Die Fremdbluttransfusion in der Notaufnahme- wie sinnvoll und wie schädlich?

Beyer A et al. Blood product transfusion in emergency department patients: a case-control study of practice patterns and impact on outcome. Int J Emerg Med. 2017 Dec;10(1):5. doi: 10.1186/s12245-017-0133-z. 

Die Fremdbluttransfusion in der Notaufnahme- wie sinnvoll und wie schädlich ? Eine kleine monozentrische retrospektive Fall-Kontroll-Studie liefert jetzt doch unerwartete Ergebnisse: Von insgesamt über 2000 Patienten wurden 204 von deutlich anämischen Patienten (Einschluss Hb < 7 g/dl, Ausgangs Hb < 9,6 g/dl) mit nicht transfundierten vergleichbaren Patienten gematcht. Transfundiert in der Notaufnahme wurden 124 (60.8%) mit einem mittlereren Hämoglobinspiegel von 8.5 g/dl. Beachtenswerter Weise waren darunter 73 Patienten mit einem initialen Hb ≥10 g/dl, von denen 19 (26.0%) transfundiert werden mussten. Nur ein Drittel der transfundierten Patienten (64 (31%) erhielten im Mittel 2,2 FFP in der Notaufnahme, 54 (26.5%) bekamen Thrombozytenkonzentrate. Die wichtigsten Indikationen waren Thrombozytopenie (27.8%) und Neurologisches Trauma (24.1%).

Lediglich 10 Patienten hatte Thrombozytenzahlen unter 10 000 /µl, während die Plättchenzahlen bei den neurologischen Patienten weit im normalen Bereich waren. Pulmonale Komplikationen wie Lungenversagen und Beatmungspflichtigkeit traten bei 26 (12.7%) nicht transfundierten und 28 (13.7%) transfundierten Studien auf. Transfusion in der Notaufnahme erhöhte das Risiko für Lungenversagen und Aufnahme auf die Intensivstation  [adjusted OR 0.91 (0.48-1.72), P = 0.77] ebensowenig wie die Mortalität (8.8% vs. 10.8%, P = 0.51).

Ist also das Transfusionsverhalten in der Notaufnahme und die Welt der Hämotherapie im Notfall noch in Ordnung? Prospektive Bestätigung dieser Daten sollten abgewartet werden, bevor wir uns unberechtigt in Sicherheit wiegen...

PubMed

Für Sie gelesen von T. Frietsch

 

Zurück