Sind PBM-Programme und Anämietherapie effektiv?

Derzon J. et al. Anemia Management and Audit Feedback Practices for Reducing Overuse of RBC Transfusion: A ... Systematic Review and Meta-Analysis. Am J Clin Pathol. 2019 Jan 1;151(1):18-28. doi: 10.1093/ajcp/aqy123

Anämie ist so häufig, dass sie als harmlos angesehen wird, zumindest wenn sie mild ist. Nur schwere Formen werden diagnostiziert und wenn notwendig mit Bluttransfusionen therapiert. Aber sowohl milde wie schwere Anämie als auch Bluttransfusionen sind mit negativem Outcome vergesellschaftet. Deshalb stellt sich die Frage, ob die Anämietherapie und die Information über eine Therapieleitlinie inclusive Feedback über die Performance und das Resultat der Therapie auch effektiv ist. Dafür recherchierte das Autorenteam in der Literatur und fand ermutigende Antworten:  

9 Artikel ( n > 100 000 behandelte Patienten) lieferten valide Antworten bezüglich der konservativen als auch prä/intraoperativen Anämietherapie mit Eisen, Folsäure, Tranexamsäure und/oder Erythropoetin (EPO) bei niereninsuffizienten, herzchirurgischen und orthopädischen Patienten. Nur 2 Studien einer Studiengruppe benutzen einen vorgeschriebenen Diagnostik/Therapie - Algorithmus. Anämiebehandlung konnte die Anzahl transfundierter Patienten um beinahe die Hälfte (OR, 0.525; 95% CI, 0.455-0.607; P < .001)  und den Transfusionsbedarf um drei Viertel (d = –0.746; 95% CI, –1.203 to –0.289; P <0 .001) reduzieren.

3 Artikel berichteten über die Effektivität von Audits und Feedback an die transfundierenden Kliniker bei über n>115 000 Patienten. Dabei wurde durch die Einführung eines auditierten PBM-Programms oder einer Anämieleitlinie und Feedback die Anzahl der transfundierten Patienten beinahe um ein Drittel (OR, 0.700; 95% CI, 0.450-1.090; P =0 .114) und die Anzahl der transfundierten Einheiten um ein Viertel verringert werden (d = –0.259; 95% CI, 0.404-0.116; P < .001).

Also hilft die Anämietherapie, als auch die Überprüfung der Transfusionsrate, die Einhaltung der Leitlinien und die Rücksprache mit den Klinikern. So können unnötige Transfusionen vermieden werden und die wertvolle Ressource Blut präziser eingesetzt werden. So hat sich die Vermutung bestätigt, dass Anämie-Therapie effektiv ist, dass auch über die Erinnerung an die geltenden Leitlinien und die Information der Kliniker über die Tragweite ihrer ärztlicher Entscheidungen Einfluss auf die Transfusionsrate hat.

Manche sagen, wir bräuchten aber erst noch härtere Outcome Daten, also Therapieeffekte auf Morbidität und Mortalität. Wirklich? Ich meine, bis  wir die vielleicht irgendwann haben, reicht als klare Therapiempfehlung auch der positive Effekt auf die Transfusionsrate und den Transfusionsbedarf. 

 

Pubmed

Für Sie gelesen von T. Frietsch

 

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