Transfusionspraxis

Transfusionspraxis von Singbartl und Walther-Wenke,rezensiert von T. Frietsch

  • 2014, Springer Heidelberg
  • Preis: 44,99 €, Kindle edition 34,99€
  • Seitenzahl: 274
  • Deutsch
  • Abmessung: 24,4 x 17 x 1,5 cm
  • ISBN-13: 978-3642554278
  • ISBN-10: 364255427X

 

 

 

 

 

 

Inhalt:

- Allogene Blutkomponenten-Zusammensetzung, Lagerung, Anwendung. Dokumentation

- Basiswissen Blutgruppenserologie

- Unerwünschte Transfusionsreaktionen

- Rechtskonforme Organisation und Durchführung hämotherapeutischer Maßnahmen

- Perioperative Therapie bei Hämostasestörungen

- Transfusionsmanagement bei Notfall- und Massivtransfusion

- Perioperative Hämotherapie bei Kindern und Neugeborenen

- Autologe Transfusion

- Planung eines individuellen perioperativen Transfusionskonzeptes

- Zeugen Jehovahs und Bluttransfusion

 

Im Detail:

- Das erste Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die verschiedenen Blutprodukte, deren Handhabung und Anwendung. Wichtige Alltagsfragen wie: „Welches Transfusionssystem für welches Produkt?“ sind genauso beantwortet wie Fragen zur Erwärmung von Blutkonserven. Gelungen ist vor allem die tabellarische Gegenüberstellung von lyphilisiertem zu Gefrier-Plasma.

- Im „Basiswissen Blutgruppenserologie“ sind vor allem die transfusionsrelevanten Allo-Antigensysteme tabellarisch herausragend dargestellt, die Verträglichkeit von Eks und TKs graphisch exzellent aufbereitet und ein Algorithmus zum Vorgehen beim unzureichenden Anstieg der Thrombozytenzahl nach Transfusion eines Thrombozytenkonzentrats abgebildet.

- Das Kapitel „Unerwünschte Transfusionswirkungen“ bereitet die unterschiedlichen Reaktionen anhand der Einteilung „Kriterien, Ursachen, Therapien, Meldehäufigkeit und Prävention“ gut systematisch auf und gibt Klarheit zu Meldpflichten und –wegen.

- Die „Rechtskonforme Organisation und Durchführung hämotherapeutischer Maßnahmen“ erläutert die Rahmenbedingungen der Hämotherapie-Praxis und gibt einen klaren Überblick über die Verantwortlichkeiten auf diesem Gebiet vom Chefarzt über den Apotheker und der Pflegedienstleitung bis hin zum transfundierenden Arzt. Besonderes Highlight ist die Aufnahme des Kapitels „Fehlermanagement“

- Hämostasestörungen sind in ihrer klinischen Relevanz dargestellt, aber etwas zu kurz gefasst. Zwar kann die häufige perioperative Frage beantwortet werden: „Welche Substitution, in welcher Dosis, bis zu welcher Faktorenaktivität und in welchem Zeitfenster ist bei einer Operation mit großen Wundflächen erforderlich?“  und auch die Therapie mit oralen Antikoagulanzien, deren Absetzen und das Vorgehen bei Akut- und Notfalleingriffen ist behandelt. Insgesamt fehlt aber etwas die Klarheit und Praxisrelevanz, an die man sich bei den anderen Kapiteln dieses Werks gewöhnt hat. 

- Zum Management bei Massivtransfusion gibt es zwei große Tabellen zu den therapeutischen Optionen, begleitet von einer leider etwas einseitigen Darstellung der Rotem-Diagnostik. Die organisatorischen Besonderheiten kommen definitv zu kurz und berücksichtigen nicht die unterschiedliche Personalstruktur in Häusern der Shhwerpunkt- und Regelversorgung.

- Eines der besten und sonst unerwähnten Themen ist die perioperative Hömotherapie bei Kindern und Neugeborenen. Die Darstellung ist reich an Abbildungen und Tabellen, Praxistipps und physiologische Grundlagen der Besonderheiten.

- Auch die autologe Hämotherapie kommt in den sonstigen Standardwerken zu kurz- hier ist in ausführlichem Rahmen geschildert, in welchem rechtlichen Rahmen welches autologe Verfahren wie angewendet und in seiner Effektivität bewertet werden kann. Details wie das unterschiedliche Separationsprinzip (kontinuierlich versus diskontinuierlich) bei der maschinellen Autotransfusion, nicht etablierte Indikationen, Produktqualitäten und ein mathematischer Vergleich zum Wirksamkeitsvergleich der Techniken unterstreichen den Expertenstandard der Autoren.

- Andernorts würde die „Planung eines individuellen perioperativen Transfusionskonzepts“ vielmehr „Patient Blood Management“ heißen und weniger weitblickend alle Register der Hämotherapie ziehen- einmal mehr zeigt dieses Kapitel, dass wir in sachkundiger Hand solche Konzepte bereits seit langem auch in Deutschland praktizieren. Wichtige individuelle Fragen sind hier nicht ausgespart:- Wann welche Antikoagulanzien weiterführen, wann pausieren, muss bei Adipositas ein höherer Blutverlust berechnet werden, welche Anämieformen profitieren von Eisen- und Erythropoetinzufuhr, wie muss ich den Schweregrad der Anämie einschätzen...“

- Die wichtige Frage, wie Zeugen Jehovahs ohne Transfusionen zu behandeln sind, ist in diesem umsichtig konzipierten Werk nicht vergessen worden. Die juristischen und ethischen Aspekte sind aufgearbeitet und gut verständlich präsentiert.

 

Fazit:

Eines der wenigen Werke, der dem Kliniker alles nahebringt, was er bei der Indikation, Durchführung und Anwendung von Blut und Blutprodukten beachten muss. Das kurze und gut zu lesende Buch, auch als elektronische Version verfügbar, ist von den angesehenen erfahrenen Klinikern Singbartl und Walther-Wenke herausgegeben und mit vielen Experten auf dem Gebiet der klinischen Hämotzherapie als Autoren verfasst. Es richtet sich an klinisch tätige Ärzte aller Fachdisziplinen, die keine ausgewiesenen Transfusionsmediziner sind, aber die Verantwortung und Aufgabe haben, Bluttransfusionen praktisch durchzuführen. Aus der Online Bewertung bei Amazon ist zu entnehmen: „Das vorliegende Werk gibt diese Hilfestellung und vermittelt Basiswissen zu Blutprodukten und Transfusionen für Nicht-Transfusionsmediziner. Es beschreibt u.a. die Risiken von Bluttransfusionen, die Grundlagen der Blutgruppenserologie und die Zusammensetzung von Blut und Blutprodukten sowie das Management bei Transfusionszwischenfällen; es geht auf das aktuelle Transfusionsgesetz ein und die Richtlinien zur Bluttransfusion sowie auf die Verordnung und Gabe von Blut und Blutprodukten. Das Werk ist praxisnah und übersichtlich gestaltet mit vielen konkreten Tipps, Flussdiagrammen und Tabellen“. Darüberhinaus ist es gut gegliedert und vermittelt auch dem praktisch Erfahrenen immer noch Neuigkeiten. Besonders wertvoll wird es durch die aktuellen Aspekte altbekannter Themen und die Aufnahme von sonst ausgesparten, weil zu klinisch orientierten Gebieten wie die individuelle Hämotherapie, die Bewertung autologer Verfahren oder die Hämotherapie von Kindern. Der Kaufpreis erscheint angesichts der Klasse dieses Buches beinahe als zu gering.

Bewertung/Empfehlung

Die IAKH Empfehlung daher-  5 von 5 möglichen IAKH-Tropfen

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