Ist die Australische Assistenzarztausbildung in der Hämotherapie besser als bei uns?

Flores CJ et al. Junior Doktors' Perspektives on Transfusion Education in Australia. Vox Sang 2018, 27.3.2018, ePub ahead of Print

Wir können nicht nur vom australischen Patient Blood Management lernen, sondern auch vom Ausbildungssystem dort: Down Under ist längst bekannt, dass es auf die Vermittlung von hämotherapeutischen relevanten Inhalten in Studium als auch in den ersten klinischen Jahren ankommt. Lernt man das Grundwissen und eine Basissicherheit nicht zu Beginn, sind bei  folgenden Fortbildungsbemühungen Defizite und zusätzliche Widerstaende zu überwinden. Sind diese ersten praktischen Kontakte mit der Hämotherapie allerdings unvorbereitet oder unbegleitet, entspricht das einer minderwertigen Hämotherapie im weiteren Berufsleben des jeweiligen Arztes.

Damit stellt sich nicht nur in Australien die wichtige Frage: Wer bildet aus? Wer vermittelt wann das notwendige Wissen in diesem Querschnittsfach und wer die für die Hämotherapie notwendigen Skills?

Wie auch hierzulande ist die Verwirrung um die Zuständigkeit der Ausbildung auf diesem Gebiet groß. Wie soll die Lehrtätigkeit und sollen die Lernformen aussehen-elektronisch zeitgemäß oder traditionell in persönlicher Anleitung, ganz anders?

Eine Studie untersuchte 2016/2017 in 6 bzw 5 Häusern in 2 Studienphasen die Erfahrungen und Erfolge bei 52 und 286 (Phasen 1 und 2) australischen Assistenzärzten der ersten 4 Ausbildungsjahre aller transfundierenden Fachrichtungen. In einer ersten Phase wurde analysiert, welche Inhalte wie präsentiert und von wem und auf welche Weise gelernt werden sollten. Lehrmittel und Unterstützungsinstrumente wurden daraufhin entwickelt und angewandt. Darunter waren Checklisten, Transfusionsalgorithmen, Kitteltaschenkarten zu Transfusionsreaktionen, Koagulation-Bridging, Patient Blood Management, Hämoglobinspiegel und eine Webseite speziell für die Hämotherapie. In einer zweiten Phase wurden die Erfahrungen mit der Lernform, als auch die Effekte auf sichere Praxis, Handlungssicherheit und Verständnis bewertet. 

Die passiven Lern-Methoden führten zu geringen Erfolgen bei der Wiederabruf-Fähigkeit. Realistische klinische Fälle und transfusionsmedizinischen Fragestellung, die eigenverantwortlich bearbeitet werden müssen und von einem fallbasierten Lehrerfeedback gefolgt sind, haben den größten Lerneffekt. Für die Sicherheit in der Praxis waren detaillierte praktische Anleitungen zur Anforderung von Blutkonserven, Einverständnis des Patienten, Management von Transfusionsreaktionen und Überprüfung des Transfusionserfolgs besonders wertvoll befunden worden. Kitteltaschenkarten und gedruckte Informationen wurden am ehesten akzeptiert, während die webbasierten Informationen weniger genutzt wurden. Trotz dem zunehmendem Wissen um die Handhabung der Blutprodukte und Durchführung der Transfusion blieb eine große Unsicherheit bei der Indikationsstellung, die auch in Australien eine Kompetenz der Fach-und Oberärzte ist. Die Autoren schlossen aus ihren Untersuchungsergebnissen, dass hämotherapeutische Wissensinhalte und transfusionsmedizinische Praxis früher in der Ausbildung vermittelt werden sollten. Junge und unerfahrene Ärzte sind besorgt, etwas falsches zu tun oder dem Patienten zu schaden. Material, dass das Verständnis zum Beispiel des PBM Konzepts graphisch herstellen sollte, wurde weniger benutzt und geschätzt als detaillierte Handlungsanweisungen. Der Stellenwert von einfachen und rasch verfügbaren, analogen und digitalen Informationsquellen zusätzlich zu einer Basisausbildung wurde durch diese Studie untermauert. Ein vorbereitendes eLearning-Tool, das auch in der Studie verpflichtend war, wurde als effektiv bezeichnet. Die Begründung ist einfach: Auch in Australien sind die Fach und Oberärzte nicht jederzeit verfügbar. 

Die Studie unterstützt die Handreichungen im Weiterbildungskonzept der IAKH, das noch weiter ausgebaut und aktualisiert werden sollte. Die SOPs und Kitteltaschenkarten sollten dann auch an die Assistenten und jungen Ärzte weitergegeben werden.

 

Pubmed

 

Für Sie gelesen von T. Frietsch

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