Minimalinvasive Extrakorporale Zirkulation- Ist maschinelle Autotransfusion zur Reduktion der Zytokin- und Inflammator-Antwort noch ratsam?

Bauer A. et al. Shed-blood-separation and its influence on the perioperative inflammatory response during coronary revascularization with minimal invasive extracorporeal circulation systems. Perfusion. 2017 Sep 1:267659117728195. doi: 10.1177/026765911772

Nach Herzoperation unter Zuhilfenahme der extrakorporalen Zirkulation (EKZ) entwickelt sich häufiger als bei anderen operativen-invasiven Therapien eine systemische Inflammation (SIRS). Routinemäßig wird während der konventionellen EKZ ungewaschenes Kardiotomieblut (Saugerblut während EKZ aus dem Perikardial und Pleuralraum) direkt retransfundiert. Das Kardiotomieblut ist durch die Oberflächenkontakt-assoziierte Zellaktivierung mit Fremdmaterial, durch das chirurgische Trauma (Tissue factor) hochaktiviert und hat somit das Potential, das postoperative SIRS zu verstärken. Das Separieren des Saugerblutes und die anschließende maschinelle Autotransfusion reduziert den proinflammatorischen Zytokingehalt durch den Waschvorgang nach der Herz-Lungen-Maschine und vor Retransfusion des Drainagenblutes. Minimal-invasiv durchgeführte herzchirurgische Eingriffe sind in jüngerer Zeit mit kleinerem Trauma und damit auch eventuell niedrigeren Zytokinspiegel vergesellschaftet. Ist die maschinelle Autotransfusion dann immer noch notwendig? Und wie gelingt es technisch, die MAT als diskontinuierliches Verfahren in die EKZ, die als vorlastabhängiges extrakorporales Verfahren einen konstanten Volumenstatus des Patienten gewährleisten muss, zu integrieren?

Die Autorengruppe aus Coswig in Sachsen-Anhalt hat der Minimal invasiven EKZ (MiECC) spezielle getrennte venöse Reservoire zwischen- und ein maschinelles Autotransfusionssystem nachgeschaltet. Somit war es möglich, die Verumgruppe ausschließlich mit gewaschenem Blut zu retransfundieren. Die Kontrollgruppe bekam das Blut aus dem Kardiotomiereservoir (Kardiotomieblut und Ventblut von Aortenwurzel-Ventkanüle) ungewaschen und direkt zurück. Alle Patienten für die Koronar-Bypass-Operation wurden mit dem gleichen Fluss von 2,5 l/min/m2 versorgt. Zielsetzung war, die Wirkung des zytokinhaltigen Saugerblutes von den proinflammatorischen und prokoagultorischen Einflüssen (Beschichtung, geschlossener Kreislauf...) von konventioneller EKZ (CECC) zu unterscheiden.

Die Zytokinspiegel von 66 Patienten (30 mit MAT, 36 Kontrolle) im Studienzeitraum (9 Monate) wurden ausgewertet. Tumor- Nekrose-Faktor (TNF-alpha) -Spiegel waren in der Kontrollgruppe während des Eingriffs, unmittelbar danach und bis zu 6h nach Ende des Eingriffs signifikant höher (z.B.   kurz nach (10min) Beendigung der EKZ TNF-α ng/L, 10 min: 9.5±3.5 vs. 19.7±14.5, p<0.0001). Nach 24 Stunden ließen sich keine unterschiedlichen TNF-Spiegel mehr feststellen. C-reaktives Protein (CRP)- und Procalcitonin (PCT) -Spiegel sowie Komplikationsrate und SIRS- Inzidenz waren in beiden Gruppen vergleichbar.

Für die klinische Outcomeparameter wie Mortalität hatte die Studie aber nicht die statistisch notwendige Fallzahl (Power).

Die Studie ist trotzdem wertvoll, weil sie den technischen Einschluss eines MAT-Systems in die EKZ vorstellt. Und weil sie demonstriert, dass der Zytokingehalt von TNF-alpha aus Drainagenblut mit MAT entfernt werden kann.

zur PubMed

 

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