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Autor Thema: Kauter- Rauchgas und Filter bei der MAT
tfrietsch
Supermoderator
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ID # 24


  Erstellt am 28. Juni 2021 09:12 (#1)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Die Anfrage eines Forumnutzers/Nutzerin lautete:

Als Transfusionbeauftragter unserer Abteilung bekomme ich in der letzten Zeit immer häufiger das Problem berichtet, dass die Filter hinter dem Cellsaver zugehen und während der OP/ dem Sammelprozess gewechselt werden müssen.
Ausserdem hat der Chefarzt der Anästhesie mich darauf angesprochen, ob es erlaubt ist, die Kautergase, die beim Operieren entstehen, mit dem Cellsaversauger aufzusaugen und ob es dadurch nicht zu einer Aktivierung des Immunsystems mit einer Zytokinausschüttung im Sinne eines SIRS kommt? Gibt es da Literatur dazu?

Beiträge: 330 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert
tfrietsch
Supermoderator
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ID # 24


  Erstellt am 28. Juni 2021 10:05 (#2)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Das Problem des Verstopfens der Filter des Transfusionsbestecks kann vielfältige Gründe haben:
1.) Heparingehalt und Tropfgeschwindigkeit der Spüllösung immer ausreichend? Empfohlen sind 25 000 IE auf 1000ml NaCl 0,9% und eine Tropfgeschwindigkeit von ca 40/min.
2.) Wird das Reservoir gefüllt mit ca.> 100 ml NaCl/Heparinlösung? Das Benetzen des Reservoirnetzfilters und der Reservoirwände verringert eine Kontakt-Aktivierung der Thrombozyten und des Gerinnungssystems und stellt sicher, dass die Antikoagulation im Reservoir ausreichend ist.
3.) Welcher Transfusionsbesteckfilter wird benutzt) Es gibt 10µm, 40µm und 200µm- Porengröße. Empfohlen sind für die MAT eine Filtergröße von >/= 40µm.
4.) Welches Material wird eingesaugt? Wird bei der Benutzung von Knochenzement und H2O2/Spülungen der Ansaugprozess ausgesetzt? Fetttröpfchen, Knochensplitter und unvollständig polymerisierte Zementanteile werden großteils durch die 120µm-Filtermembranen der Reservoire zurückgehalten, aber kleinere Partikel können und sollen zusammen mit Zellkonglomeraten in den 40µm-Filter des Transfusionsbestecks verbleiben. Eine Überbrückung mit dem normalen chirurgischen Sauger wäre die effektive Maßnahme.
5.) Welches Waschprogramm wird benutzt? Wird das ultraschnelle Notfallprogramm im Routinefall benutzt, werden die Erythrozyten nur mit einem kleinen NaCl-Volumen gewaschen, das eventuell einige der Fremdanteile und Thrombozyten belässt. Beim Routine-"Quality-Wash"-Modus ist eine Konzentration in der Regel ohne nachfolgende Filterproblematik möglich.
6.) Welche Volumina werden retransfundiert? Wie lange dauert des Sammelprozess und welche Volumina müssen gewaschem und durch einen und denselben Filter gegeben werden? Eigentlich sind die gängigen 200µm Filter auch nur hygienebedingt nach 6h zu wechseln. Die 40µm-Filtersysteme können aufgrund der höheren Rückhaltefunktion gelegentlich früher verstopfen.

Zu der Ansaugung von Rauchgasen gibt es keine Literatur, da es keine intendierte Saugerfunktion ist. Der Sinn und Zweck des Ansaugens ist die Gewinnung von Wundblut zur Wiederaufbereitung. Die Entfernung von störendem Rauchgas kann vermutlich schon im Ausnahmefall durch den Cell-Saver-Sauger erfolgen, ohne dass eine Gerinnungsaktivierung plausibel wäre. Bei systematisch bedingten und längeren Phasen von dauerhafter Rauchgasentwicklung (z.B. bei sehr adipösen Patienten) sollte ein zweiter chirurgischer Sauger synchron betrieben werden.

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Prof Dr. med. Thomas Frietsch
1. Vorsitzender der Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft
für Klinische Hämotherapie IAKH e.V.
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsmedizin Mannheim

Beiträge: 330 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert



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