AINS- PBM/Transfusion/MAT für den Assistenzarzt

AINS 2019 Märzheft- drei Artikel zur maschinellen Autotransfusion, zum präoperativen Anämietherapie und zum rationalen Einsatz von Blutkomponenten

1. Westphal S et al. Patient Blood Management: die maschinelle Autotransfusion in der Anästhesiologie. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2019; 54: 170–181

Der erste Artikel weist die maschinelle Autotransfusion als einen effektiven und verbreiteten Methodenbestandteil des PBM aus. Von der Funktionsweise, über die gängigen Modelle und die Einsatzgebiete, Kontraindikationen und den rechtlichen Anforderungen bekommt der Leser eine ausgewogene Einführung in die Technik mit eindrucksvollem Bildmaterial. Manche Statements sind zwar zu sehr vereinfacht, aber im Grunde ist die Darstellung ausgewogen und damit lesenswert.

Besonders lobenswert und mutig finde ich das Anwendungsbeispiel bei einem urologischen Malignomeingriff und die Retransfusion über einen Leukozytendepletionsfilter (LDF), weil das Vorgehen von den ESA Guidelines gedeckt ist, aber in der Hämotherapierichtlinie 2017 nicht empfohlen wird. Obwohl es sich beim berichteten Fall über einen Zeugen Jehovah handelte, der sonstiges Vorgehen wie die Entfernung der autologen Konserve aus dem Kreislauf zur Bestrahlung abgelehnt hätte (meine Vermutung), ist meiner Ansicht der Einsatz der MAT bei Malignomchirurgie mit LDFs aus zweierlei Gesichtspunkten tolerabel:

  • Erstens gibt es weltweit keinen Bericht eines blutbahn-übertragenen Rezidivs oder einer Metastasierung nach einem derartigen MAT + LDF - Einsatz.
  • Zweitens sind die Anforderungen an die Bestrahlung von MAT-Konserven in Deutschland nicht andeutungsweise flächendeckend gegeben, so dass die Empfehlung der Retransfusion von unbestrahlten MAT-EKs über einen LDF mit einem nur theoretisch existenten Risiko der Realität Rechnung trägt.

Beurteilung: Lesenswert, ausgewogen

Pubmed

 

 

2. Westphal S et al. Patient Blood Management: präoperative Anämie und Fälle aus der Anämieambulanz. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2019; 54: 182–193

 

In diesem sehr schönen Artikel über die Behandlung der Eisenmangelanämie und deren Einbindung ins PBM-Konzept schreiben P. Meybohm und Frankfurter Kollegen vieles , was der Kliniker mit in sein Krankenhaus mitnehmen kann- Angaben zu Prävalenz und Ursachen, eine verständliche Anleitung zur Diagnostik inklusive ausführlicher UND übersichtlicher Tabellen zur Differenzialdiagnose der Anämie, als auch einen Überblick über die verfügbaren Einsenpräparate. Ergänzt wird das ganze durch einen anschaulichen Algorithmus zum Vorgehen in der Klinik.

Anhand von 4 Fallbeispielen wird der mögliche Verlauf beispielhaft dargestellt. Eindrucksvoll wird demonstriert, dass bei kürzeren präoperativen Vorbereitungszeiten nur die intravenöse Eisensubstitution effektiv ist. Dass die Publikation etwas lastig zu Gunsten des länger in Deutschland eingeführten intravenösen Eisenpräparats ausfällt, ist eben der Tatsache geschuldet, dass der Marktkonkurrent erst kürzlich auf dem Markt ist. 

Beurteilung: Insgesamt lesenswert und eine praktische Hilfe, wenn man den Kostenträger der intravenösen Eisentherapie findet.

Pubmed

 

 

3. Banner & Müller. Bluttransfusion: ein Leitfaden für die klinische Entscheidungsfindung. Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 2019 Mar;54(3):194-205. doi: 10.1055/a-0593-4390. Epub 2019 Mar 13.

Im Artikel berichten die Autoren über die Transfusion zellulärer Blutprodukte und Plasma: Gesetzlicher Hintergrund, Indikationen auch von Präparatbesonderheiten (Bestrahlte und Gewaschene EKs, Plasmapherese und gepolte TK), Nebenwirkungen, Kontraindikationen etc. 

Im Grunde genommen werden absolute Basics für den frischen Assistenzarzt gut verständlich und vollständig dargestellt. Sowohl der Umfang auch die einmal mehr gelungenen Fallbeispiele sind adäquat für einen CME-Artikel.

Da die Arbeit eine Kooperation der Anästhesiologie und der Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum darstellt, ist sie schon aus diesem Grund zu begrüßen- so muss interdisziplinäre klinische Zusammenarbeit sein. Insbesondere die ausgewogene Darstellung auch mit Patienten, die nicht transfundiert, sondern mit intravenösem Eisen therapiert  oder kausal mit Steroiden werden, macht den Artikel besonders lesenswert.

Über kleine diskussionswürdige Punkte wie der Einsatz von Frischplasma versus Konzentrate, Verhältnis FFP zu EK, und die unterschätzte Übertransfusionsrate (TACO) kann man getrost hinwegsehen, da die Diskussion auch unter Wissenschaftlern und Forschern dieser Thematik nicht eindeutig geklärt ist. Schade nur, dass die Alternativen zur Transfusion am Schluss nur kurz zur Sprache kommen; so kurz, dass sie deplatziert wirken und und dann mit dem aus dem Zusammenhang gerissenen CAVE versehen werden (es wird dann doch auf die notwendige Bestrahlung bei MAT in der Onkologie laut Richtlinie 2017 hingewiesen).

Beurteilung: für Assistenzärzte unbedingt zu empfehlen und als CME-Artikel. 

Pubmed

 

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