Blutgruppe und Covid-19

Mittlerweile gibt es einige Artikel, die sich mit den Auswirkungen der Blutgruppe und die Interaktionen mit dem Virus Covid-19 beschäftigen.

1. Eine retrospektive Daten-Analyse der Anfälligkeit je nach Blutgruppe, sich mit Covid-19 zu infizieren aus 3 unterschiedlichen Krankenhäusern in Wuhan und Shenzen, China: Die Autoren verglichen ca 2000 Covid-19 Infizierte mit der in der Region üblichen Verteilung der Blutgruppen und stellten eine signifikante Häufung der Blutgruppe A bei Infizierten (Odds Ratio OR, 1.21; 95% CI 1.02~1.43, P = 0.027) fest, während die Blutgruppe 0 weniger unter den Infizierten vertreten war (OR, 0.67; 95% CI 0.60~0.75, P < 0.001). Die Blutgruppen B und AB zeigten einen Trend zur gehäuften Anfälligkeit, aber nicht statistisch signifikant: AB (OR, 1.48, 95% CI 0.97~2.24) und B (OR, 1.09, 95% CI 0.98~1.22). Das war auch bei an Covid-19 Verstorbenen gleich. Der Einfluss von Blutgruppenantigenen auf Erythrozyten auf Virusinfektanfälligkeit ist bekannt von SARS, Hepatitis B, HIV und Norwalk. Die Autoren spekulierten, das zirkulierende Anti A -Antikörper die Virusanbindung am ACE2-Rezeptor behindern könnten.

Li J, Wang X, Chen J, Cai Y, Deng A, Yang M. Association between ABO blood groups and risk of SARS-CoV-2 pneumonia. Br J Haematol. 2020 [Epub ahead of print]. DOI: https://doi.org/10.1111/bjh.16797.

Die obige Studie wurde zusätzlich bestätigt durch eine retrospektive Arbeit aus Changsha, China bei 187 Patienten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Sie fanden unter anderem ein erniedrigtes Risiko für Covid-19 für die Blutgruppe 0 im Vergleich zu den anderen Blutgruppen A, B, AB (OR = 0.649, 95% CI = 0.457–0.927, P = 0.018).

Wu Y et al. Relationship Between ABO Blood Group Distribution and Clinical Characteristics in Patients With COVID-19. Clin Chim Acta 2020 Jun 17;509:220-223.doi: 10.1016/j.cca.2020.06.026.

 

2. Einen Brief an den Herausgeber aus Liège, Belgien:

Die Analyse der zirkulierenden Antikörper bei knapp 2000 Covid-19 Patienten und 3700 Kontrollen bestätigte die These, dass zirkulierende Anti -A einen schützenden Effekt haben. Interessanter Weise waren die Anti-A-IgGs der Blutgruppe 0 dabei deutlich effektiver als die Anti-A-IgMs der Blutgruppe B (OR 1,39 (95% CI 1,19–1,62), p<0,001).

 

 

3. Einen Brief an den Herausgeber aus Mailand, Italien:

Im kurzen Brief wird bei einer Kohorte über 100 Covid-19-Patienten in 46% ein positiver direkter Coombstest (DAT) gefunden, was im Vergleich zu nicht-Covid-infizierten Vergleichs-Patienten (1-15%) und anderen Virusinfekt - Kollektiven außergewöhnlich ist. Allerdings unterschied sich auch der Transfusionsbedarf sowie die -rate an EKs, die Ausprägung der Anämie und möglicherweise die Erkrankungsschwere. Der direkte Virus-RNA Nachweis im Blut gelang bei keinem Patienten. Der Versuch, eine Medikamentenbeladung der Erythrozyten durch einen Vergleich mit der DATneg-Gruppe nachzuweisen, war nicht signifikant. Die Autoren diskutieren die infektbedingte Anbindung von Complement C3 und IgG Autoantikörper an die Erythrozytenmembran mit der konsekutiven Makrophagenbeseitigung der betroffenen Erythrozyten. Man kann also bei der Auswahl kompatibler Blutkonserven für Covid-19 mit einer höheren Rate an positiven Coombstest rechnen.  

Berzuini A et al. Red cell bound antibodies and transfusion requirements in hospitalized patients with COVID-19. Blood 2020

 

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