Evaluierung der Transfusionspraxis bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma (SHT) an einer Universitätsklinik in Deutschland – eine Bestandsaufnahme

IAKH Förderpreis 2023

 

Dr. med Regina Hummel, Universitätsmedizin - Johannes Gutenberg Universität Mainz, Anästhesiologie

 

1      Transfusionspraxis bei SHT-Patienten

Schädel-Hirn-Traumata (SHT) sind weltweit ein signifikantes Problem, welches zu erheblicher Mortalität und schweren neurologischen Beeinträchtigungen führen kann.1 Die optimale klinische Versorgung dieser schwer verletzten Patienten stellt uns weiterhin vor große Schwierigkeiten. Einschränkungen der zerebralen Autoregulation durch das Trauma führen zu Störungen der Sauerstoffverfügbarkeit und Expertenmeinungen schlagen eine höhere Hämoglobin Konzentration vor, um metabolische Störungen zu verhindern und die Sauerstoffverfügbarkeit im Gehirn zu verbessern. Eine Anämie ist mit ungünstiger Prognose assoziiert und Transfusionen können die zerebrale Oxygenierung verbessern.2 Die Evidenz für bestimmte Transfusionstrigger in Patienten mit SHT ist jedoch extrem gering und es gibt keine klaren Leitlinien.34 Restriktive Strategien werden bereits seit längerem für Patienten auf Intensivstationen angewandt.5 Bei Patienten mit SHT stellt sich hingegen die Frage, ob eine liberale Strategie zu verbessertem neurologischem Outcome führt bei verbesserter Versorgung des hypoxischen Gehirns oder ob eine erhöhte Mortalität durch die Transfusion gegeben ist. Transfusionsreaktionen und Infektionen sind selten, jedoch können sie einen signifikanten Einfluss auf Morbidität und Mortalität in dieser Gruppe kritisch kranker Patienten haben.6 Daten über die Transfusionspraxis bei SHT Patienten in Deutschland sind nicht vorhanden. Das Ziel dieser Studie ist es anhand einer Bedarfsanalyse prädiktive Faktoren für die Gabe von EK, FFP, TK und Gerinnungsfaktoren bei SHT Patienten unter besonderer Berücksichtigung von OP-Dauer, Operationsart, Hb, ASA, Geschlecht, Gewicht, Laktat und Katecholamin-Gabe sowie GCS, Mortalität und length of stay (ICU/ Krankenhaus) als Outcome Parameter zu analysieren.

 

 

2      Literatur

[1] Maas AIR, Stocchetti N, Bullock R. Moderate and severe traumatic brain injury in adults. The Lancet Neurology. 2008;7(8):728-41.

[2] Lelubre C, Bouzat P, Crippa IA, Taccone FS. Anemia management after acute brain injury. Critical Care. 2016;20(1):152.

[3] East JM, Viau-Lapointe J, McCredie VA. Transfusion practices in traumatic brain injury. Curr Opin Anaesthesiol. 2018;31(2):219-26.

[4] Beschluss der Bundesärztekammer über die Querschnitts-Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten, Gesamtnovelle 2020. Dtsch Arztebl International. 2020;117(40):A-1883-A-.

[5] Hébert PC, Wells G, Blajchman MA, Marshall J, Martin C, Pagliarello G, et al. A multicenter, randomized, controlled clinical trial of transfusion requirements in critical care. Transfusion Requirements in Critical Care Investigators, Canadian Critical Care Trials Group. N Engl J Med. 1999;340(6):409-17.

[6] Ackfeld T, Schmutz T, Guechi Y, Le Terrier C. Blood Transfusion Reactions - A Comprehensive Review of the Literature including a Swiss Perspective. Journal of Clinical Medicine. 2022;11(10):2859.

 

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