Müssen wir die Maschinelle Autotransfusion großzügiger oder restriktiver einsetzen?

Europäische (ESA) und britische Leitlinien setzen die maschinelle Autotransfusion großzügiger ein als wir- was steckt dahinter?

  • Die maschinelle Autotransfusion ist in der kontaminierten Darmchirurgie nicht unbedingt kontraindiziert, wenn Antibiose gegeben wird, Darminhalt nicht eingesaugt und zusätzliche Waschgänge durchgeführt werden - das sind die gängigen Empfehlungen Grad 1c der ESA Guidelines (Eur J Anesthesiol 2013;30:270-82)
  • Im offenen Bauchtrauma finden sich zwar mehr Erreger in der MAT-Konserve, aber im Endeffekt die gleiche Rate an Infektionen bei den Empfängern. Die Evidenz rührt aus einem RCT (n=44) und einer Observationsstudie (n>150) (Ozman et al: J Trauma 1992; 32; 36-9; Ashworth et al. BJA 2010; 105: 401-416). Daraus resultierte eine ESA Guidleine Empfehlung Grad 1C
  • In der Geburtshilfe gibt es durch den MAT-Einsatz zur Sectio nicht mehr Fruchtwasserembolien, Infektionen oder fetale Erys im MAT_Produkt (mütterliche Immunisierungsrate gleich). Das resultiert in einer Empfehlung Grad 1 C der Guidelines Obstetric Anesthesia OAA/OAGBI, NIH 2005
  • Laut NIH und ESA Guidelines ist die MAT auch in der urologischen Krebschirurgie (EJA 2013; 30:270-84) und  vizseraler, Leber und Cervix- Krebschirurgie mit Leukozytendepletionsfiltern einsetzbar (laut Meta-Analyse Waters, Transfusion 2012).  

    Bei Malignompatienten und einem Eingriff fern vom Tumorgebiet ist auch in Deutschland bisher unbestritten, dass die MAT problemlos eingesetzt werden kann, weil zirkulierende Tumorzellen durch die MAT ohne Eröffnung des Tumorgewebes im Wundbereich nicht vermehrt in die Zirkulation eingebracht werden können und eine Streuung und Tumoraussaat durch die MAT nicht möglich ist.

    Ein anderes galt bislang in Deutschland für die Anwendung der MAT bei der Tumorchirurgie zum Beispiel des Blasen- oder Prostatacarinoms, des hepatozellulären Carcinoms und weiterer blutverlustreichen Resektionseingriffe. In den Querschnittsleitlinien von 2010 wird der Einsatz der autologen Autotransfusion mit Cell Saverblut nach Bestrahlung mit einer Expertenempfehlung der Stärke 2c versehen. Die Bestrahlung, die im Universitätsklinikum Regensburg etabliert wurde, hat Angesicht der formalen Eatblierungshürden aus folgenden Gründen wenig Verbreitung gefunden:

  • –Notwendigkeit einer Herstellungserlaubnis

  • –Kooperation mit Strahlentherapie vor Ort

  • - Leukozytendepletionsfilter ist nur fraglich ausreichend (laut Hanssen:„50Gy die einzig sichere und empfohlene Methode in der Tumorchirurgie“ )

    Es mehren sich nun aber Studien von der sicheren Anwendung der unbestrahlten MAT mit Leukozytendepletionsfiltern in der Tumorchirurgie.

    In der Metaanalyse sind viele Malignomarten beteiligt und eine 363 Patienten mit 970 MAT -Konserven in der Metaanalyse von Water et al (2012 in Transfusion publiziert) dargestellt. In der Abbildung unten sieht man im Forest Blot, dass keine Vorteile bezüglich der Rezidivrate existiert, ob nun Fremdblut gegeben oder autotransfundiert wurde- links für alle Karzinompatienten, rechts nur für die Prostatachirurgie.

    Dies wird unterstützt von zwei brandneuen Publikationen:

  • Eine aktuelle monozentrische retrospektive Fallkontroll-Studie zum MAT Einsatz bei Lebertransplantation wegen hepatozellulärem Carcinom fand keine erhöhte Redivrate in immunsupprimierten Transplantatempfängern, ob nun MAT angewendet wurde (n=221 ) oder nicht(n=98). Die Rezidivraten nach 1,2 und 5 Jahren waren in der MAT Gruppe tendenziell niedriger, aber nicht signifikant verschieden (Han et al. Safety of the Use of Blood Salvage and Autotransfusion During Liver Transplantation for Hepatocellular Carcinoma. Ann Surg 2015 ePub)

  • Die empfohlene Verwendung von Leukozytendepletionsfiltern beruht auf der Annahme, dass Leukozyten, die Tumorzellen phagozytiert oder adhäriert haben im negativ geladenen Filter anhaften. Die damit oftmals in Verbindung gebrachte Hypotension nach Infusion der autologen Konserve ist nicht eindeutig auf erhöhte Leukotrien und Bradykinine zurückzuführen (Catling SJ, Thornton CA, Russell IT. Bradykinin and cysteinyl leukotriene concentrations in cell-salvaged blood before and after passage through negatively charged filters during clinical use in cancer patients: a pilot study. Anaesthesia. 2015 Sep;70(9):1066-72. doi: 10.1111/anae.13100. Epub 2015 Apr 29.)

So bleibt die Frage, ob wir uns weiter dem Einsatz verschließen und höhere Evidenz abwarten oder Studien zur Klärung initiieren. Die IAKH Mitglieder sind gefragt. Wer sich beteiligen möchte- schreiben Sie bitte eine email an iakh@iakh.de  mit der Anzahl und Art Ihrer Tumoreingriffe pro JAhr und dem mittlerern Blutverlust dabei. 

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