Anämiediagnostik und Therapie in einem deutschen Orthopädiezentrum

Neef VA et al.Implementation of an anaemia walk‐in clinic: Feasibility and preliminary data from the Orthopedic University Hospital. Transfus Med 2020 Nov 25th https://doi.org/10.1111/tme.12740

Die Angliederung einer PBM-Ambulanz an ein orthopädisches Operationszentrum zur Behandlung einer präoperativen Anämie ist ein vor allem in Deutschland praktiziertes Verfahren- in Frankfurt an der Orthopädischen Klinik Friedrichsheim.

 

In einer kleinen Observationsstudie hat das Team von Paul Kessler und Kai Zacharowski untersucht, wie hoch die Prävalenz der präoperativen Anämie ist und welche Transfusionsraten bzw. Liegedauer damit verbinden ist. Neef und Kollegen haben für diesen Artikel in einem Vierteljahr 104 Patienten präoperativ gescreent und bei 20.6% eine Anämie (in den Grenzen der Hämoglobin-Konzentrationen (Hb) der WHO-Definition festgestellt. Bei einem Drittel davon handelte es sich um eine Infektanämie, bei einem weiteren Drittel um eine multifaktorielle Blutarmut. Der Anteil des reinen Eisenmangels ohne Anämie war 48,1% der nicht-anämischen Patienten. Die anämischen Patienten waren älter und hatten mehr Komorbiditäten wie Niereninsuffizienz.

Der Hämoglobingehalt in den Retikulozyten (Ret‐Hb) war bei Anämie signifikant niedriger (33.3 pg [28.6–40.2 pg]) als bei isoliertem Eisenmangel ohne Anämie (35.3 pg [28.9–38.6 pg]; p = 0.015) oder Patienten ohne beides (35.4 pg [30.2–39.4 pg]; p = 0.001). Bei 23 Patienten wurde eine Therapie mit intravenösem Eisen bis zur OP und 3 Tage danach durchgeführt, bei 12 Patienten davon war auch eine Eisenmangelanämie gemessen worden. Leider haben die Autoren nicht angegeben, in welchem Abstand präoperativ. 

Ein Effekt auf die Transfusionsrate an Erythrozytenkonzentraten (EKs) pro Patient im Vergleich zu den anämischen zu den nicht-anämischen Patienten konnte nicht erreicht werden (1.7 ± 1.2 vs. 0.2 ± 0.9; p = 0.004). DIe Krankenhausverweildauer der Patienten mit Blutarmut war tendenziell immer noch länger andauernd (13.1 ± 4.8 Tage vs. 10.6 ± 5.1 Tage; p = 0.068), aber nicht signifikant, vielleicht aufgrund der Komorbidtäten. 

Der Bericht bestätigt, dass die anämischen Patienten mehr Blut brauchen, darüberhinaus älter und kränker sind. Ob die einmalige Eisensubstitution einen Effekt hat, konnte in dieser zu kleinen Studie nicht dargestellt werden. Die Hämoglobinkonzentration der Retikulozyten   scheint gut geeignet, die Eisenmangelanämie vom Eisenmangel ohne Anämie zu differenzieren.

Pubmed

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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