Interdisziplinäres Management von Blutungen unter dualer Plättchenhemmung

Zeymer U et al. Interdisziplinäres Management von Blutungen unter dualer antothrombozytärer Therapie nach akutem Koronarsyndrom. Dtsch Med Wochenschr 2016;141:1001-1111

Die duale antithrombozytäre Therapie (DAPT) nach der Behandlung eines Akuten Coronar-Syndroms (ACS) mittels einer Revaskularisierungsstrategie (perkutaner Koronarintervention und Stentimplantation, koronararterieller Bypassoperation oder Lysetherapie) dauert gemäß europäischer Leitline 12 Monate. Bei individuell erhöhtem Risiko für einen Reinfarkt kann die Dauer der DAPT verlängert werden. Blutungen unter dieser Therapie erhöhen  im ersten Monat die Mortalität um das 5fache. Sponanblutungen sind nur in der Akutphase stark und mit einem erhöhten Sterberisiko behaftet. Am häufigsten sind Blutungen im Gastrointestinaltrakt (2-3,5%), mit der höchsten Mortalität verbunden sind die selteneren (0,1-0,459 intrakraniellen Blutungen. Wird innerhalb der ersten 6 Monaten die DAPT abgesetzt, ist das Risiko für ein erneutes kardiovaskuläres Ereignis am größten.   Oft ist die Begleitmedikation in Wechselwirkung mit der DAPT ein Auslöser.

Nach der irreversiblen Hemmung der Thrombozytenfunktion durch ASS, Clopido- und Prasugrel normalisiert nur die Neubildung der Thrombozyten nach 7-10 Tage die Blutgerinnung weitgehend. Beim reversiblen Hemmer Ticagrelor ist die Wirkung nach 5 Tagen abgeklungen. Ein spezifisches Antidot ist nicht verfügbar. Je nach Schweregrad der Blutung muss festgelegt werden, ob die DAPT fortgeführt oder unterbrochen werden soll. Bei mittel/schweren Blutungen und /oder vitaler Bedrohung sind symptomatische Therapien empfohlen:

  • Optimierung der Blutgerinnung (Therapie von Azidose, Hypothermie, Hypokalzämie, Hyperfibrinolyse,etc.)
  • lokale endoskopische Vasokonstriktion bei GIT-Blutungen
  • Thrombozytentransfusion  (mit der zu beachtenden Gefahr, dass auch die transfundierten Thrombozyten durch aktive Metaboliten der Plättchenhemmer (insb. Ticagrelor) ihre Funktion einbüßen).
  • Substitution der verlorengegangenen Gerinnungsfaktoren (im Rahmen der Verlust/Dilutionskoagulopathie entsteht häufig ein Fibrinogen/Faktorenmangel).
  • Erythrozytensubstitution

Nach Kontrolle der Blutung soll bei vertretbarem Risiko die DAPT wieder aufgenommen werden.

PubMed: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27464285

Rezensiert von Thomas Frietsch

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