Übertragungsgefahr von Hepatitis A durch Blutprodukte?

Tejada‐Strop A et al. Distribution of hepatitis A antibodies in US blood donors. Transfusion. 2018 Dec;58(12):2761-2765. doi: 10.1111/trf.14916. Epub 2018 Oct 4.

Ist die Übertragungsgefahr von Hepatitis A mit Blutkonserven ein reales Risiko? In Deutschland wird aufgrund der kurzen Virämiephase und der meist präsenten Krankheitssymptome mit Verlass auf die Spenderverantwortlichkeit keine Übertragungsgefahr und damit keine Notwendigkeit zum Austesten der Blutspenden gesehen. Aber immerhin verläuft die Hep. A bei Erwachsenen in einem knappen Drittel aller Erkrankungen asymtomatisch.

Wieviele Blutspender gehen trotz einer a- oder nur schwach symptomatischen Erkrankung trotzdem Blut spenden?  Nachweisbar sind HAV RNA beim Spender in einer bekanntermaßen geringen Prävalenz. Die Virus-Transmission und auch Infektion mittels Blutkonserve ist innerhalb der 10-50 Tage andauernden Virämie bei einer akuten Hep. A Infektion theoretisch möglich, auch bei Geimpften, aber bisher nicht berichtet. Aussagekräftige und rechtzeitig verfügbare Spendertests gibt es bislang nicht. Da das Hep. A - Virus nicht eingekapselt ist und deshalb gegenüber Inaktivierungstechniken resistent ist, besteht jedoch eine reale Gefährdung der Übertragung, hauptsächlich durch Plasmaprodukte.

Eine Studie unter amerikanischen Blutspendern hat nun versucht, über die Durchseuchung mit HAV Antikörper einen Eindruck von der Notwendigkeit von Vorbeugugsmaßnahmen zu bekommen. Im mittleren Westen der USA wurden 5001 Blutproben aus Blutspenden auf anti-HAV IgG und IgM untersucht. Dabei waren im Mittel 60% IgG positiv und 0,02% IgM positiv, in letzterer (eine einzige) Probe war aber HAV RNA nicht nachweisbar. Die IgM Belastung war nach Bundesstaaten unterschiedlich (von 50-67%) und altersabhängig: Am geringsten in der Altergruppe der 40-50-Jährigen (54%) und am höchsten bei über 80-Jährigen. Jüngere hatten höhere Prävalenzen (67%), vermutlich wegen der seit der seit 2004 verfügbaren und empfohlenen HAV-Impfung, wobei die Tests nicht zwischen Impfung und stattgehabter Infektion unterscheiden konnten. Damit war für die Autoren die Übertragungsgefahr von HAV mit der Bluttransfusion in den USA mit weniger als 2: 10 000 (aus der einen positiven IgM positiven Probe geschlossen) gering.

Diese Frequenz beinhaltet aber in meinen Augen ein durchaus nicht vertretbares Risiko, wenn man sich vorstellt, dass eine akute HAV für die kritisch erkrankten Empfänger unter Umständen letale Folgen hat. Inwieweit die Daten für Deutschland übertragbar sind, ist hinsichtlich der Unterschiede bei Impfungsrate, hygienische Zustände und Auswahl der Blutspender unklar.

PBM

Für Sie gelesen von T. Frietsch

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