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Autor Thema: 3-Wege-Hahn
rbinder
ist neu hier
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ID # 425


  Erstellt am 10. Dezember 2020 22:48 (#1)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Immer wieder werden bei Mehrfachtransfusionen 3-Wege-Hähne eingesetzt, d.h. es werden bei einer seriellen Transfusion zwei oder mehr Blutbeutel vorbereitet und (auch ohne Anwesenheit des transfundierenden Arztes bei Beginn der Transfusion) durch das Pflegepersonal transfundiert. Gibt es hierfür irgendeine Notwendigkeit oder Rechtfertigung? Wie ist zwischen Normalstation und ICU/AWR/Op zu unterscheiden?

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bi

Beiträge: 3 | Mitglied seit: Mai 2017 | IP-Adresse: gespeichert
tfrietsch
Supermoderator
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ID # 24


  Erstellt am 11. Dezember 2020 14:20 (#2)  |  Zitat Zitat   PN PN   E-Mail E-Mail
Sehr geehrter Herr Kollege,
Der Gebrauch von 3-Wege-Hähnen bei Mehrfachtransfusionen ist dann gesetzlich gedeckt, wenn der Arzt die Transfusionsserie persönlich gestartet hat. Die Weiterführung der Transfusionsserie an das Pflegepersonal zum Beispiel auf der Intensivstation nach erfolgtem Identitäscheck und Abgleich der Konservennummer erfordert auch keinen neuen Bedside-Test.

Einschränkend muss ich allerdings feststellen, dass ich erhebliche Zweifel habe, ob das auf Normalstation überhaupt passieren sollte. Denn für diese Praxis gibt es nur selten irgendeine Notwendigkeit oder Rechtfertigung, jedenfalls abseits von ganz wenigen Situationen bei unkontrollierten und starken Blutungen, die eine Massivtransfusion erfordern.
Die Praxis der Mehrfachgabe oder die Verordnung von Doppeleinheiten führt nachweislich zur Übertransfusion mit den damit verbundenen Komplikationen wie Volumenüberladung und dem erhöhtem Transfusionsrisiko durch jede weitere Konserveneinheit (siehe auch "Single Unit Policy" Literatur: Chan KL et al. Change in Patient-Reported Outcomes in Single-Unit Transfusion Comparable with Double-Unit Transfusion. Blood 2016 128:2636, ISBT-Empfehlung : https://www.isbtweb.org/working-parties/clinical-transfusion/6-single-unit-transfusion/).
Die dokumentierte Erfolgskontrolle nach Verabreichung einer Erythrozytenkonzentrat-Einheit ist deshalb unbedingt erforderlich. Anders sieht es bei der Verabreichung von vorab gut zu kalkulierenden Volumina/Dosis an Plasmaprodukten aus (siehe Dosierungsempfehlungen der neusten QLL 2020 (https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-Ordner/MuE/Querschnitts-Leitlinien__BAEK__zur_Therapie_mit_Blutkomponenten_und_Plasmaderivaten_-_Gesamtnovelle_2020.pdf).

Zusammenfassend sind Ihre Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Gebrauchs eines Dreiwegehahns zur Transfsionsserie auf Normalstation gerechtfertigt. Ich halte dieses Vorgehen für einen Verstoß gegen die Sorgfaltspflicht bei der Dosierung und nicht von der Querschnittsleit- und Richtlinie Hämotherapie gedeckt.

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Prof Dr. med. Thomas Frietsch
1. Vorsitzender der Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft
für Klinische Hämotherapie IAKH e.V.
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsmedizin Mannheim

Beiträge: 330 | Mitglied seit: Dezember 2003 | IP-Adresse: gespeichert



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