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Autor Thema: MAT Transfusionstrigger
wehnert
ist neu hier
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ID # 460


  Erstellt am 09. August 2019 16:48 (#1)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Trotz der Vielzahl der Vorteile der MAT besteht ein Restrisiko u.a. für eine Einschwemmung von Heparin, Fettpartikeln, freiem Hämoglobin, aktivierter Leukozyten, Komplementfaktoren, aktivierter Gerinnungsfaktoren ua

Immer wieder kommt es in diesem Zusammenhang bei uns zur Diskussion über den sinnvollen Transfusionstrigger (Hb Wert) für die Retransfusion des intraoperativ gewonnenen Eigenblutes.

Eine häufige Situation:OP Bauchaortenaneurysma, männlicher Patient, Ausgangs-Hb 12 g/dl, im Reservoir nach Freigabe der Prothese etwa 800 bis 1200 ml Blut + Antikoagulationslösung, der aktuelle Hb in der BGA liegt zwischen 10,5 g/dl und 11,3 g/dl. Ist es vertretbar, oder sogar sinnvoll, trotz eines ausreichenden Hb-Wertes das Blut aufzubereiten und zu transfundieren, oder sollte es bei den oben genannten Restrisiken verworfen werden. Wie ist die rechtliche Lage in dieser Situation. MFG Wehnert

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Dr. med. Sven Wehnert<br />Köln

Beiträge: 3 | Mitglied seit: Oktober 2018 | IP-Adresse: gespeichert
tfrietsch
Supermoderator
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ID # 24


  Erstellt am 17. August 2019 13:21 (#2)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Lieber Herr Wehnert,
meine persönliche Meinung ist nach einer über 20jährigen Erfahrung mit der maschinellen Autotransfusion und der Rückmeldung von vielen IAKH Mitgliedern, dass eine liberale Rücktransfusion der Autologen MAT-Konserve Sinn macht. Die Nebenwirkungsrate der maschinellen Autotransfusion ist absolut gering, wie eine kürzlich Studie zeigt (zur IAKH Rezension: https://www.iakh.de/zeitschrift/nebenwirkungsrate-mat-iakh-2016.html).
Die alleinig relevante Gefahr ist die Übertransfusion oder Volumenüberladung des Patienten, die vermieden werden sollte. Da aber bei der intraoperativen Anwendung immer ein entsprechender Blutverlust zwingend vorausgegangen sein muss, besteht meist immer noch ein Volumenmangel. Vorsicht ist geboten, wenn der Volumenverlust mit länger intravasal wirksamen Volumenersatzmitteln durchgeführt worden ist (z.B. autonomem Plasma) oder der Patient in seiner kardinalen Kompensationsfähigkeit eingeschränkt ist. Da die gängigen Volumenersatzlösungen aber eine kurze intravasale Verweildauer haben, ist die Retransfusion im intraoperativen oder unmittelbar postoperativen Zeitfinster mit wenig Gefährdung des Patienten verbunden. Ich empfehle, das gewonnene Erythrozytenkonzentrat auch zu transzendieren, wenn es erst einmal hergestellt worden ist. Vermutlich profitieren die Patienten auch von einer Retransfusion durch die Vermeidung der postoperativen Anämie.

Da diese Empfehlung nicht leitliniengemäß ist, wird sich die IAKH bemühen auf einen Abgleich dieser Meinung und der Leitlinienformulierung in der Zukunft hinzuarbeiten.

Bei weiterem Bedarf an Literatur zum Thema melden Sie sich gerne persönlich bei mir.

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Prof Dr. med. Thomas Frietsch
1. Vorsitzender der Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft
für Klinische Hämotherapie IAKH e.V.
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsmedizin Mannheim

Beiträge: 330 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert



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