Patient Blood Management

Individuelles Behandlungskonzept....- von H. Gombotz, K. Zacharowski und D. Spahn, rezensiert von P. Becker und T. Frietsch, Mannheim

  • 2013, Thieme Verlag
  • Preis 49,99€
  • 1.Aufl.
  • Ausstattung/Bilder: Softcover Enband, 35 farb. Abb. u. 42 Tab.
  • Seitenzahl: 214
  • Deutsch
  • Abmessung: 240 mm x 182 mm x 11 mm
  • ISBN: 978-3-13-170621-8
  • Auch erhältlich als ebook: eISBN: 978-3-13-170631-7

 

 

 

Inhalt:

  • Einführung (u.a. Erläuterungen zu Transfusionen und Outcome , Konzept, etc.)
  • Praxisbezogene präoperative Vorbereitung von Patienten    
  • 1. Säule des PBM–Optimierung des Erythrozytenvolumens   
  • 2. Säule des PBM-Minimierung von Blutung und Blutverlust    
  • 3. Säule des PBMErhöhung und Ausschöpfung der Anämietoleranz      
  • Ausblick und praktische Umsetzung    
  • PBM im nicht-chirurgischen Bereich     
  • Anhang

Besprechung

Das 213 Seiten umfassende Werk mit dem englischen Titel : "Patient Blood Management" ist insgesamt ein sehr gutes und lesenswertes Buch für den operativen Kliniker, ob Chirurg oder Anästhesist, als auch den interventionellen Kardiologen, nicht so sehr für den konservativen Therapeuten, den Intensivmediziner und Haematoonkologen, obwohl letztere Fächer auch berücksichtigt wurden.

"Patient Blood Management" (PBM) ist demnach ein internationales , multidisziplinäres und evidenzbasiertes Behandlungskonzept zur Reduktion von Anämie und Transfusionen, mit dem Ziel das Outcome der Patienten zu verbessern und die Kosten der Therapie zu verringern.

Nach einem Einführungskapitel, in dem die Evidenzbasis und das Konzept der perioperativen Hämotherapie gut dargestellt ist, folgt je ein Kapitel zur präoperativen Vorbereitung, zur Optimierung des Erythrozytenvolumens, zu Minimisierung von Blutung und Blutverlust, zur Erhöhung und Ausschöpfung der Anämietoleranz, zum Ausblick und zur praktischen Umsetzung des Konzepts, zuletzt zu Besonderheiten in der Intensivmedizin und der Hämato-Onkologie.

 

Besonders erwähnenswert ist das erste Referat, das die Rolle der modernen Transfusionsmedizin im Sinne eines wieder intensiveren Engagements in der klinischen Praxis sieht. Nicht nur die Infektionsgefahr durch Prionen und Alzheimer durch Bluttransfusion und der Lagerungsschaden werden in diesem Kapitel erwähnt, sondern auch allgemeine Anforderungen einer individualisierten Entscheidungsfindung zur Transfusion und Blutbereitstellung in chirurgischen Disziplinen (leider ohne Berücksichtigng der Hämato-Onkologie) als Risikoabwägung unter Berücksichtigung des geplanten Engriffs (leider zu kurz und zu allgemein). Die Erkenntnisse zum Outcome der transfusionspflichtigen Patienten wird gewohnt schlüssig von A. Hoffman dargestellt, ebenso wie die kritischen ökonomischen Betrachtungen zum Marktpreis von Erythrozyten und Thrombozytenkonzentraten. Da die Blutprodukte bislang als kaum ersetzbar galten und immer im Zusammenhang zur Operation gebraucht wurden, hat die Patientenentscheidung, sich dem Transfusionsrisiko auszusetzen, selten eine Rolle gespielt. Die Schlüsselrolle des Vergleichs von verschiedenen operativen Abteilungen- das sogenannte "benchmarking"- wird als zukünftiges Steuerungselement der Behörden in Österreich und Australien, als Orientierungshilfe für die Kliniker und erster Schritt zur verbesserten Versorgung mit Blut dargestellt.

Im zweiten Kapitel wird die Rolle der Anästhesieambulanz bei Diagnostik und Therapie als auch  die theoretische Rolle des Hausarztes aufgeführt, leider ohne realistische Loesungen des deutsche Budgetkorsetts, das der aktiven Beteiligung der Einweiser beim PBM entgegensteht. Lobenswert ist, dass die Berechnungsgrundlagen für einen zu erwarteten Blutverlust, den voraussichtlichen Transfusionsbedarf als auch die Bereitstellungs-und Bestellpraxis ausführlich abgehandelt und mittels Entscheidungsbaum-Algorithmus illustriert wird.

Im Kapitel zur Anämiediagnostik sind die diagnostischen Grundzüge verständlich dargestellt und ausreichend mit Graphiken aufgelockert. Die Anämietherapie hingegen ist  zu vereinfacht und ohne individuelle oder algorithmusorientierte Entscheidungshilfe abgehandelt. Die Empfehlungen orientieren sich allesamt nach Literaturzitaten. Hier wird deutlich, dass nur wenig praktische Erfahrungen der perioperativen  und intravenösen Eisen- und Erythropoetintherapie vorliegen.

Das Kapitel 4 stellt die Techniken zur Minimierung von Blutung und Blutverlust durch die Reduktion unnötiger Blutentnahmen, durch ein modernes Gerinnungsmanagement, den Einsatz von fremdblutsparender Maßnahmen und der Minimalinvasiven Chirurgie in diesem Zusammenhang ausreichend dar, wenn auch die Fülle der Erkenntnisse über Alternative Verfahren nicht in jedem Detail erwähnt werden können und deshalb der Kürze auch einige Ungenauigkeiten geschuldet bleiben. Lyophilsiertes Plasma fehlt als Therapeutikum. Eindeutig zu kritisieren und dem interdisziplinäreren Konzept abträglich sind Formulierungen, die die chirurgischen Partner (zwar von Chirurgenautoren selbst, aber nichts destotrotz) als so wörtlich als einen  " wesentlichen Risikofaktor für einen perioperativen Blutverlust" bezeichnen.

Das physiologische praxisnahe Grundlagen-vermittelnde Kapitel 5 braucht man im Gesamtkonzept nicht vermissen, ist aber leider etwas lieblos ohne Graphiken angeboten. Sehr aktuell werden die jüngsten Empfehlungen zur praktischen Erythrozytengabe als auch die Behandlung von Zeugen Jehovas eingeschlossen.

Die restlichen kleineren Kapitel runden die noch zu vermissenden Aspekte des umfassenden Konzepts ab und beschließen das insgesamt geglückte Werk der Herausgeber.

Bewertung/Empfehlung

Die IAKH Empfehlung daher-  4 von 5 möglichen IAKH-Tropfen

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