeitraum von 7 Tagen bis zum Eingriff ist im Rahmen der prästationären Vorbereitung der Patienten leicht umzusetzen, setzt aber im Prinzip bereits eine Transfusionsanamnese des Patienten voraus. Nur wenige Patienten vor elektiven Eingriffen haben in den letzten 3 Monaten vor dem Eingriff eine Transfusion erhalten oder waren schwanger.
Fast alle operativen Kliniken an unseren Standorten beschränken sich im Rahmen der prästationären Vorbereitung auf die Anforderung von Blutgruppe und AKS vor operativen Eingriffen mit Blutungsrisiko und eine Bereitstellung von gekreuzten EK findet nur für wenige Eingriffe mit besonders hoher Transfusionswahrscheinlichkeit statt. Die Kreuzblutentnahmen finden nach stationärer Aufnahme, oft am Tag des Eingriffes, statt. Für ein solches Vorgehen ist ein Blutdepot mit Immunhämatologie am Standort eine Voraussetzung, die überall erfüllt sein sollte, wo blutungsriskante Eingriffe durchgeführt werden.
Die prästationäre Blutgruppenbestimmung mit AKS im Rahmen der prästationären Vorstellung bietet zudem den Vorfall, dass auffällige Befunde vor dem Eingriff entdeckt werden, das weitere Vorgehen rechtzeitig mit dem Blutdepot abgesprochen werden kann und der Eingriff nicht verschoben werden muss.
Bei unauffälligen Befunden und negativem AKS können bei operativen Blutungen in kurzer Zeit verträglich getestete EK bereitgestellt werden, sodass eine Notfalltransfusion ungekreuzter EK in der Regel nicht erforderlich ist und auch nicht angestrebt werden sollte.

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M. Loesch
QBH - Vivantes/Berlin

Beiträge: 26 | Mitglied seit: Oktober 2003 | IP-Adresse: gespeichert
tfrietsch
Supermoderator
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ID # 24


  Erstellt am 07. Dezember 2021 13:00 (#4)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Vielen Dank, Herr Kollege Loesch, ich bin ganz ihrer Meinung. Die IAKH hat ein Muster-Algorithmus zum Download in Word-Format auf dem Mitgliederbereich eingestellt, dass das Vorgehen nochmal als Algorithmus darstellt.IAKH Muster- Organigramm zur Anforderung bei planbarem Transfusionsbedarf.pdf

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Prof Dr. med. Thomas Frietsch
1. Vorsitzender der Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft
für Klinische Hämotherapie IAKH e.V.
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsmedizin Mannheim

Beiträge: 331 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert
k.roettger.for
ist neu hier
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ID # 503


  Erstellt am 05. Mai 2022 11:38 (#5)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Vielen Dank für die Antworten. Sie haben mir sehr weiter geholfen

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Karsten Röttger
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Heidekreis-Klinikum
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