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Autor Thema: FFP - Gabe: Rh D berücksichtigen ?
Moser
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ID # 73


  Erstellt am 08. Oktober 2005 22:37 (#1)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Vielleicht oute ich mich mit dieser Frage als extrem dämlich, aber: Muss man bei der Transfusion von FFP den Rhesus-Status beachten ? Die Richtlinien geben darauf keine Antwort. Meiner Meinung nach wäre doch folgende Konstellation möglich: Spender Rh negativ jedoch durch Vortransfusion/etc vorsensibilisiert, d.h. Anti-D-AK im Plasma - Empfänger Rh positiv. Sind in dieser Konstellation Probleme zu erwarten oder habe ich hier einen kleinen Denkfehler ?
Danke für die Antwort !

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B. Moser

Beiträge: 2 | Mitglied seit: Oktober 2005 | IP-Adresse: gespeichert
Schanzst
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ID # 8


  Erstellt am 14. Oktober 2005 20:01 (#2)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Definitiv Nein.

Rh D muss nur bei Erythrozyten-, Granulozyten- und Thrombozyten-Konzentraten beachtet werden.

Blutspender werden vor der ersten Freigabe und dann nach Schwangerschaften oder Transfusionen, spätestens aber nach 2 Jahren wieder mit den Antikörpersuchtest auf antierythrozythäre Antikörper getestet. Somit enthalten die Präparate nur die AB0 Isoagglutinine, die entsprechend zu beachten sind.

Trotzdem bleibt ein Risiko, ausgehend von HLA und Leukozyten Antikörpern die von diesem Test nicht erfasst werden, was z.B. ein TRALI auslösen kann. Hier ist nur SD Pool Plasma (Verdünnung) oder Plasmen von Männern (fehlende Immunisierung durch Schwangerschaft) mit negativer Transfusionsanamnese wie es im Ausland gehandhabt wird mit einem niedrigeren Risiko behaftet.

Aber selbst eine versehentliche Verabreichung von Anti D Antikörpern (Rhesusprophylaxe) an eine Rh D positive Patienten führt zu keiner Hämolyse. Das Prinzip wird sogar therapeutisch zur Immunmodulation bei idiopathischer thrombozytopenischer Purpura ITP eingesetzt.

Auch können z.B. Thrombozytenkonzentrate bei fehlenden kompatiblen Präparaten AB0 unverträglich transfundiert werden z.B. Blutgruppe 0 für einen A Patienten. Der Plasma Anteil führt nur in wenigen Fällen zu einen positiven Coombs Test und in Extremfällen zu einer Hämolyse. In der Blutungskatastrophe kann dann FFP auch AB0 Inkompatibel transfundiert werden wenn mit Blutgruppe 0 transfundiert wird.

Umgedreht kann in seltenen Fällen (hoher immuner Isoagglutinintiter) aber auch der Plasma Rest in Erythrozytenkonzentraten der Blutgruppe 0 bei Patienten mit Blutgruppe A oder B eine Hämolyse Verursachen.

Bei der Verabreichung von Thrombozyten oder Granulozytenkonzentraten Rh D positiv an Rh D negative Patienten bei fehlenden kompatiblen Präparaten sollte wegen den enthaltenen Resterythrozyten eine Rhesusprophylaxe erfolgen um eine Immunisierung zu vermeiden (Prinzip wie bei feto-maternaler Übertragung von Erythrozyten im Rahmen der Schwangerschaft). Der Resterythrozytengehalt von Plasmen dagegen ist so gering, das eine Immunisierung sehr unwahrscheinlich ist und nicht beachtet wird.

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St. Schanz
Anästhesie und Notfallmedizin, Bluttransfusionswesen
Loßburg Schömberg

Beiträge: 141 | Mitglied seit: Juli 2003 | IP-Adresse: gespeichert
Moser
ist neu hier
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ID # 73


  Erstellt am 14. Oktober 2005 23:31 (#3)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Hallo Hr./Fr. Schanz !
Vielen Dank für diese schnelle, sehr ausführliche und sehr bemühte Antwort !
MfG
B. Moser

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B. Moser

Beiträge: 2 | Mitglied seit: Oktober 2005 | IP-Adresse: gespeichert
Kretschmer
kommt regelmäßig her
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ID # 13


  Erstellt am 02. November 2005 18:33 (#4)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail   HP HP
Lieber Herr Schanz, ich finde es schön, dass Sie so hilfreich Fragen beantworten. Leider ist Ihnen beim FFP ein Fehler unterlaufen, der sicherlich nur ein Schreibfehler ist. Bei FFP ist nur die Blutgruppe AB universal verträglich (auf keinen Fall O!). Zu den übrigen Punkten darf ich noch folgendes anmerken: auch bei Thrombozytentransfusion sollte man zumindest bestimmte Patientenkollektive möglichst ABO-gleich transfundieren (siehe die Diskussion in Vox Sang 2005; 88,207-221). Es macht auch einen Unterschied, ob Sie Thrombozytapheresepräparate oder Poolpräparate applizieren. Thrombozytapheresepräparate sollten auf jeden Fall minor-kompatibel wie Plasma transfundiert werden. Weiterhin reicht die von Ihnen angegebene Rh-Prophylaxe bei Leukozytenkonzentraten bei weitem nicht aus, da ein Konzentrat zu viele Erythrozyten (Hk 15 bis 25%) enthält. Man rechnet ja 250 bis 300 µg Anti-D pro 10 -15 ml Erythrozyten, in den Leukokonzentraten sind etwa 50 bis 100 ml Ery, d.h. Sie benötigen eine mehrfache Dosis. Wichtig ist, dass bei Thrombozytopenie die Rh-Prophylaxe i.v. und auf keinen Fall i.m erfolgt! Dass Erythrozytenkonzentrate heute bei dem geringen Plasmagehalt noch Hämolysen machen, habe ich noch nicht erlebt und ist sehr unwahrscheinlich.

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V. Kretschmer

Beiträge: 401 | Mitglied seit: September 2003 | IP-Adresse: gespeichert



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