I Allgemeine Aspekte der Gesamtreihe
Für den spezialisierten Kliniker mit Interesse für hämostaseologische Fragestellungen ist diese Reihe als Einstieg oder auch als Nachschlagewerk lesenswert und interessant. Sind sie erfahrener "Gerinner", dann ist diese sehr propädeutische Reihe eher nichts für Sie. Das war auch nicht die Intention der Herausgeber: Fachspezifische Aspekte der Hämostaseologie sollten anhand des Klinikbezugs zum jeweiligen Fach beleuchtet werden. Insgesamt werden hämostaseologische Bezüge dezidiert auf die ausführlich dargestellten ätiopathologischen Ursachen bezogen und vermitteln eine differenzierte Hämotherapie im jeweiligen Fachgebiet. Die Literatur und der Verweis auf die existierenden Leitlinien sind aktuell. Darüber hinaus steigern Tabellen und Kasuistiken den didaktischen Wert. Am Ende jeden Kapitels steht eine Kurzzusammenfassung. Der Bezug der Bücher ist teilweise nicht mehr als Papercopy/ Gebunden möglich, das elektronische Format (bei Geburtshilfe und Chirurgie) ist teilweise nur PDF, nicht Kindle oder Kobo. Im Folgenden haben wir die einzelnen Ausgaben für Sie gelesen.
II Klinische Hämostaseologie in der neurologischen Intensivmedizin
Herausgeber: C Sucker, J Litmathe
Autoren: P Albrecht, M Dafoutakis, J Heckelmann, J Litmathe, S Selamet, C Sucker, F Voss
Inhaltsverzeichnis: Grundlagen Blutgerinnung, Hämorrhagische Diathesen, Thrombophilie, Grundlagen der Gerinnungsdiagnostik, Ischämischer Schlaganfall, Intrakranielle Blutung, SIRS/Sepsis, Thromboseprophylaxe, Transfusionsmedizinische Aspekte
Besprechung (angesprochene Kapitel kursiv in Anführungsstrichen):
Die "Grundlagen der Blutgerinnung" sind zeitgemäß in Bezug auf die Zeitgleichheit verschiedener didaktischer Gerinnungsschritte erklärt und mit anschaulichen Abbildungen verdeutlicht. Eine kurzgefasste Zusammenfassung in wenigen Zeilen am Ende jedes Kapitels beinhaltet das Wesentliche für bereits Vorgebildete oder als Repetitorium. Beim Kapitel "Hämorrhagische Diathesen" werden Thrombozytopathien, das von-Willebrand-Syndrom, Defekte der plasmatischen Gerinnung wie Hämophilie und Faktorenmangelzustände sowie auch komplexe erworbene Gerinnungsdefekte im Allgemeinen erklärt. Tabellen helfen bei der Verständlichkeit. Die hereditäre oder erworbene "Thrombophilie" (Kapitel 3) beinhaltet zum Beispiel eine Tabelle zu den diagnostischen Kriterien des Antiphospholipidsyndroms. In den "Grundlagen der Gerinnungsdiagnostik" werden sowohl Routineverfahren als auch viskoelastische Verfahren und Aggregometrie kurz und prägnant in ihren Grenzen dargestellt. Der "Ischämische Schlaganfall" ist mit klinik- und therapeutisch orientierten Einteilungen in Tabellenform und Perfusions-Computertomographie-Bildern gut dargestellt. Die intensivmedizinischen Strategien kommen in Anbetracht des Stellenwerts der intensivmedizinischen Therapie meines Erachtens in einem Buch über Intensivmedizin zu kurz. Ebenso wie die neuroradiologischen Therapieverfahren. Schließlich ist die Relevanz für die Hämostaseologie in diesen Bereichen und die interventionell bedingten Einflüsse beträchtlich. Sehr ausführlich sind die ätiopathogenetischen Informationen zur "Zerebralen Ischämie" im Vorhofflimmern, bei Angiopathie, PFO und seltenen Ursachen. Die Hämostaseologie wird dann unter Kapitel 5.6 Lyse, Neurothrombektomie und dekompressive Hemikraniotomie und 5.7 den Gerinnungsdefekten wie der Protein S und C-Mangel oder das Antiphospholipidsyndrom behandelt. Im Folgenden findet sich unter 5.8 Sinus-Hirnvenenthrombose und Stauungsinfarkte. Das Kapitel 6 zur "Intrakraniellen Blutung" schildert in gleichem Aufbau zuerst intrazerebrale, traumatisch intrakranielle, Subarachnoidal-Blutungen und die Blutungen seltenerer Ursachen, bevor dann unter 6.5 und 6.6 die Hirnblutungen unter Gerinnungshemmern und Gerinnungsstörungen als hämostaseologisch fokussierte Themen behandelt werden. Im Kapitel 7 SIRS/Sepsis werden zunächst neurogene Trigger (Abszess und Infektionen des ZNS), die Gerinnung in der Sepsis ausgeführt und mit wissenschaftlich interessanten Beobachtungen zur Liquorgerinnungs-Diagnostik abgeschlossen. Die beiden letzten Kapitel 8 und 9 „Thromboseprophylaxe in der neurologischen Intensivmedizin“ und „Transfusionsmedizinische Aspekte“ sind eher präparateorientiert und die neurointensivmedizinischen Aspekte nicht allzu ausführlich, aber immer wieder erwähnt.
Bewertung: Insgesamt ein schönes und ausführliches Werk, aufgelockert mit Kasuistiken, Tabellen und Abbildungen. Für den erfahrenen Kliniker zu ausführlich in den allgemein-medizinischen Inhalten, aber insgesamt macht der Bezug der differenzierten Hämostasetherapie mit Berücksichtigung der zugrundeliegenden Ursache die ausführliche Darstellung notwendig. Die Literaturstellen sind aktuell, die Orientierung an aktuellen Leitlinien und der Studienlage ist hervorragend, lediglich der Einfluss der Covid-19-induzierten Koagulopathie musste in Anbetracht des noch rudimentären Wissens zum Abfassungszeitpunkt auf wenige Zeilen beschränkt bleiben.
• ISBN 978-3-11-049098-5, Lib of Congress 2021940950
• 34 Abbildungen, 67 Tabellen
• De Gruyter GmbH, 2021, 347 Seiten, Preis: 51,95 €
III Klinische Hämostaseologie in der Geburtshilfe und Gynäkologie
Herausgeber und Autoren: C Sucker, S Ackermann
Inhaltsverzeichnis: Grundlagen: Gerinnungssystem und Gerinnungsanalytik (1-Blutgerinnung, 2-Präanalytik und Gerinnungsdiagnostik), Grundlagen Blutungsneigung (3-Angeborene und erworbene Gerinnungsdefekte, 4-Pharmaka bei Blutungsneigung), Grundlagen Thromboseneigung (5-Grundlagen venöser thrombotischer Ereignisse, 6-Thromboseneigung unter hormoneller Kontrazeption und Hormonersatztherapie, 7-Pharmaka zur Prophylaxe und Therapie venöser thrombotischer Ereignisse), Gerinnungsstörungen in der Gynäkologie und Schwangerschaft (8-Gerinnungsstörungen als Ursache der Hypermenorrhoe, 9-Blutungsneigung in der Schwangerschaft und bei der Entbindung, 10-Thromboseneigung in der Schwangerschaft), Perioperatives Gerinnungsmanagement in der Gynäkologie (11-Perioperative Blutungsneigung, 12-Perioperatives Thromboserisiko), Abortneigung und Schwangerschaftskomplikationen (13-Abortneigung und Intrauteriner Fruchttod), Kasuistiken (1 Fehldiagnose durch inadäquate Präanalytik, 2 Auffällige präoperative Gerinnungsdiagnostik, 3 Perioperative Blutungskomplikation bei von-Willebrand-Syndrom, 4 Kontrazeption bei schwerer Thrombophilie, 5 Schweres von-Willebrand-Syndrom als Ursache der Hypermenorrhoe, 6 Abortneigung unklarer Genese, 7 Habituelle Abortneigung bei Antiphospholipidsyndrom, 8 Tiefe Venenthrombose in der Schwangerschaft, 9 Thrombozytopenie in der Schwangerschaft, 10 Venöse Thromboembolie unter hormoneller Kontrazeption)
Besprechung: Die Anfangskapitel der Ausgabe für Chirurgen und für diesen Fachbereich sind sehr ähnlich. Ab Kapitel 2.8, dem Exkurs zu den immunhämatologischen Untersuchungen wurden fachspezifische Besonderheiten wie die Rhesusfaktorbestimmung im Rahmen der Schwangerschaft erwähnt, leider nur am Rande. Die Schwierigkeiten bei der Blutgruppenbestimmung beim Neugeborenen hätten eigentlich zu einem hämotherapeutischen Fokus dazugehört, aber so wird klar - hier geht es vorrangig um die Gerinnung. Bei der Thromboseneigung werden die Besonderheiten der Schwangerschaft und hormoneller Therapeutika erwähnt, individuelle Blutungs- und Thromboserisiken in der Schwangerschaft abgeschätzt, die Abortneigung und der intrauterine Fruchttod als Folge von Gerinnungsdefekten wie der Faktor-V-Leiden-Mutation oder des Antiphospholipidsyndroms (13.3) beleuchtet. Die 10 Kasuistiken verdeutlichen den Stellenwert der Hämostaseologie in diesem Fach, denn sie ist besonders angefangen von den physiologischen Veränderungen der Blutgerinnung in der Schwangerschaft über die thrombogenen Effekte therapeutischer Hormonpräparate und die Besonderheiten der Pharmakologie & Toxikologie. In dieser Ausgabe sind die fachlichen Spezifika der Geburtshilfe und Gynäkologie den allgemeinen Aspekten der Hämostaseologie hinzugefügt, oftmals aber nicht in der erhofften Gewichtung. Gefällig sind auf der anderen Seite Abbildungen und Tabellen, die viele Kliniker den langen Textpassagen vorziehen. Weniger gut ist allerdings die Übernahme von Abbildungen aus andern Editionen mit fachfremden Inhalten. Die besonderen Themen wie die Teratogenität der pharmakologischen Hämotherapie in der Schwangerschaft, speziell in diesem Klientel überproportional bedeutsame Erkrankungen wie das von-Willebrand-Syndrom und das Antiphospholipidsyndrom als auch physiologische und diagnostische Spezialitäten der Hyperfibrinolyse gehen gegenüber der Darstellung der Hämostaseologie in ihrer Gesamtheit beinahe unter. Ein Fokussierung auf fachspezifische Besonderheiten und Straffung der anderen Inhalte wäre vermutlich attraktiver. Besonders gefällt die Darstellung von schwangerschaftsbedingten Veränderungen von Protein S, PAI und D-Dimeren (bislang unveröffentlicht), die Abwägung verschiedener Kontrazeptiva mit Bezug zum Thromboserisiko (6.2), diagnostische und therapeutische Algorithmen (z.B. zur Hypermenorrhoe oder zur Thromboseprophylaxe in der Schwangerschaft unter Berücksichtigung von Thrombophilie und Disposition (Abb. 10.6)), aussagekräftige Tabellen (z.B. zur Differentialdiagnose von Blutungen (Tab. 9.3) oder Thrombopenien (Tab. 9.4) in der Schwangerschaft).
Bewertung: Insgesamt ein wichtiges Lehrbuch für die Kliniker in diesem Fachgebiet, nicht nur deshalb, weil diese Lücke bislang nicht gefüllt wurde.
• 41 Abbildungen, ca. 30 Tabellen
• ISBN 978-3-11-041945-0, e-ISBN (PDF) 978-3-11-041842-2 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-041851-4
• De Gruyter GmbH, 2017, 341 Seiten, Preis: 54,95 €
IV Klinische Hämostaseologie in der Chirurgie
Herausgeber und Autoren: C Sucker, R Pfitzmann
Inhaltsverzeichnis: Grundlagen Blutgerinnung, Grundlagen der Präanalytik und Gerinnungsdiagnostik, Grundlagen Blutungsneigung (Angeborene und erworbene Gerinnungsdefekte, Pharmaka bei Blutungsneigung), Thrombotische Ereignisse (Grundlagen venöser thrombotischer Ereignisse, Pharmaka zur Prophylaxe und Therapie venöser thrombotischer Ereignisse), Perioperatives Management (Perioperative Blutungsneigung, perioperatives Thromboserisiko), Kommentierte Kasuistiken
Besprechung: Eingangs wird der physiologische Prozess der Blutgerinnung dargestellt, dessen Kenntnis die Grundlage für das Verständnis der Gerinnungsdiagnostik und der Pathophysiologie von Gerinnungsstörungen darstellt. Nachfolgend wird die Gerinnungsdianostik in Grundzügen dargestellt, wobei insbesondere auch auf praktische Aspekte der Gerinnungsanalytik, beispielsweise präanalytische Faktoren, eingegangen wird. Nachfolgend werden dann die für das chirurgische Fachgebiet relevanten Themenkomplexe gesondert dargestellt: Zunächst werden Grundlagen der Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie von Störungen der Blutgerinnung, die mit einem gesteigerten perioperativen Blutungsrisiko assoziiert sind, vermittelt. Im Anschluss gehen wir dementsprechend auf venöse thrombotische Ereignisse ein. Im Abschnitt „perioperatives Management“ wird auf die Beurteilung des perioperativen Blutungs- und Thromboserisikos sowie Maßnahmen zur Blutungs- und Thromboseprophylaxe fokussiert. Interdisziplinäre Inhalte der Hämotherapie wie Algorithmen zur Diagnostik und Therapie (Abb. 5.5) oder die Therapie der tiefen Beinvenenthrombose (Tab 5.4) werden übersichtlich und für chirurgische Bereiche schnell greifbar als Abbildungen und Tabellen dargestellt. Abschließend werden anhand von 11 Kasuistiken typische Situationen aus dem Gebiet der „Hämostaseologie“ im perioperativen Setting dargestellt und hierbei auf häufige Probleme, Fragestellungen und Lösungsansätze eingegangen.
Bewertung: Insgesamt ein gelungenes Werk, wenn auch mit einigen Stärken und Schwächen im Detail. Beispielsweise ist es sehr erfreulich, dass die Präanalytik und die Blutprobenentnahme überhaupt in ihrer Bedeutung für die Gerinnung (z.B. Reihenfolge und Füllzustand der Röhrchen) erwähnt wird, aber dann fehlt ein so wichtiger Hinweis auf die Vermeidung der Probenverwechslung durch Voretikettieren. Wohl sind die Transfusionstrigger für jeweilige chirurgische Belange übersichtlich in einer Tabelle angegeben, der Bezug zu internationalen Angaben zur Blutungsstärke oder den Einbezug der Blutungsaktivität wie die Empfehlungen der AFSSaPS oder den Querschnittsleitlinine Hämotherapie fehlen. Die ausführlichen Hinweise zur Interpretation und den Einschränkungen der Labortests zur perioperativen Beurteilung der Blutungsneigung sollten zur Standardausbildung jedes Chirurgen vorgeschrieben werden. Ob aber jeder Chirurg die Zeit und Muße findet, die sehr Text-lastigen 205 Seiten des Gesamtwerks zu lesen, muss sich zeigen; man hätte sicherlich mehr auf Abbildungen (wie die Abb. 5.3. zur „Thromboserate in verschiedenen Bereichen“) setzen können. Positiv tragen dagegen die Tabellen und Gegenüberstellungen der einzelnen Präparate im Kapitel der „pharmakologischen Interventionen zur Thromboembolieprophylaxe und Therapie“ (Kap.6) und die Algorithmusabbildungen zur Leselust eines operationsfernen Fachinhalts bei.
• ISBN 978-3-11-041950-4, e-ISBN (PDF) 978-3-11-041844-6 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-041850-7
• 5 Abbildungen, 51 Tabellen, ISBN 978-3-11-049098-5, Lib of Congress 2021940950, DOI 10.1515/9783110418446-003
• De Gruyter GmbH, 2016, 209 Seiten, Preis: 54,95 €
V Klinische Hämostaseologie für Zahnärzte und Oralchirurgen
Herausgeber und Autoren: C Sucker, C Schüttler-Janikulla
Inhaltsverzeichnis: 1-Grundlagen Blutgerinnung, 2-Angeborene und erworbene Gerinnungsdefekte, 3-Pharmaka bei Blutungsneigung, 4-Antithrombotika, 5-perioperatives Grinnungsmanagement in der Zahnmedizin und Oralchirurgie, 6- Kommentierte Kasuistiken (1 Auffällige Gerinnungsdiagnostik, 2 Blutung bei unauffälliger präoperativer Gerinnungsdiagnostik, 3 Orale Antikoagulation mit NOAK und kleine zahnärztliche Eingriffe, 4 Thrombozytopenie, 5 Unerwartete Blutung im Rahmen zahnärztlicher Eingriffe, 6 Hämophilie A, 7 Paradontalchirurgischer Eingriff bei mechanischem Doppelklappenersatz, 8 von-Willebrand-Syndrom, 9 Thrombophilie und zahnärztliche Eingriffe, 10 Duale Plättchenhemmung, 11 Mehrtägige postoperative Blutung bei unauffälliger Anamnese), 7-Einsatz von plättchenreichem Plasma in Oralchirurgie und Implantologie
Besprechung: Schwere Blutungen im Rahmen der Oralchirurgie oder allgemeinzahnärztlicher Eingriffe sind ebenso extrem selten wie perioperative Thrombosen. Dennoch: Immer mehr Patienten werden mit Plättchenaggregationshemmung und direkten Faktor-10-Hemmern behandelt - also haben auch Oral- und Kieferchirurgen sowie Zahnärzte mit diesem Alltagsklientel zu tun. Sowohl intro- wie postoperative Blutungen gefährden ihre Arbeit, auch bei angeborenen Gerinnungsdefekten. Wann man die Medikation absetzen, wann überbrücken und wie man die starken Blutungen therapieren sollte, ist in diesem Werk der Reihe zu lesen. Die pathophysiologischen Gerinnungs-Kenntnisse der Oralchirurgen/innen und Zahnmediziner/innen werden in den ersten zwei Kapiteln vertieft und in den nächsten zwei Kapiteln durch die Kenntnisse entsprechender pharmakologischer Therapeutika ergänzt, wann einmal ausnahmsweise eine Thromboseprophylaxe notwendig ist, sollte man als verantwortlicher Arzt wissen. In diesem Buch wird den Lesern sinnvollerweise die Pathophysiologie der Gerinnung ebenso wie eine normale Fibrinolyse erklärt und auch der Cha2DS2-VASc-Score zugemutet bis hin zur Unterscheidung parenteraler von oraler Antikoagulanzien. Dann erst kann das perioperative Gerinnungsmanagement beginnen: Wie wird das Blutungsrisiko ermittelt (Anamnese!)?, Differenzialdiagnostik bei pathologischen Laborwerten, Abschätzung des perioperativen Thromboserisikos, eine wichtige Tabelle (Tab. 5.7, S. 116) zum hohen oder niedrigen Blutungsrisiko bei zahnärztlichen/oralchirgurischen Eingriffen. Die Kausistiken verdeutlichen dann die Wertigkeit der Hämosatseologie in dieser Disziplin. Die Verwendung von autologem plättchenreichen Plasma (PRP) zur Füllung von Knochenzysten/defekten oder primären Wundabdeckungen in Zahnarztpraxen wird unter den Aspekten der widersprüchlichen und unzureichenden Evidenzlage diskutiert. Man vermisst in dieser kurzen Darstellung den Hinweis, dass die PRP-Herstellung und Verwendung dem Transfusionsgesetz und der Richtlinie Hämotherapie unterliegt.
Bewertung: Auch in diesem Werk sind wertvolle Handlungsempfehlungen in Form von Algorithmen (z.B. zur Gerinnungsanamnese und weiterführenden Diagnostik mit und ohne Laboranalytik (Abb. 5.1 und 5.2) an die Hand gegeben. Man findet sehr praktische Tabellen mit praxisrelevanten Angaben wie das Pausen und den Wiederbeginn von DOAKs (Tab. 5.10) oder eine Kategorisierung des Blutungsrisikos von oralchirurgischen Eingriffen (Tab. 5.7). Schade nur, dass bestimmte Teile einfachheitshalber übernommen wurden. So fehlt bei der Präparatebesprechung das plättchenreiche Plasma, das dann später behandelt wird. Ein ernstes Versäumnis stellt dar, dass die dazu geltenden Regelungen und Voraussetzungen, unter denen das PRP angewendet werden darf, nicht erwähnt sind.
• ISBN 978-3-11-049096-1, e-ISBN (PDF) 978-3-11-049287-3, e-ISBN (EPUB) 978-3-11-049157-9
• 11 Abbildungen, 36 Tabellen
• De Gruyter GmbH, 2019, 145 Seiten, Preis: 54,95 €