Internationale Consensuskonferenz zum Patient Blood Management

Siegmund-Schulze S. Wie lässt sich Spenderblut optimal verwenden? Deutsch Ärztebl 2018; 115(25) 1026-8

Die überraschenden Ergebnisse der Internationalen Consensuskonferenz zum Patient Blood Management in Frankfurt werden jetzt im deutschen Ärzteblatt dargestellt (zum Artikel). Die Konferenz fand im Mai 2018 als internationales Meeting unter Teilnahme vieler namhafter Autoren der wissenschaftlichen Fachpresse statt. Naturgemäß waren viele internationale Transfusionsmediziner anwesend. Deutsche Kliniker suchte man unter den stimmberechtigten Teilnehmern vergeblich.

Die Konferenz wurde von der European Blood Alliance (nbsp]in Zusammenarbeit mit der Transfusionsmedizin in Frankfurt koordiniert, von der DGTI, der amerikanischen, italienischen, französischen Transfusionsgesellschaften und weiteren unterstützt. Ziel ist die Herausgabe von konsentierten Leitlinien-Empfehlungen für den Umgang mit den ausgewählten Themen "präoperative Anämie", "Transfusionstrigger", "Implementierung von PBM". Geladen waren, wie bereits erwähnt, namhafte Autoren zu diesen Themen, darunter Jeff Carson und Mike Murphy. Die Besetzung des Scientific Committee findet sich auf der entsprechenden Webseite.

Die Konsensusfindung auf der Konferenz wurde mit Abstimmungen zu vorformulierten Fragen nach Darstellung der vorab recherchierten Evidenz (von einem kommerziellen belgischen Rechercheteam) nach wissenschaftlicher Methodik (PICCO und GRADE) bewerkstelligt. Obwohl die deutschen klinischen Fachgesellschaften (DGAI, DIVI, DGC etc., darunter auch die IAKH) eingeladen waren, waren sie bei diesen Fragen nicht stimmberechtigt. Auch in die Organisation und Auswahl der Fragen und Themen waren deutsche Kliniker und Anwender der Blutprodukte nicht eingebunden.  

Das war auch für die 2 ersten Fragestellungen nicht sehr notwendig, da zur präoperativen Anämie gerade am Konferenztag die S3 Leitlinie der AWMF veröffentlicht worden war und die Transfusionstrigger in den deutschen Querschnittsrichtlinien derzeit aktuell überarbeitet werden. Die Implementierung des PBM ist aber ein international bedeutsames Thema, worauf der Artikel des Ärzteblatts mit dem Fokus auf den optimalen Einsatz des Spenderblutes auch abzielt. Der hohe Blutverbrauch in Deutschland ist als Graphik dargestellt und die Möglichkeit des Einsparens anhand der Studie von P. Meybohm und K. Zacharowski im Ann Surg von 2016  zitiert.  Der restriktive Einsatz von Blut ist als "im Allgemeinen effektiv und sicher" betitelt. Die Inzidenz der präoperativen Anämie wird im Artikel mit 33% angegeben. Prof Seifried übte Kritik an der seiner Ansicht nach veralteten WHO-Definition der Anämie.

Man muss dem Frankfurter Institut für Transfusionsmedizin und Prof. Seifried für die großartige Initiative danken; als auch dem Ärzteblatt, das den Fokus auf dieses wichtige Thema gelenkt hat.

Ich wünsche mir, dass damit das PBM oder besser "die individualisierte Hämotherapie" in die Aufmerksamkeit Aller, Kliniker wie Verwaltungen, gerückt ist und nun leichter implementierbar ist. Und auch, dass die Anwender von Blut und Bluprodukten, also Chirurgen, Onkologen, Gynäkologen, Intensivmediziner, Hämatologen, Anästhesisten etc.  bei solchen Konferenzen in Zukunft nicht vergessen werden. Schließlich sollen wir die Leitlinien auch umsetzen. Und die Compliance ist immer höher, wenn ich irgendwo bei der Evidenzerfassung und Abfassung mitgearbeitet habe...

Prof. Dr. Th. Frietsch

Vorsitzender der IAKH

 

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