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Autor Thema: Abrieb bei Prothesenwechsel - MAT?
islaynder
ist neu hier
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ID # 452


  Erstellt am 22. Juni 2018 10:05 (#1)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Hallo zusammen!
Ich wurde gestern als TF-Verantwortlicher zu Rate gezogen. Bei einem Hüft-Prothesenwechsel wurde eine MAT eingesetzt. Nun zeigte sich aber nach Eröffnung des Gelenkes, dass eine große Menge Metallabrieb zu finden war. Alles sei "schwarz und klebrig gewesen". Die Frage, ob sie das Verfahren überhaupt weiter betreiben sollen konnte ich nicht einfach beantworten. Wir haben den Operateur gebeten, zunächst mehrfach zu spülen, hier kam - wie immer bei uns - ein zweiter separater Sauger zum Einsatz. Nun wüsste ich gerne ob jemand Erfahrung mit einer solchen Problematik hat. Wie groß sind die Teilchen? Werden sie gefiltert, und wenn nicht, was könnten sie im Retransfundat bzw. im Körper verursachen? Kann ich nach Spülung bedenkenlos sammeln?

Wir haben glücklicherweise keine ausreichende Menge gesammelt und so wurde nichts retransfundiert, aber ich würde gerne beim nächsten Mal genau wissen, was zu tun ist.

Vielen Dank schon mal und Danke für die tolle Homepage!
Andreas Schosser

Beiträge: 2 | Mitglied seit: Juni 2018 | IP-Adresse: gespeichert
tfrietsch
Supermoderator
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ID # 24


  Erstellt am 13. Mai 2019 17:22 (#2)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Lieber Herr Schossen,
ich wollte Ihnen schon viel früher antworten, aber aufgrund der Untersuchungen, die wir bei solchen Situationen durchgeführt haben.
Der chronische Metallabrieb kann durch erhebliche (aber selten erreichte) Plasmaspiegel oder starkes Ausmaß lokal vorausgesetzt, unerwünschte Komplikationen verursachen wie lokale Pseudotumoren, Metalhypersensitivität, Kardiomyopathie, aseptische lymphozytäre Vaskulitis und Tiefe Venenthrombose, {Singh 2015; Matsen Ko 2015 J Arthoplast; Huang 2015 Chem Res Toxicol;Xu 2015 J Hazard Mater}.
Neuere Hybridsysteme Metall und Propylen (MoP) sind mit geringerem Abrieb von Kobold und Chrom (Co, Cr) vergesellschaftet. Blutspiegel unter 10 mmol/l Co und 40 mmol/l Cr werden als unbedenklich angesehen {Gofton and Beale 2015 J Arthoplasty}. Handelt es sich dagegen um Titanprothesen, sind die Blutspiegel bei Hybrid und Rein-Metallprothesen gleich. Normalerweise steigen sie intraoperativ während einer Op um 0.2µg/L von 2.5 auf 2.7 µg/L an. Keramik und Metall (CoM)-Hüftprothesen produzieren Plasmaspiegel von 2.1 µg/L ohne messbare Schädigung von Leber, Nieren und Immunfunktion {Zeng 2015}.
Für gerade Titan ist bei der Retransfusion eines Autotransfundats der Gehalt beträchtlich (laut unseren Messungen mit dem Cell Saver 5 ). Leider sind toxische Plasmaspiegel von Titan nicht bekannt. Im Tierversuch mit der Maus wird Titandioxid benutzt um Leberschäden standardisiert hervorzurufen {Azim 2015}. Während der Prothesenimplantation und Wirbelsäulenchirurgie beim Menschen (Kinder und Erwachsenen) wurden aber bereits höhere Titan-Ionenfreisetzungen gemessen {Cundy 2015}, nicht nur im Wundblut (2.5 x 109)) sondern auch im MAT -Retransfundat (1 x 109)part per billion). In einer Publikation wurde bei einem großen Revisionseingriff durch den Einsatz der maschinellen Autotransfusion durchschnittliche Serumspiegel von Titan von 1 bis max. 46 ng/dL provoziert {Silverton 2014}.

Ich empfehle, diese Fälle bei erheblichem Abrieb über unser Sekretariat telefonisch zu melden und Laboruntersuchungen durchzuführen (auf Kosten des IAKH-Projekts) zur Klärung des Phänomens mit ausreichender Anzahl. Ein entsprechendes Protokoll haben wir vorbereitet.

Bis zur Klärung dieses Sachverhalts spricht nichts gegen die Retransfusion, allerdings nur wenn sonst Fremdblut notwendig würde.

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Prof Dr. med. Thomas Frietsch
1. Vorsitzender der Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft
für Klinische Hämotherapie IAKH e.V.
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsmedizin Mannheim

Beiträge: 330 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert



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