Gebündelte Maßnahmen in der Hämotherapie

Meybohm P et al. PBM Patient Blood Management Bundles to Facilitate Implementation: Transfusion Medicine Reviews 2016 May 28. pii: S0887-7963(16)30030-X. doi: 10.1016/j.tmrv.2016.05.012. [Epub ahead of print]

 

Laut Definition sind „Care Bundles“ geschnürte Behandlungs-Pakete eines Maßnahmenkatalogs, die die gemeinsame Anwendung von Einzelmaßnahmen beabsichtigt, damit das Outcome besser und mehr beeinflusst wird als durch die Elemente einzeln. Diese Idee ist von P. Meybohm et al jetzt veröffentlicht worden. Sie ist vermutlich in der Hämotherapie auch sinnvoll, da durch ein geschnürtes Paket alle Anwender mit Informationsmangel der neuesten Entdeckungen und neue Richtlinien abgeholt werden, durch den Katalog veraltete Ansichten und überkommene Verhaltensweisen beseitigt werden, weiterhin interdisziplinäre Kommunikationsprobleme beseitigt werden (z. B. gerade in der perioperativen Hämotherapie haben viele Patienten Kontakt mit mehreren  Ärzten aus verschiedenen Abteilungen mit unterschiedlichen Meinungen über die „beste Behandlung“), ein hoher Qualitätsstandard auf einem Gebiet mit Mangel an Ressourcen (z. B. begrenzte Personaldecken; Krankenhaus-Verwaltungen müssen zunächst investieren, um Geld zu sparen) gegen den Widerstand der transfusionsmedzinischen Abteilungen (z.B. durch die Bedenken, PBM könnte Arbeitsplätze gefährden) durchgesetzt werden soll.

Sehr detailliert gliedern die Autoren alle Maßnahmen in 6 Blöcke und veröffentlichen eine Checkliste zur Überprüfung des Umsetzungsgrades von kaum (<10%), mittel (10-50%) und gut (>50%).

Im Überblick enthält: 

 

Block 1 PBM Projekt-Management 27 Unterpunkte zu den Themen Einbezug aller Teilhaber am Behandlunspfad PBM (Internisten , Chirurgen, Anästhesisten, Labor, Transfusionsmedizin, Qualitätsmanagement, Controlling, Verwaltung etc. ), Information und Ausbildung zum Thema,
Verfahrensanweisungen und SOPs, Massivtransfusionsprotokolle

 

Block 2 Anämiebehandlung 17 Unterpunkte zu den Themen Diagnose und Behandlung der präoperativen Anämie, Optimierung der Anämietoleranz kardiovaskulär und pulmonal, Diagnose und Behandlung der postperativen Anämie

 

Block 3 Gerinnungsmanagement 9 Unterpunkte zu den Themen präoperatives Management, bei hospitalisierten Patienten, Algorithmen, empirische Therapie mit Tranexamsäure, Therapie der Thrombozytendysfunktion

 

Block 4 Interdisziplinäre Einsparungsmethoden 18 Unterpunkte zu den Themen Reduktion des Blutverlustes durch Diagnostik und Chirurgie

 

Block 5 Optimale Transfusionstrategie/Individuelle Hämotherapie 14 Unterpunkte zu den Themen Patientenzentriertes PBM Konzept (von Aufklärung, Blutanforderung bis hin zur Indikationstellung)

 

Block 6 Qualitätsicherung, Statistik und Benchmark 22 Unterpunkte zu der Datenanalytik in verschiedenen Abteilungen zum Umsetzungsgrad der obigen Themen Anämietherapie, Bluteinsparungsmethoden,  Blutprodukteverbrauch und –verfall, Outcome (Mortalität, Verweildauer, etc.), Kosten und Effizienz, Zertifizierung und Benchmarking im PBM-Verbund

 

 

 

Das Wesentliche an dieser Publikation ist der Versuch ein neuer Qualitätsstandard in Bezug auf die Hämotherapie zu etablieren. Vor allem die im Block 1 und 6 genannten vor und Nachbereitungsmaßnahmen sind die von wesentlicher Bedeutung für den Erfolg des Konzepts. Der niederschwellige Umsetzungsanreiz für das Gesamtkonzept PBM ist aber bei einer derartig langen Liste von 107 Maßnahmen nicht getroffen. Aber eine Aufforderung zur Implementierung der initialen Umsetzung der individuellen Hämotherapie ist erteilt. 

PubMed

Rezensiert von T. Frietsch

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