Die große Studie der NHS zum Einsatz der maschinellen Autotransfusion bei der Sectio ist publiziert!

Ist der Einsatz der MAT beim Kaiserschnitt sicher, effektiv und kosteneffizient?

Die NHS Studie mit dem Namen "SALVO" (cell SALVage in Obstetrics) ist jetzt veröffentlicht! Zwischen 2013 und 2016 wurden 3028 Frauen mit erhöhtem Risiko für Blutungskomplikationen (Abnorme Plazentation, anmanestisch vorherige Sectio, Notsectio) für elektive und Notfallkaiserschnitte entweder der vorrangigen Blutversorgung durch die maschinelle Autotransfusion (MAT) oder der mit Fremdblut prospektiv zugeteilt. Primäres Studienziel war die Fremdblutexposition.

Die MAT-Gruppe (Hämonetics Cell Saver V) erhielt mit 2,5% vs. 3,5% nicht signifikant weniger Fremdblutkonserven ((OR) 0.65, 95% Konfidenzinterval (CI) 0.42 - 1.01; p = 0.056). Wurde nach Notfall-Section und Elektivem Kaiserschnitt unterschieden, änderte sich das Risiko der Fremdblutexposition nicht (Notsectio(n=1672): 3.0% MAT vs. 4.6% Kontrolle (adjusted OR 0.58, 95% CI 0.34 to 0.99); Elektiv(n=1356): 1.8% MAT vs. 2.2% Kontrolle (adjusted OR 0.83, 95% CI 0.38 to 1.83)(interaction p = 0.46, n.s.).

Kein Fall von Amnionflüssigkeitsembolie wurde beobachtet.

Auch die meisten sekundären Studienziele (transfundierte Fremdbluteinheiten, Zeit bis zur Mobilisation, Dauer des Krankenhausaufenthalts, mittlerer Abfall des Hämoglobinspiegels, und maternale Fatigue) waren nicht unterschiedlich zwischen beiden Gruppen, bis auf die Rate der fetomaternalen Blutübertragung ((FMH), Kleihauer–Betke Test < 2 ml versus ≥2ml , bei Rh-D negativen Müttern mit Rh-D positiven Babies): (25.6% vs. 10.5%, adjusted OR 5.63, 95% CI 1.43 to 22.14; p = 0.013).

Die mittleren Kosten für den MAT-Einsatz pro Konserve wurden mit über 8000 £ extrem teuer errechnet. 

Die Autoren betonten aufgrund der Ergebnisse die Wichtigkeit der Rhesusprophylaxe und erachteten den MAT-Einsatz als nicht kosteneffektiv.

In kritischer Betrachung der Ergebnisse und Übertragung der Ergebnisse auf deutsche Verhältnisse muss folgendes meiner Ansicht betont werden:

Wesentlich ist die Sicherheit des Cell Savereinsatzes zur Sectio bezüglich der Amnionflüssigkeitsembolie. Das ist die erste kontrollierte Studie mit Erhebung dieser Sicherheitsdaten, ohne dass Leukodepletionsfilter durchgängig (nur in 806 Fällen, in 683 nicht ) benutzt wurden. Damit fällt die Komplikation mindestens auf unter 1:3000 ! Weitere Sicherheitsdaten diesbezüglich sind durch Arbeiten von Jon Waters und Catherine Ralph in reicher Fülle erhältlich.

Die Kostenrechnung ist sehr ausführlich für alle Wahrscheinlichkeiten und englische Verhältnisse (einsatz gesonderten zusätzlichen Personals für den MAT-Betrieb etc.) berechnet. Studienbedingt mussten alle Cell Saver Kosten auch die Glockensysteme berechnet werden- das von der IAKH immer betonte strategische Verfahren der erstmaligen Sammlung des Wundbluts ins Reservoir, bevor die Aufbereitungssysteme zum Einsatz kommen, wurde nicht benutzt. Damit lassen sich die Verbrauchskosten auf ein Viertel senken. 

Ob das Blutungsrisiko bei allen Müttern sensitiv genug eingeschätzt wurde, geht nicht aus den Einschlusskriterien hervor: Normale Plazentationen waren in beiden Gruppen zu 91% vorhanden, nur Knapp ein Viertel aller Mütter hatte bereits 2 oder mehr Geburten hinter sich und angeborene der erworbene Gerinnungsstörungen sind gar nicht aufgeführt. Anscheinend mussten hier schnell viele Mütter in die Studie eingeschlossen werden.

Damit bleibt meine Empfehlung, nach sensitiver Einschätzung des peripartalen Blutungsrisikos den gestuft-strategischem Einsatz der maschinellen Autotransfusion mit oder ohne Leukodepletionsfilter in diesen ausgewählten Fällen einzusetzen. Oder für das deutsche Vorgehen validere Studienergebnisse abzuwarten.

Für Sie gelesen: T. Frietsch

 

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