POCT-Gerinnungsmanagement reduziert den Transfusionsbedarf, aber bisher nicht zweifelsfrei die Mortalität

Fahrendorff M et al. The use of viscoelastic haemostatic assays in goal-directing treatment with allogeneic blood products.Scand J Trauma Resusc Emerg Med 2017;25(-1):39

Pär Johannson hat mit seinem Team  eine Meta-Analyse veröffentlicht, die die Effektivität des algorithmusgesteuerten, visko-elastischen bettseitigen Gerinnungsmonitorings mittels ROTEM und/oder TEG untersucht. Er fand 15 randomisierte Studien mit 1238 Patienten zum Thema. Die Kontrollgruppe wurde immer nach EInschätzung der Kliniker aufgrund von Routinelaborparamter behandelt. Die jeweilig verwendeten Transfusionstrigger sind in der Publikation in einer Tabelle aufgeschlüsselt, waren aber nicht wesentlich unterschiedlich.

Eingeschlossen waren ca. 750 Patienten in der Herz-/bzw. Thoraxchirurgie, ca.90 zur Leberchirurgie/-transplantation, 60 zur Wirbelsäulenoperationen und 111 Trauma-Patienten, ca. 120 Patientinnen mit postpartalen Blutungen und 30 Verbrennungspatienten.  Man sieht an dieser Aufschlüsselung , dass die EInzelstudien jeweils geringe Patientenzahlen untersucht haben.  

Es zeigte sich vermutlich deshalb, dass die Gesamtmortalität (aus allen Ursachen) mit einer OR von 0,60 (95% Konfidenzinterval CI 0,34-1,07, p= 0,08 in der Verumgruppe nicht signifikant verringert war. Der perioperative Blutverlust nach 12 bzw. 24 h  jedoch erwies sich durch die bettseitig getestetem Gerinnungsmanagement mit einem OR von -1,40 (95% CI -2,57- -0,03, p= 0,02) ebenso signifikant verringert wie der Transfusionsbedarf an Erythrozytenkonzentraten (OR -0,64, 95% CI -1,12- -0,15, p= 0,01) wie der von Frischplasmen (OR -1,98, 95% CI -3,41- -0,54, p= 0,007). Der Bedarf an Thrombozytenkonzentraten war nicht signifikant erniedrigt (OR -0,34, 95%CI -0,92-0,24, p= 0,25).  

Dieses Ergebnis ist im wesentlichen auf den Einfluss der Herz-und Thoraxchirurgie basierend, aber insgesamt auch für andere Bereiche einleuchtend und zudem in Übereinstimmung mit der letzten Cochrane-Analyse von Wikkelsö et al. (Thromboelastography (TEG) or thromboelastometry (ROTEM) to monitor haemostatic treatment versus usual care in adults or children with bleeding. Cochrane Database Syst Rev. 2016;8:CD007871) und dem NICE-Report von Whiting et al. (Viscoelastic point-of-care testing to assist with the diagnosis, management and monitoring of haemostasis: A systematic review and cost-effectiveness analysis. Health Technol Assess. 2015;19(58):1–228.). Trotzdem ist zur Überzeugung des letzten Zweiflers vermutlich die Veröffentlichung der derzeit noch laufenden großen randomisierten Studie iTACTIC (implementing Treatment Algorithms for the Correction of Trauma Induced Coagulopathy (NCT02593877) notwendig. 

Pubmed

 

Rezensiert von Th. Frietsch

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