Neue Meta-Analyse Kristalloide versus Kolloide
Quereshi et al.Meta-analysis of colloids versus crystalloids in critically ill, trauma and surgical patients. BJS 2016; 103: 16-24
Eine neue Meta-Analyse der alten Diskussion um kristalloide Volumenersatz-Lösungen oder Kolloide ist mit neueren Studien und einer erweiterten Fallzahl im Brit. J. Surg . veröffentlicht. Sie bestätigt unsere bisherigen Ergebnisse, dass die Verwendung von Volumenersatzlosungen-Lösungen normalerweise keinen Unterschied im Outcome bewirkt, Stärke-Lösungen aber in der Sepsis nephrotoxisch sind. Allerdings sind diese Analysen und Studien alle wenig aussagekräftig, da die wenigsten Studien dauerhaft das Volumenmanagement Monitoren und messen. Solange Hypovolamie und Hypervolamie zu Nierenschadigung beitragen, ist ohne diese Komponente keine belastbare Aussagekraft über die Nephrotoxizitaet der einzelnen Volumensubstitutions-Lösung zu machen.
Die Autoren der Studie inkludierten beinahe 17 000 Patienten aus 32 Studien in ihre Analyse. Das Risiko zu versterben war nicht unterschiedlich (OR 0,99) . Verschiedene Staerke-Lösungen (Tetrastarch OR 1,01, Pentastarch 1,47), Gelatine(OR 0,90) und hytertone HAES-Produkte (OR 0,86) wurden unter Kolloide subsumiert. In den Subgruppenanalysen nach Volumenersatz fanden sich im Vergleich kristalloide ebenfalls keine Unterschiede zur Mortalität ( Tetrastarch OR 0, 92, Pentastarch 1,24, hypertones HAES 0,71 und Gelatine 0,73) . Für das Nierenversagen / die Notwendigkeit zum Nierenersatz fanden sich ebenfalls keine Unterschiede ( Tetrastarch OR 1,01oder 1,08, Pentastarch 1,24 oder 1,35, hypertones HAES 013 und Gelatine 0,12).
Es fanden sich bei der Subgruppenanalyse im Vergleich der Kollektive für Sepsis / Intensivpatienten eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Nierenschadigung durch Kolloidale gegenüber Kristalloiden (OR 1.35). Weder in der Herz-, noch in der Allgemeinchirurgie oder für Traumapatienten fanden sich signifikante Unterschiede. Für Gelatine war nur die brasilianische Studie von 2009 ( Soares et al. Rev Bras Anestesiol 2009; 59: 439-51)bei den Kolloiden analysierbar. In dieser Studie wurde ausschliesslich der Volumenersatz für die myokardiale Revaskularisation ohne Herz-Lungen-Maschine untersucht.
Ich finde, viel mehr Sicherheit hat auch diese Studie nicht gebracht. Das liegt aber an der Qualität der zugrunde liegenden Arbeiten. Studien über die Verträglichkeit und Effekte von Volumenersatzmitteln ohne Volumenmessung sind wie Schmerzmittelstudien ohne Algometrie.
T. Frietsch