Transfusionsassoziierte Pharmakotherapie

Singbartl & Singbartl 2016, rezensiert von J. Erhard

Transfusionsassoziierte Pharmakotherapie

Günter Singbartl, Kai Singbartl (Herausgeber)

2016, Springer Medizin, Heidelberg

Preis 49,99 Euro, e-book-Edition verfügbar

Seitenzahl 219

Deutsch

Abmessungen 24,4 x 17 x 1,2 cm,  Softcover

ISBN 978-3-662-47257-6 

Das handliche Buch wendet sich an alle Ärzte, die in die Hämotherapie involviert sind. Der insgesamt gut verständliche Inhalt ergänzt mit der ausführlichen und durchaus praxisnah abgehandelten Pharmakotherapien bereits bestehende Konzepte im Blutmanagement sehr sinnvoll. Die praxisbezogenen Zusammenfassungen, die jedes Kapitel einleiten und abschließen, geben einen raschen und verständlichen Überblick über die wichtigsten Aspekte der abgehandelten Pharmaka.

Inhalt:

  1. 1.Eisen
  2. 2.Erythropoese stimulierende Pharmaka (ESP)
  3. 3.Antifibrinolytika-Tranexamsäure und Aprotinin
  4. 4.Fibrinogen
  5. 5.Desmopressin
  6. 6.Rekombinanter Faktor VIIa

Glossar, Stichwortverzeichnis

Rezension im Detail

Im Vorwort ordnen die Herausgeber das Buch im Gesamtkonzept einer klinischen Hämotherapie ein: sehr richtig und nachvollziehbar zeigen sie das je nach Wissensstand des jeweilgen Hämotherapeuten mehr oder weniger große Defizit in der spezifischen Pharmakotherapie dieses klinisch wichtigen Bereiches auf. Zu erinnern ist hier nur an die Diskussionen zum Aprotinin und die nach wie vor bestehenden Unsicherheiten beim klinischen Einsatz des Rekombinanten Faktors VIIa.

Jeder, der der Meinung ist, über den Eisenstoffwechsel in der Relevanz zur klinischen Diagnostik und Therapie bereits genügend zu wissen, wird im Kapitel 1 „Eisen“ bereits eines Besseren belehrt. Der Autor versteht es, die große Bedeutung des Eisens als essentielles Spurenelement profund darzustellen. Der gesamte Stoffwechselweg wird anschaulich erklärt. Besonderes Augenmerk wird auf die Darstellung der Zustände des Eisenmangels gelegt und daraus die diagnostischen Schritte abgeleitet und die notwendige Therapie aufgezeigt. Der Autor geht dabei auch auf neuere Entwicklungen in der klinischen Diagnostik von Eisenmangel ein wie die Bestimmungen von Hepcidin, BMP6 und Erythroferron. Leicht verständliche Abbildungen können für die rasche Orientierung in der Klinik gut genutzt werden.

Das sinnvoll angeschlossene Kapitel 2 zu „Erythropoese stimulierenden Pharmaka (ESP)“ ist ausführlich abgehandelt. Es gelingt dem Autor mit vielen vagen Vorstellungen zu ESP aufzuräumen. Das Kapitel ist ein klares Credo für einen vermehrten, sinnvollen Einsatz von ESP in der perioperativen Hämotherapie. 

Nach dem Einstieg in die Grundlagen der Pharmakologie von ESP werden die verschiedenen verfügbaren Präparate in ihren freigegeben Anwendungsbereichen dargestellt. Ergänzt wird der Text durch ein ausführliches Material von Tabellen zu Anwendungsstudien in unterschiedlichen klinischen Indikationen mit und ohne Eisentherapie. Auch zum empfohlenen Vorgehen beim Off-Label-Use wird klar Stellung bezogen. Die Algorithmen zur Anwendung von ESP in verschiedenen klinischen Situationen sind sehr komplex und erst nach Studium des Textes wirklich verständlich. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einer sorgsamen Kosten-Nutzen-Analyse.

Das Kapitel 3 „Antifibrinolytika-Tranexamsäure und Aprotinin“ ist sehr ausführlich über 100 Seiten abgefasst. Nach wirklich ausführlicher und auch für den Kenner der Präparate sehr tiefgehender Darstellung der Pharmakologie der Präparate wird insbesondere zur klinischen Anwendung von Tranexamsäure ausführlich Stellung bezogen. Dabei wird im Text noch in den perioperativen Anwendungen auch für Spezialitäten wie Kardiochirurgie bei Säuglingen, Kindern und Erwachsenen unterschieden. Desweiteren wird abschließend auf die Indikationsspektren für Tranexamsäure und das wieder zugelassene, aber noch nicht wieder im Handel befindliche Aprotinin eingegangen. Die Orientierung für die klinische Unsetzung wird in diesem komplexen Kapitel durch Gliedrungen und separate Zusammenfassungen der Unterkapitel erleichtert.

Im Kapitel 4 „Fibrinogen“ werden zur Einordnung der Rolle des Pharmakons Grundlagen der Gerinnung und wesentliche klinische Situationen mit eingetretenen oder zu erwartenden Gerinnungsstörungen dargelegt und die Rolle des Fibrinogens in der Therapie klar dargestellt. Besonderes Augenmerk legen die Autoren auf das Monitoring und die Einordnung der Point-of Care Gerinnungsdiagnostik. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einer Übersicht zur Fibrinogenersatztherapie als FFP, Cryopräzipitate und FI -Konzentrate. 

„Desmopressin“ und seine Einordnung in ein hämostaseologisches Gesamtkonzept ist das Thema im Kapitel 5. Wieder ist die Pharmakologie vom Autor ausführlich dargestellt, was bei diesem nicht für jeden Kliniker sofort nachvollziehbarem Zusammenhang mit Hämostase wichtigen Pharmakon sehr sinnvoll erscheint. Ausführlich wird auf die Indikationen zur Anwendung bei leichter Hämophilie A, dem von-Willebrand-Jürgens-Syndrom und der Thrombozytendysfunktion eingegangen.  

Das abschließende Kapitel 6 befasst sich mit der Pharmakologie und aktuellen klinischen Einordnung des „Rekombinanten Faktors VIIa“. Eingegangen wird mit Dosierungsempfehlungen auf die gesicherten Indikationen von Blutungen bei Inhibitor-positiver Hämophilie A und B, bei Hemmkörper-Hämophilie und angeborenem Faktor VII-Mangel. Ausführlich wird das Für und Wider der Off-Label-Use Anwendung dargestellt und hier die Voraussetzungen für eine noch sinnvolle Anwendung herausgearbeitet.

Jedem Kapitel ist eine ausführliche Literaturübersicht mit auch aktuellen Arbeiten angefügt. 

Zusammenfassend stellt das Buch eine sehr gute Ergänzung zu bereits bekannten Übersichten zur Hämotherapie und PBM-Konzepten dar. Die Redundanzen, die in einigen Kapiteln auftreten, werden nicht als störend empfunden, da sie häufig noch weitere Therapieaspekte eröffnen (Beispiel Eisen/ESP). Vermisst wird eine abschließende Zusammenschau der vorgestellten Präparate im Hinblick auf Anwendungsüberschneidungen, Interferenzen und sinnvolle Ergänzungen. 

Insgesamt für den Kliniker und Hämotherapeuten eine sehr sinnvolle Anschaffung sowohl für akute Fragen in der Klinik als auch für tiefer gehende Nachfragen. 

IAKH-Empfehlung: 5 von 5 IAKH-Tropfen

 

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