Bluttransfusion und Outcome bei geplanten Bauchoperationen
Morris FJD et al. Outcomes following perioperative red blood cell transfusion in patients undergoing elective major abdominal surgery: a systematic review and meta-analysis. Br J Anaesth. 2023;131(6):1002-1013. doi:10.1016/j.bja.2023.08.032
Für einige Kollektive konnte bereits eine Beziehung der Transfusionstherapie zum Ergebnis einer elektiven operation gezeigt werden: Nach Herzoperationen, Allgemeinchirurgie und nichtherzchirurgischen Kollektiven und auch des Intensivpatientenkollektivs ist die Transfusionstherapie mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität verknüpft. Für isolierte Bauchoperationen ist das bisher nicht bekannt!
Die schwedisch/australische Arbeitsgruppe führte eine systematische Literaturrecherche über das Behandlungsergebnis nach geplanten Bauchoperationen aller Art durch, bei denen Blut transfundiert werden musste. Die Autoren schlossen von ca 3000 Studien und Kohortenstudien nur 37 (meist nach 2010 durchgeführt) ein, in denen der Zusammenhang zwischen der Verabreichung von Bluttransfusionen während elektiver Bauchchirurgie und postoperativen Ergebnissen korrekt untersucht wurde. Publikationen und Studien vor 2000 wurden nicht berücksichtigt. Zum Thema fanden sich keine RCTs (randomisierte kontrollierte Studien), jedoch 5 prospektive und 32 retrospektive mit Vergleichsgruppe mit einem relativ heterogenen Patientenkollektiv. Die untersuchten Eingriffe waren mit verschiedensten Transfusionswahrscheinlichkeiten vergesellschaftet im oberen Gastrointestinaltrakt (GIT, n=7, 16 bis 45%), kolorektal (n=5, 14 bis 40%), hepatobiliär (n=6, 9 bis 36%), Pankreas (n=7, 16 bis 67%), renal (1), gynäkologisch (n=7, 8 bis 77%), urologisch (n=3, 10%) und n= 3 (4 bis 30%) gemischt größere Abdominalchirugie. Die Daten der transfundierten Patienten wurden gepoolt und für verschiedene relevante Einflussfaktoren adjustiert. Der durchschnittliche Bias war bei den meisten Studien beträchtlich. Der Großteil der transfundierten Patienten war älter und mit mehr Komorbiditäten, erlitten längere OP-Dauern und auch größeren Blutverlust.
Die Meta-Analyse ergab, dass die perioperative Transfusion von Erythrozytenkonzentraten bei Patienten, die elektive große Bauchoperationen durchführten, mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von postoperativen Komplikationen (n*= 73 000, OR 2.18, 95% CI 1.81-2.64), and infektiöse Komplikationen (n= 970 000, OR 1.90, 95% CI 1.60-2.26) assoziiert war. Darüber hinaus fanden die Autoren Hinweise auf eine erhöhte Kurzzeit-Sterblichkeit (30 Tage, n= 190 000, OR 2.72 [CI 1.89–3.91]) und eine erhöhte Langzeit-Sterblichkeit (1, 3, 5 Jahre, n= 8500, OR 1.35 [1.09–1.67]) bei Patienten, die Transfusionen erhielten. Die Rezidivrate nach onkologischen EIngriffen war deutlich erhöht, wenn Bluttransfusionen gegebene werden mussten (n= 14 000, HR 1.33 (95% CI 1.13-1.56)).
Nach Entnahme der wenigen Studien, die ein Patient Blood Management Programm hatten und deshalb weniger Anteile an präoperativer Anämie, blieb der Befund hinsichtlich der 30-Tage-Sterblichkeit trotzdem nahezu unverändert (OR 2.27, 95% CI 1.59-3.24).
Allerdings ist die Evidenzlage aus der Natur der Daten sehr schwach. Die Annahme, dass Bluttransfusionen kausal diese negativen Behandlungsergebnisse bedingen, ist natürlich nicht aufgrund dieser Studie zu treffen. Es wurden Sensitivitätsanalysen gemacht, Begleitumstände korrigiert und die statistischen Möglichkeiten ausgereizt, eine Beeinflussung durch die Vorbedingungen zu korrigieren. Zum Beispiel wurden Patienten gleichen Alters und Blutverlust ohne und mit Transfusionen damit vergleichbar gemacht. Aber für den Nachweis einer Kausalität sind die Daten aus Observationsstudien eben nur bedingt geeignet, randomisierte prosktve Studien alleine können dies zweifelsfrei beweisen. Trotzdem unterstreicht diese Meta-Analyse die Bedeutung einer sorgfältigen Abwägung des Nutzens und der Risiken von Bluttransfusionen in der perioperativen Phase.
Für Sie gelesen von Th. Frietsch
n*- gerundete Angaben der Fallzahlen