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Autor Thema: Perinatale Transfusionsmedizin
St_M
kommt regelmäßig her
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ID # 109


  Erstellt am 05. August 2009 12:59 (#1)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
In der perinatalen Transfusionsmedizin kann der Antikörpersuchtest und die serologische Verträglichkeitsprüfung unter Beachtung der ABO-Blutgruppen mit dem Serum bzw. Plasma der Mutter durchgeführt werden.

Bis zu welchem Alter in Monaten kann man das so machen? In unserem Fall hatten wir ein 12-monatiges Kind als Notfall mit sehr wenig Blut als Ausgangsmaterial.

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St.M.Sch.

Beiträge: 8 | Mitglied seit: Juli 2006 | IP-Adresse: gespeichert
Schanzst
kommt regelmäßig her
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ID # 8


  Erstellt am 06. August 2009 18:30 (#2)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Bei einem 12 Monate alten Kind handelt es sicher nicht mehr um ein Neugeborenes, für die die Besonderheiten der perinatalen Transfusionsmedizin anwendbar sind.

Es hatte schon die Möglichkeit durch medizinische Maßnahmen eine Immunisierung zu erfahren oder auch natürliche Antiköper z.B. Anti E zu entwickeln. Die Kreuzprobe mit mütterlichem Blut erfasst auch nur die intauterin auf die Kinder übertragenen Antikörper, diese sind nach 12 Monaten schon längst abgebaut und stellen keine Gefahr mehr da.

Auch wenn die Gewinnung einer Blutprobe bei entsprechendem Babyspeck schwierig sein mag, kann man auf eine serologische Diagnostik nicht verzichten.

Als pragmatische Grenze für peripartales Vorgehen würde ich 4 Wochen postpartal festlegen, in Fortschreibung der Richtlinien ist auch die 44. Gestationswoche oder die 4. Wochen nach errechnetem Geburtstermin möglich.

Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie)

4.4.2 Besonderheiten der perinatalen Transfusionstherapie
Folgende transfusionsmedizinische Besonderheiten sind zu beachten:
- Blutentnahmen bei Früh- und Neugeborenen sind auf ein Mindestmaß zu beschränken, um eine iatrogene Anämie zu vermeiden.
- Antikörpersuchtest und serologische Verträglichkeitsprobe vor Erythrozytentransfusionen können unter Beachtung der AB0-Blutgruppen mit dem Serum bzw. Plasma der Mutter durchgeführt werden.
- Bis zum Abschluss der vierten Lebenswoche nach dem errechneten Geburtstermin des Kindes kann auf die Wiederholung der Kreuzprobe (bei Verwendung sog. Baby-EK-Präparate) verzichtet werden, sofern im Serum der Mutter und des Kindes keine irregulären Antikörper nachweisbar sind und der direkte Antiglobulintest mit den Erythrozyten des Kindes negativ ausfällt

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St. Schanz
Anästhesie und Notfallmedizin, Bluttransfusionswesen
Loßburg Schömberg

Beiträge: 141 | Mitglied seit: Juli 2003 | IP-Adresse: gespeichert
fleiter
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ID # 107


  Erstellt am 08. August 2009 09:00 (#3)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Hallo,
ich stimme Herrn Schanz zu, man muss die 4 Wochen Grenze sicherlich in der Praxis nicht ganz eng nehmen, aber sollte sich daran orientieren.
Für die geschilderte Notfallsituation würde ich folgendermaßen vorgehen: Auf jeden Fall sollte man mit dem wenigen kindlichen Material einen Antikörpersuchtest mit 3 Suchzellen durchführen, dafür braucht man gerade mal 75 µl Serum/Plasma, wenn man mit der Gelkarte arbeitet. Wenn dieser negativ ist, kann man sicherlich im Notfall vertreten, ohne serologische Verträglichkeitsprobe EK der Blutgruppe 0 ccddee, Kell neg. zu transfundieren.

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Dr. med. Birgit Fleiter
Ärztin für Transfusionsmedizin, Hämostaseologie
MVZ Dr. Stein+Kollegen
Mönchengladbach

Beiträge: 115 | Mitglied seit: Juli 2006 | IP-Adresse: gespeichert
fleiter
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ID # 107


  Erstellt am 08. August 2009 09:01 (#4)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Hallo,
ich stimme Herrn Schanz zu, man muss die 4 Wochen Grenze sicherlich in der Praxis nicht ganz eng nehmen, aber sollte sich daran orientieren.
Für die geschilderte Notfallsituation würde ich folgendermaßen vorgehen: Auf jeden Fall sollte man mit dem wenigen kindlichen Material einen Antikörpersuchtest mit 3 Suchzellen durchführen, dafür braucht man gerade mal 75 µl Serum/Plasma, wenn man mit der Gelkarte arbeitet. Wenn dieser negativ ist, kann man sicherlich im Notfall vertreten, ohne serologische Verträglichkeitsprobe EK der Blutgruppe 0 ccddee, Kell neg. zu transfundieren.

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Dr. med. Birgit Fleiter
Ärztin für Transfusionsmedizin, Hämostaseologie
MVZ Dr. Stein+Kollegen
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Schanzst
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ID # 8


  Erstellt am 09. August 2009 01:08 (#5)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Ich halte das Vorgehen mit der Begrenzung auf den Antikörpersuchtest für einen wichtigen Hinweis, in anderen Ländern wird dann auch routinemäßig auf die Kreuzprobe verzichte (Type and screen) wenn der AKS negativ ist. Aber im Gel währen das auch nur nochmals 25µl/EK gewesen bis das Serum aufgebraucht ist.

Mit der Auswahl der Konserven bin ich aber nicht ganz einverstanden. Die Blutgruppe kann man sicher bestimmen, da bei aller Analytik ausreichend Sediment mit anfällt. Auf die Serum-Gegenprobe kann man bei monoklonalen Antikörpern im Notfall verzichten zugunsten des Antikörpersuchtestes (s.o.). Und dann sollte man unbedingt Rh und Kell kompatibel auswählen, insbesondere bei Mädchen.

0 Rh negativ ist kein "Universalblut", es sollte nur bei fehlender Blutprobe eingesetzt werden. Es kann immunisieren, auch Transfusionsreaktionen auslösen (z. B. durch ein Anti c) und steht bei unreflektiertem Einsatz im Notfall für andere nicht zur Verfügung. Wer stand nicht schon im Sommer im Labor und konnte einen Patienten mit Anti D nicht sicher versorgen. Die Blutspende Dienste versuchen nicht ohne Grund durch den Preis für Blutgruppe 0 den Verbrauch zu steuern.

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St. Schanz
Anästhesie und Notfallmedizin, Bluttransfusionswesen
Loßburg Schömberg

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fleiter
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ID # 107


  Erstellt am 11. August 2009 10:11 (#6)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Wenn ich den Kollegen richtig verstanden habe, sprechen wir hier von einem Notfall. Wenn für die gesamte Diagnostik inclusive Bestimmung der Blutgruppe + Serumgegenprobe + Formel + Aks + Kreuzprobe + Auswahl geeigneter Konserven (die Depots in den Krankenhäusern sind nicht immer mit allen Rh-Formeln bestückt), ausreichend Material und Zeit da ist, handelt es sich nicht um einen Notfall und dann stimme ich Herrn Schanz zu.
Bei negativem Aks und nicht vortransfundiertem 12 Monate alten Kind ist es meiner Meinung nach im Notfall absolut vertretbar, 0 ccddee K neg. Ek zu transfundieren.

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Dr. med. Birgit Fleiter
Ärztin für Transfusionsmedizin, Hämostaseologie
MVZ Dr. Stein+Kollegen
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