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Autor Thema: Rhesusfaktoren für die Nierentransplantation zu berücksichtigen?
tfrietsch
Supermoderator
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ID # 24


  Erstellt am 23. August 2012 13:52 (#1)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Die Anfrage eines Mitglieds lautete:
Kennt jemand eine Literaturstelle, die belegt, ob Rhesusantigene auf Nierenepithel zu finden sind oder nicht?!?
Hier geht es in einem konkreten Fall um eine geplante NTX (Nierentransplantation).
Der Empfänger hat ein Anti-c (IgG-Titer 4), der Spender ist „ccD.Ee“.

Beiträge: 331 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert
tfrietsch
Supermoderator
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ID # 24


  Erstellt am 23. August 2012 16:33 (#2)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Liebe Kollegin,
Nach Rücksprache mit mehreren Kollegen (Dr. v. Zabern, Ulm; Dr. Emmerich, Freiburg; Dr. Hallensleben, Hannover) kristallisiert sich folgendes heraus.
Rhesusfaktoren sind lediglich auf Erythrozyten und in keinen anderen Geweben vorhanden (siehe Tabelle 1 in Nydegger et al: Histo-blood group antigens as allo- and autoantigens. Ann NY Acad Sci 2005; 1050:40-51).Antikörper des Empfängers gegen Rh-Antigene des Spenders sollten daher z.B. einer transplantierten Niere nicht schaden.

Übereinstimmend damit finden sich in cDNA Datenbanken Nukleotidfrequenzen in Blutgemisch, Knochenmark, Lymphknoten und Thymusgewebe, Hirn, Auge, Leber, nicht aber im embryonalen Lungen- und Nierengewebe (Tabelle 6-8, Rojewski et al. Tissue distribution of blood group membrane proteins beyond red cells: Evidence from cDNA Libraries. Trans Apher Sci 2006; 35:71.82). Spezifisch zum Epithel der Nieren gibt es keine Erkenntnisse.

Allerdings spielen andere anti-erythrozytäre Alloantikörper des Empfängers gegen das Nieren-Transplantat durchaus eine Rolle. Da ist insbesondere das AB0-System zu nennen, aber daneben kommen auch noch andere Blutgruppen wie beispielsweise Duffy, Kidd, Colton und Gerbich im Nierengewebe vor.

Obwohl AB0-inkompatible Nieren-Transplantationen gewagt werden, geschieht dies nur unter gewissen Voraussetzungen, mit konditionierenden und begleitenden Maßnahmen und unter einem engen Monitoring. Es sind weder für Duffy-inkompatible noch für Rhesusinkompatible Nierentransplantationen unseres Wissens jemals Konditionierungen vor der Transplantation durchgeführt worden.
In der Tat aber scheinen neben den Isoagglutininen auch noch andere Alloantikörper gegen Blutgruppenantigene für die Nieren-Transplantation relevant zu sein. So fand man einen negativen Einfluss von anti-Fy(a) des Empfängers auf das Transplantat-Überleben bei einer Nierentransplantation (Watorek et al. Anti-Fya antibodies as the cause of an unfortunate post-transplant course in renal transplant recipient. Ann Transplant 2008; 13:48-52).Aber auch Fälle von erfolgten Transplantationen bei vorhandenem Fy-Antigen sind durchgeführt worden und aus anderen Gründen fehlgeschlagen-insgesamt ist diese Frage also nicht eindeutig zu beantworten.

Es gibt aber noch eine andere Konstellation, nämlich dass der Spender Antikörper des gegen Blutgruppenantigene des Empfängers hat. Bei dieser Konstellation können über das "passenger lymphocyte Syndrome" beim Empfänger durch Allo-Antikörper (einschließlich der Anti-Rh-Antikörper!), die von Spenderlymphozyten gebildet werden, starke Hämolysen verursacht werden.

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Prof Dr. med. Thomas Frietsch
1. Vorsitzender der Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft
für Klinische Hämotherapie IAKH e.V.
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsmedizin Mannheim

Beiträge: 331 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert



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