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Autor Thema: MAT Aufklärung und HNO
kguertler
ist neu hier
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ID # 409


  Erstellt am 15. Januar 2016 18:43 (#1)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie ist der aktuelle Stand zum einsatz der MAT bei Eingriffen im Kopf-Hals bereich (klinische Beispiele:transnasale Hypophysenreduktion und Abtragung eines riesigen Rachenfibroms?)bzgl. der bakteriellen Kontamination?
Muss der Patient grundsätzlich über den Einsatz der MAT aufgeklärt werden?
Vielen Dank für Ihre Mühe

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kgue

Beiträge: 2 | Mitglied seit: Mai 2015 | IP-Adresse: gespeichert
tfrietsch
Supermoderator
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ID # 24


  Erstellt am 08. März 2016 12:30 (#2)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Lieber Herr Gürtler,
lesen Sie bitte dazu unsere Nachricht in der Sparte "Nachrichten der IAKH" vom 18.12.2015.
Da aber ihre Frage nach Veröffentlichung dieses Themas gestellt wurde, nehme ich an, dass die Frage immer noch im Raum steht und nicht durch die vorhandenen Informationen beantwortet ist.

Im Grunde gibt es für den Einsatz der MAT bei Eingriffen im Kopf-Hals Bereich keine Publikationen geschweige denn kontrollierte Studien. Es gelten die Richtlinien-Empfehlungen- kein Problem bei Einsatz von bestrahlten MAT -Konserven. Insbesondere aber die transnasale Hypophysenreduktion ist selten mit einem so hohen Blutverlust assoziiert, dass eine Erwägung der MAT notwendig ist. Zu den Risikofaktoren für Bluttransfusion gehören im Kopf-Halsbereich nur präoperative Anämie, fortgeschrittenem Tumorstadium (Lympfknotenbefall) und geplante rebkonstruktive Chirurgie (nach Abu-Ghanem et al. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26371773). Alternative Verfahren wie die Eigenblutspende bieten sich allerdings vor der MAT an, oder auch Eisentherapie der präoperativen Anämie. Zweifel besteht hinsichtlich der Erythropoetintherapie bezüglich Tumorrezidivrate seit der Freiburger Arbeit in Lancet (Henke et al. Lancet. 2003 Oct 18;362(9392):1255-6), die aber bisher nie wiederholt oder bestätigt werden konnte und es auch nicht ganz plausibel ist, dass Epo das machen kann (siehe Kapitel Therapie mit Erythropoesestimulierenden Pharmaka in SIngbartl: Transfusionsassoziierte Pharmakotherapie 2016 und http://oncology.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2470988).
Ohne Radiation des MAT Bluts: Die maschinelle Autotransfusion erachte ich auch in der Kopf-Hals-Chirurgie in Einzelfällen für einsetzbar- bei Kontraindikationen für die Eigenblutspende, besonderen AK-Konstellationen und daraus entstehenden Probleme bei der Blutversorgung, oder so wie 2012 publiziert (Br J Oral Maxillofac Sur.2012; 2012 Apr;50(3):272-4.). Leukozytendepletionsfilter sollten eingesetzt werden.
Bei TRansfusionswahrscheinlichkeiten des Eingriffs und der Patientenkonstellation (niedriges KG, Anämie, Tunorvaskularisation etc.) > 10% muss der Patient über blutsparende Maßnahmen aufgeklärt werden. Beim Einsatz in der Krebs- oder septischen Chirurgie ist auch über bei geringeren Risiko über den quasi etablierten "Off-Label"-Use in Deutschland und die damit verbundenen theoretischen Risiken hinzuweisen: Einschwemmung von Tumorzellen und Bakterien- Krebsaussaat oder Sepsis als Folge.
Über die Komplikationsmöglichkeiten der MAT muss eigentlich sonst nicht aufgeklärt werden, da zu unwahrscheinlich und in der intraoperativen Situation nicht spezifisch und eindeutig der MAT zuzuordnen: Blutdruckabfall, Gerätefehler, Luftembolien, Verwechslung, Verlust des autogen Blutes und Fremdblutexposition, Autotransfusionssyndrom (Einschwemmung von Mikroaggregaten / Leukotrienen/ vasoaktive Zytokine).

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Prof Dr. med. Thomas Frietsch
1. Vorsitzender der Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft
für Klinische Hämotherapie IAKH e.V.
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsmedizin Mannheim

Beiträge: 331 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert



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