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Autor Thema: Quarantäneplasma
cem
kommt regelmäßig her
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ID # 20


  Erstellt am 10. April 2005 12:33 (#1)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Unser Blutproduktezulieferer wird demnächst bei den Plasmen vollständig auf lyophilisierte Plasmen umsteigen. Bisher arbeiteten wir mit S/D Plasma tiefgefroren.
Der Umstieg bedeutet für uns eine finanzielle Zusatzbelastung (neuer Kühlschrank plus Differenzbetrtag für lyophilisierte Plasmen).
Was halten Sie von Quarantäneplasma (zumal auch preislich günstiger als FFP)?

Danke
cem

Beiträge: 8 | Mitglied seit: November 2003 | IP-Adresse: gespeichert
Schanzst
kommt regelmäßig her
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ID # 8


  Erstellt am 23. April 2005 23:50 (#2)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Ich sehe Quarantänegelagertes Einzelspender GFP (identisch mit FFP) als zugelassenes Arzneimittel mit den S/D Plasmen oder lyophilisierten Plasmen (immer aus Poolplasma aufgrund des Herstellungsprozesses) als gleichwertig an.

Zusammenfassend: Alle 3 Präparate sind mit den selben Indikationen zugelassen und müssen ABO Blutgruppenkompatibel transfundiert werden, Haltbarkeit 24 Monate

GFP: individuelles spenderabhängiges Präparat

S/D Poolplasma: standardisiertes Präparat mit potentiell niedriger Infektionsgefahr für bekannte aber auch unbekannte umhüllte Viren dabei Verlust an Faktoren

lyophilisierte Plasmen: wie S/D Plasma aber Lagerung bei 2-25°C möglich

Aber warum ist die Lagerung von lyophilisierten Plasmen ein Problem? Man kann sie im Blutdepot entweder in einem einfachen Arzneimittelschrank oder auch im Kühlschrank zusammen mit Erykonzentraten lagern.

Meine Empfehlung lautet bei häufigen Bedarf GFP mit einer Bevorzugung von AB Plasma zu lagern

und bei seltener Anwendung ein Notfallvorrat mit 4-10 lyophilisierten Plasmen (200 ml/Pack) der Blutgruppe AB im Blutdepot anzulegen (spart den extra –30°C Tief-Kühlschrank)


Zitat aus: LEITLINIEN ZUR THERAPIE MIT BLUTKOMPONENTEN UND PLASMADERIVATEN 3. überarbeitete und erweiterte Auflage

4 GEFRORENES FRISCHPLASMA

4.2 WIRKSAME BESTANDTEILE

Als gerinnungsaktiv wirksames Blutprodukt enthält das GFP bei sachgerechter Herstellung und Lagerung im Mittel pro Milliliter je ca. 1 Einheit (E) an allen Gerinnungsfaktoren und deren Inaktivatoren, wobei in Abhängigkeit von den individuellen Ausgangswerten der Blut- und Plasmaspender von 60 bis 140% (entsprechend 0,6 bis 1,4 E/ml) erhebliche Schwankungen vorkommen können. Als Qualitätskriterium, beispielhaft gemessen am Faktor VIII, soll das aufgetaute GFP mindestens 70% der ursprünglichen individuellen Aktivität aufweisen. Bei virusinaktivierten Poolplasmen ist zu berücksichtigen, dass die verschiedenen Verfahrensschritte zu einem geringen Abfall der Gerinnungsfaktoren auf bis zu 80% und zu einem teils deutlichen Abfall von Inaktivatoren des Gerinnungs- und Fibrinolysesystems (PI, á2-Antiplasmin, á1-Proteaseninhibitor, Protein S) führen. Diese Abweichungen und das unterschiedliche Plasmavolumen der verwendeten Einheiten müssen beim therapeutischen Einsatz von GFP bzw. SD-Plasma beachtet werden: eine Einheit mit 200-250 ml Plasma kann maximal 200-250 E, aber auch einen geringeren Gehalt an Gerinnungsfaktoren und deren Inaktivatoren enthalten.

Eine Besonderheit beim Poolplasma stellt der sehr niedrige Gehalt an hochmolekularen Polymeren des Von-Willebrand-Faktors (vWF) dar, was beim Plasmaaustausch von Patienten mit einer thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura sowie bei deren Erhaltungssubstitution von Vorteil sein kann

Die Proteinkonzentration im GFP ist abhängig von der Serumeiweißkonzentration des Blutspenders, deren Grenzwert für den Plasmapheresespender (beim GFP aus Vollblut wird dies nicht überprüft) mit mindestens 60 g/L festgelegt ist Die Proteinkonzentration im SD-Plasma beträgt 57 g/L.

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St. Schanz
Anästhesie und Notfallmedizin, Bluttransfusionswesen
Loßburg Schömberg

Beiträge: 141 | Mitglied seit: Juli 2003 | IP-Adresse: gespeichert
Kretschmer
kommt regelmäßig her
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ID # 13


  Erstellt am 20. Mai 2005 12:17 (#3)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail   HP HP
Zunächst schließe ich mich den Aussagen von Herrn Schanz weitgehend an: Ich empfehle, dieses Trockenplasma mit der Blutgruppe AB als Notfallgerinnungspräparat in begrenzter Zahl vorzuhalten (schneller einsetzbar). TRALI-Syndrome treten in Deutschland weit seltener als im Ausland auf, da wir kaum Plasma von Multipara in Verkehr bringen. TRALI ist natürlich mit gepooltem SD-Plasma kaum zu erwarten. Im übrigen ist aber der Goldstandard nach wie vor das FFP, denn die Aktivität der SD-Plasmen ist ohne Frage um 20 bis 25% niedriger bzgl. der Gerinnungsfaktoren, und Antiplasmin und Protein S, 2 wichtige Inhibitoren, sind stark vermindert (nur noch ca.25%). Im übrigen muss man sich gegen diese Ausnutzung eines Monopols wehren, zumal es mit höheren Kosten verbunden ist. Es kann unterstellt werden, dass man auf diese Weise direkt an die Anwender heran will, um den Verbrauch zu steigern, zumal derzeit zuviel Plasma im Markt ist. Man sollte im Zweifelsfall mit anderen Blutspendediensten bzgl. FFP oder mit Octapharma (eingefrorenes SD-Plasma) verhandeln, um den BSD davon abzubringen!!

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V. Kretschmer

Beiträge: 401 | Mitglied seit: September 2003 | IP-Adresse: gespeichert



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