Intraoperative Transfusionsstrategien in Europa

Meier J et al. Intraoperative transfusion practices in Europe. BJA 2016; 116: 255-61

Der Vergleich der europäischen  Multizenterstudie zur intraoperativen Transfusionspraxis zeigt verbesserungswürdige Richtlinienbefolgung. Diesen Schluss zogen die Autoren, nachdem eine kontrollierte prospektive Observations-Studie ETPOS an 126 Krankenhäusern in 50 Ländern mit über 5800 Patienten gezeigt hatte, dass die restriktive Transfusionstrategie eher seltener als empfohlen (60% versus liberal 30%) verwendet wurde. Die operativen Fachbereiche waren gemischt mit Herzchirurgie, Orthopädie, Leberchirurgie, etc.). Die beobachteten Komorbiditäten der Patienten waren zu 38% im kardiovaskulären Bereich und die durchschnittliche Krankheitsschwere der Patienten war mit einem ASA Score 3 (46%) klassifiziert. Zwar waren die meist verwendeten Transfusiontrigger physiologischer Natur- Hypotension und Tachykardie. Der Hämoglobingehalt war alleinig Anlass zur Transfusion in weniger als 10%. Im Mittel wurden 2,5 EKs gegeben. Die Studie zeigt aber auch, dass vermutlich mindestens die Hälfte aller Patienten zumindest postoperativ (und auch intraoperativ) übertransfundiert wurden. So war der Hämoglobinwert bei Beginn der Transfusion 8,1 g/dl, nach Ende der Transfusion 9,8g/dl. Nur wenige Zentren nutzen maschinelle Autotransfusion (16%) oder Point of Care Gerinnungsdiagnostik (14%-30%). Der Gebrauch von Eisen und Erythropoetin war im Gesamtkollektiv unter 1%. Nur knapp 50% nutzte Gerinnungskonzentrat (Kryopräzipitat) anstatt Plasma.

Insgesamt eine Bestätigung der Vermutung, dass in anderen europäischen Ländern auch ein sehr starkes Festhalten an den liberalen Transfusionsstrategien vorherrscht.

zum Freitext: http://bja.oxfordjournals.org/content/116/2/255.full.pdf+html

T. Frietsch

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