Die AABB Guidelines : amerikanischen Cochrane-Empfehlungen zur Transfusion

Red Blood Cell Transfusion: A Clinical Practice Guideline From the AABB: Carson J et al. Ann Int Med 2012, online first 27.3.2012

Ein Kommittee der amrikanischen Transfusionsgesellschaft AABB mit wenigen Klinikern besetzt hat eine Metaanalyse zur klinischen Anwendung von Bluttransfusion von Erythrozytenkonzentraten durchgeführt, die Mitte April auch als Cochrane Analyse veröffentlicht werden wird. Jetzt vorab auch frei verfügbar als Publikation in der Zeitschrift Annals of Internal Medicine unter http://www.annals.org/content/early/2012/03/26/0003-4819-156-12-201206190-00429.full?sid=051f8d15-5eaa-4389-994e-cfbdde4f9efc.

Das Gremium hatte sich klinisch wichtige Fragen zur Transfusionspraxis und Indikationsstellung von Erythrozytenkonzentraten gestellt und diese anhand der verfügbaren Evidenz zu beantworten versucht. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

1. Ab welchem Hämoglobinspiegel sollte bei hämodynamisch stabilen Intensiv-Patienten eine Transfusionsindikation erwogen werden?

Aus kontrollierten Studien von ca. 5000 Patienten wurde mit großer Sicherheit ermittelt , dass ab einem Hämoglobinspiegel von 7 g/dl bei nicht operierten Patienten , postoperativ aber bereits ab 8 g/dl an die Gabe von EKs gedacht werden sollte.  Quality of evidence: high; strength of recommendation: strong.

Ob diese Empfehlung auch ausserhalb der Intensivstation gilt, ist nicht untersucht worden. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass bei geeigneter Überwachung anderes gilt.

2. Wie verändert sich diese Empfehlung, wenn es sich um hämodynamisch stabile Patienten mit kardiovaskulärer Begleiterkrankung handelt?

Mit ausreichender Sicherheit aus dem FOCUS-Trial und der TRICC-Studie (n> 3000) kann hier empfohlen werden, dass ab einem Hämoglobinspiegel von 8 g/dl oder dem Vorliegen von Symptomen (Brustschmerz, Hypotonie oder Tachykardie(nicht volumenreagibel), Herzinsuffizienzzeichen an Transfusion gedacht werden kann. Quality of evidence: moderate; strength of recommendation: weak.

3. Wie verändert sich diese Empfehlung, wenn es sich um hämodynamisch stabile Patienten mit akutem Koronarsyndrom handelt?

Für dieses Kollektiv gibt es keine randomisierten Studien und somit auch keine Empfehlungen. Quality of evidence: very low; strength of recommendation: uncertain.

4. Sollte die Indikation zur Transfusion bei hämodynamisch stabilen Intensiv-Patienten eher anhand klinischer Symptome als anhand des Hämoglobinspiegels gestellt werden?

Hier ist die Empfehlung auch aufgrund mangelnder Studien (nur die FOCUS-Studie erlaubte die Transfusion auch bei Symptomen) basiert auf klinische Erfahrung: Also sowohl Symptome als auch Hb-Wert. Quality of evidence: low; strength of recommendation: weak.

Insgesamt enthält diese Studie keine Besonderheiten für den Kenner der deutschen Richtlinien, wohl aber eine Bestätigung dieser in der aktuellen Form. Insgesamt ist also die bisher empfohlene äusserst restriktive Transfusionsindikation bestätigt worden. Erwähnenswert ist, dass die Empfehlungen von einem Stab ermittelt wurde, der hauptsächlich aus Transfusionsmedizinern bestand.

 Allerdings ist zu beachten: Hinsichtlich einer Ausweitung auf Patienten ohne Intensivüberwachung müssen die geltenden Empfehlungen wegen der fehlenden Datenlage so interpretiert werden, dass die prophylaktische Verabreichung von Transfusionen zur Verlegung von Intensivpatienten auf periphere Station keineswegs akzeptabel ist (Anm. des Autors).

T. Frietsch

 

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