Nachts blutet es mehr auf Intensivstationen?

Auburn C et al. Day or overnight transfusion in critically ill patients: does it matter? Vox Sang. 2018 Feb 2. doi: 10.1111/vox.12635. [Epub ahead of print]

Nachts auf Intensivstation: Wenn es blutet, werden mehr Plasmaprodukte und Thrombozyten gegeben als tagsüber.  Warum?

Bei der Analyse von Daten einer früheren Studie (ANZICS, Westbrook et al. 2010) aus Neuseeland und Australien wurden Bluttransfusionen dem Zeitpunkt der Verabreichung und der Indikation zugeordnet.

Dabei erhielten 874 Patienten 5783 Blutprodukte; n= 258 (29,6%) nachts, 287 (32,8%) tagsüber und 329 (37,6%) tagsüber und nachts.

Mortalität und die meisten Charakteristika der Patienten waren vergleichbar, ebenso die Anzahl der Blutprodukte insgesamt (2856 versus 2927). Jeodch wurden tagsüber mehr EKs transfundiert (52% versus 48%, p = 0,001), nachts mehr FFP (23% versus 31%, p = 0,01) und Cryopräzipitat (6% versus 11%, p=0,01).

Dabei war die Indikation Blutung zwischen 20:00 Uhr und 8:00 Uhr morgens beinahe 3 mal so häufig wie tagsüber (12 vs. 30% aller transfundierten Patienten, p<0,001). So war die nächtliche Transfusion mit einer mehr als dreifachen Häufigkeit mit einer Blutung vergesellschaftet ( OR (odds ratio) 3,16, 95% CI (confidence interval) 2,00-5,01).  

Bedingt waren die Unterschiede in der Handhabung und den Triggern: Zum Beispiel waren nachts die Thrombozytenzahlen vor Gabe der TKs höher (median 62 900/mcL [Interqaurtilerange (IQR) 33 000– 110 000] versus median 49 900 /mcL [IQR 23 000–79 000], p = 0,002), der Hämoglobinspiegel (Hb) aber niedriger (median 7,7 mg/dL [IQR 70–83] versus 7,8 mg/dL [IQR 7,2–8,4], p = 0,010) als tagsüber.  

Die Autoren erklären sich den Unterschied mit erschwertem nächtlichen bzw. verzögerten Zugang zu blutstillenden Maßnahmen und Medikamenten. Vielleicht ist es auch der Unterschied in der Diagnostik, da nachts oftmals nicht alle Laboranalysen verfügbar sind bzw. vorzugsweise Point of Care Koagulationstests (POCT) verwendet werden. Wäre mal interessant, diesselbe Analyse in Deutschland durchzuführen und die Intensivstationen mit und ohne POCT zu unterscheiden.

Die Antwort auf das obige WARUM? ist also das unterschiedliche Management von Blutungen nachts. Schlechtere Supervision oder andere Logistik? Akzeptabel? Wir sollten alle unsere Intensivstationen überprüfen, ob diese Faltoren stimmen. 

 

Pubmed 

Für Sie gelesen von T. Frietsch

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