Anämietoleranz auch in der Onkologie ohne Nachteile: Malignompatienten profitieren nicht von einer liberalen Transfusionstrategie

Estcourt LJ et al. Restrictive versus liberal red blood cell transfusion strategies for people with haematological malignancies...Cochrane Database Syst Rev. 2017 Jan 27;1:CD011305

Eine neue Meta-Analyse untersuchte, welche Transfusionstrigger bei erwachsenen hämato-onkologischen Patienten mit einer Anämie infolge der Chemo- oder Strahlentherapie inclusive Stammzelltransplantation effektiv und sicher sind. Verglichen wurden restriktive Trigger von 7,0-9,0 g/dl Hämoglobingehalt mit liberalen von 8,0-12,0 g/dl.
Es fanden sich 6 Studien, davon 4 beendete (3 randomisierte Studien RCT mit n=156 Teilnehmern, und eine nicht randomisierte Studie mit n=84) und 2 noch laufende RCTs (n=530, abgeschlossen voraussichtlich erst 2018). Die Methodik in allen Studien war relativ schlecht (gemessen an GRADE). Die Anzahl hinsichtlich einer Beurteilung der Mortalität ist sicher zu gering (für einen Anstieg der 100 Tage Mortalität von 3% auf 6% würden 1492 abgeschlossene Patienten benötigt).
Deshalb konnten auf der Datengrundlage dieser Meta-Analyse nur vorsichtige Aussagen gemacht werden:
Die 30 bis 100 Tage Mortalität war vergleichbar (2 Studien, n=95 RR: 0.25, 95% CI 0.02 - 2.69), ebenso die Blutungskomplikationen (2 Studien, n=149 RR:0.93, 95% CI 0.73 - 1.18), erhebliche Blutungsausmaße (2 Studien, n=149 RR: 1.03, 95% CI 0.75 - 1.43), die Anzahl der transfusionsbedürftigen Patienten (3 Studien; n=155 RR: 0.97, 95% CI 0.90 - 1.05), die Krankenhausverweildauer (restriktiv 35.5 (31.2 - 43.8)Tage (Median, 1. - 3. Quartile); liberal 36,0 ( 29.2 – 44)Tage, Lebensqualität (1 Studie, n= 89, Fatigue Score: restriktiv 4.8 (4 - 5.2); liberal 4.5 (3.6 - 5), Infektionsrisiko (1 Studie, n= 89 RR: 1.23, 95% CI 0.74 - 2.04).
Die Anzahl der notwendigen Erythrozytenkonzentrate pro Patient allerdings war in der Gruppe der restriktiven Transfusionstrigger signifikant geringer (2 Studien, n= 95, um 3.58 EKs im Mittel (95% CI -5.66 bis -1.49).

Es werden also weitere Studie bei Erwachsenen und Kindern benötigt, um eine sichere Evidenz der Überlegenheit einer der beiden Strategien zu Grunde zu legen. Bis dahin empfiehlt sich das Naheliegende: Fremdbluttransfusionen vermeiden.

Pubmed

 

Rezensiert von Th. Frietsch

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