Weniger Transfusionen retten Leben: Hämotherapie in "NATURE"

Athens E. Save Blood, Save Lives. Nature; 520: 24-26

Viele aufgehängte Blutbeutel

Reprinted by permission from Macmillan Publishers Ltd: Nature 2015;250:24-26), copyright 2015

 

Die renommierte Zeitschrift "Nature" ist auf das Patient Blood Management und die evidenzbasierte Transfusionsstratgie aufmerksam geworden- In einem zusammenfassenden Artikel stellt Emily Anthens die wesentlichen Erkenntnisse der letzte Jahre auf diesem Gebiet dar. Und wenig überraschend stehen die ökonomischen Profite zusammen mit dem verbesserten Outcome der Vermeidung von Bluttransfusionen ganz an erster Stelle. Tim Goodnough hatte in Stanford durch eine einfache Maßnahme 6,8 Mio US$ (1,6 Mio jährlich) für Blutprodukte eingespart, indem er die verordnenden Ärzte mit einem Pop Up aufforderte, über die Indikationen zur Transfusion und deren Übereinstimmung mit evidenzbasierten Richtlinien nachzudenken. Jedes Mal wenn eine Anforderung für eine Blutkonserve offensichtlich nicht in Übereinstimmung mit bekannten Leitlinien waren, musste der Arzt ein weitere Begründung eingeben. Als Effekt dieser Maßnahme sank der Transfusionsbedarf um ein Viertel, damit sank auch die Krankenhausverweildauer um 4 Tage und die Wiederaufnahmerate. Die Überlebensrate der transfundierten Patienten stieg um 2%. (Goodnough LT. Transfusion 2014; 54: 1358-65; Goodnough LT. Transfusion 2014; 54:2753-2759); Goodnough LT. Am J Hematol 2015;90:927-33).

Obwohl fast alle Ärzte (laut einer Studie auf den Intensivstationen an der John Hopkins University) auch hierzulande die Richtlinien und den optimalen Transfusionstrigger kennen und benennen können , wird allzuhäufig übertransfundiert (in der obigen Studie zu 85-92%!). Dass das hierzulande nicht anders ist, wissen wir durch Studien zur Richtlinienkongruenz an 2 Universitätskliniken (eingereicht zur Publikation). Die Abweichung von den Leitlinien betrifft in Deutschland für alle Blutprodukte mindestens 30% aller Verordnungen .

Das interessante an diesem Nature-Artikel und der zugrunde liegenden Arbeit vom Tim Goodnough ist, wie er die Richtlinienbefolgung in die Praxis einbringt- mit einfachen und kostengünstigen Veränderungen der Anforderungssoftware. Er greift strukturell in die Prozesse ein und erinnert Ärzte an die Leitlinienempfehlungen, liefert Literatur und Evidenz für die Transfusionsstratgie in besonderen klinischen Situationen. Das wäre auch hierzulande ein sehr erfolgreiches Mittel. Im Fehlerregister der IAKH sind viele Empfehlungen als Vorschläge formuliert, durch einfache Änderungen der Software, Zusammenführung von Krankenhaus-Informationssystem KIS und Blutbank-Verwaltungssoftware , etc. den Fehler in Zukunft zu verhindern. Seltener sind kostspieligere Veränderungen wie ein RFID-basiertes Abgleichen der Spender- und Empfängerdaten auf Probe und Konserve effektiv fehlerverhindernd. Dass auch die Datenverarbeitung eine Fehlerquelle sein kann, sollten wir nicht vergessen, dass aber IT-Lösungen die gängige Praxis erhebliches Veränderungspotenzial in Richtung einer Individualisierung der Hämotherapie beinhalten, zeigt dieser wertvolle Artikel in Nature in Bestätigung unserer Erkenntnisse aus dem Fehlerregister.

T. Frietsch

Abbildung mit freundlicher Genehmigung aus dem Orginalartikel in Nature, Fotograph Greg White

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