Idaruzicumab (Praxbind®) als Antidot gegen Dabigatran in Deutschland verfügbar

Jetzt können direkte Faktor X-Hemmer wie Dabigatran und Rivaroxaban antagonisiert werden!

Jetzt kann die antikoagulatorische Wirkung von Dabigatran (Pradaxa) kurzfristig unterbrochen werden!

Das intravenös zu verabreichende Dabigatran-Antidot Idaruzicumab ist auf dem Markt und für den klinischen Einsatz verfügbar. In Deutschland wird das Antidot unter dem Präparatenamen Praxbind® (Boehringer Ingelheim) vertrieben. 

In einem beschleunigten Verfahren hatte die EMA das Mittel zur Dabigatran-Antagonisierung europaweit zugelassen. Das Antikörperfragment neutralisiert die Wirkung von Dabigatran und kann bei bedrohlichen Blutungen oder zur Vorbereitung von Notfalleingriffen eingesetzt werden. Die Gabe von Praxbind® erfolgt in Form von 2 Kurzinfusionen (50 ml) zu je 2,5 g, die im Abstand von etwa 15 min verabreicht werden sollen (Pollack CV et al. N Engl J Med 2015; 373: 511-20). Damit kann eine sichere Neutralisation der thrombinhemmenden Wirkung von Dabigatran erreicht werden. 

In der klinischen Prüfung befindet sich zurzeit ein Antidot, das die gerinnungshemmende Wirkung der direkten oralen Faktor-Xa-Inhibitoren aufheben soll. Das von Portola Pharmaceuticals hergestellte Andexanet Alpha ist ein rekombinantes Protein, das in seiner Struktur dem aktivierten Faktor X (FXa) entspricht. Durch gezielte Mutagenese wurde jedoch das aktive Zentrum inaktiviert und die Phospholipid-bindenden Domänen entfernt. Der derart modifizierte inaktivierte FXa besitzt keine gerinnungsaktivierende Wirkung mehr, kann aber die Xabane (Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban) in gleicher Weise wie FXa binden und dadurch neutralisieren. Andexanet Alpha wird intravenös appliziert (Siegal DM et al. N Engl J Med 2015; 373: 2413-2424) und wirkt dabei als sogenannter Scavenger (Fänger), welcher an den nicht proteingebundenen, freien Anteil eines Faktor-Xa-Hemmers im Blut mit hoher Affinität bindet und so dessen Bindung an nativen Faktor-Xa und die dadurch induzierte Gerinnungshemmung verhindert. Der Andexanet-alfa/FXa-Hemmer-Komplex wird danach über die Leber ausgeschieden. Die in obiger Studienquelle verwendete Dosis ist abhängig vom zu antagonisierenden Xaban: Sie beträgt nach einer Bolusdosierung von 400 mg Andexanet alpha, gefolgt von einer kontinuierlichen Infusion von 4mg/min fur 120 Minuten für Apixabanbehandelte oder 800 mg Bolus gefolgt von einer kontinuierlichen Infusion von 8mg/min fur 120 Minuten fur Patienten unter Rivaroxaban.

Einen kürzlichen Überblick, auch über das nicht so kurz vor der Zulassung stehende Aripazine, gab es von S. Harder  Im Arzteblatt Ende 2015 

B. Pötzsch, T. Frietsch 

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