Clinical Decision Support in der Pediatrie

Orenstein EW, Rollins M, Jones J, et al. Influence of user-centered clinical decision support on pediatric blood product ordering errors. Blood Transfus. 2023;21(1):3-12.

Es ist anzunehmen, dass künstliche Intelligenz bzw. elektronische Entscheidungshilfen den klinischen Anwendern von Bluttransfusionen zur leitliniengerechteren und präziseren Indikationsstellung verhelfen. Gerade bei Kindern ist das besonders wichtig, da sich Fehlanwendungen häufiger als bei Erwachsenen als lebensbedrohliche Komplikationen auswirken. In Atlanta, GA USA, hat jetzt eine Longitudinalstudie bewiesen, dass nicht nur die Patientensicherheit hinsichtlich Fehldosierung, Verabreichungsgeschwindigkeit und Produktauswahl profitiert, sondern auch die Leitliniengerechtigkeit. Damit wäre ein geeignetes Instrument gefunden, das im konkreten Kontext (der individuelle Anwendungsfall) den Anwender über die Leitlinienempfehlungen informiert und fortbildet, die Patienten- und Anwendersicherheit zeitgerecht

Die Autoren untersuchten die Wirkung eines elektronischen Unterstützungsystems (Clinical Decision Support CDS) bei der Verordnung von Blutkonserven in einem Maximalversorgungssystem mit 2 Kinderkrankenhäusern und einem hämatologisch- onkologischen Schwertpunkt mit über 10 000 Transfusionen jährlich. Das CDS war maßgeschneidert an den bislang in den Einrichtungen aufgetretenen orientiert worden.

Primäres Ziel der Longitudinal-Studie war die Anzahl der sicherheitsrelevanten Fehler, die auf eine inkorrekte Anforderung zurückgeführt werden konnten. Untergeordnete Ziele war einmal die Anzahl der fehlerhaften Anforderung von Bestrahlung der Blutprodukte für Patienten mit gestörter T-Zell-Funktion, Erythrozytenkonzentrat-Anforderung für Patienten mit Sichelzellanämie oder Thalassämie, die den Phenotyp der Konserve nicht berücksichtigten, sowie alle Anwendungen mit einer höheren Fließgeschwindigkeit als 5ml/kg/h.

Das eingeführte CDS unterteilte die Blutbestellungen in Anforderungen zur Bereitstellung und Konservenbestellung/Transfusionsanforderungen. Die Anzahl, die Art (gewaschen, bestrahlt, CMV negativ und immunkompatibel) von Produkten in Beziehung zu den Besonderheiten der Empfänger wurde durch die Durchsicht der gemeldeten Fehler als auch die aktive Suche der Anforderungen durch einen Beauftragten für Transfusionssicherheit ermittelt, die Fließgeschwindigkeit als auch die Verabreichungszuordnung per Einsicht in die Patientenakte. 

In der Periode vor Einführung des CDS wurden ca. 25 000 Bereitstellungsaufträge (BA) und ca. 15 000 Konservenbestellungen (KB) erfasst und verglichen mit ca. 15 000 BA bzw. 10 000 KB nach Einführung des CDS. Die sicherheitsrelevanten Fehler betrugen ursprünglich 0,9 pro Monat, danach 0,4/M (Rate ratio 0.76, 95% confidence interval [CI]: 0.24-2.13, p=0.643, davon waren 0,1/M auf Fehler bei der Anforderung zurückzuführen. Die Bestrahlungsnotwendigkeit war zunächst in 3,9% nicht beachtet worden, dann nur noch in 3,0% fehlerhaft (Risk Ratio 0.770, 95% CI 0.66-0.99, p=0.001). Die Berücksichtigung des Phänotyps bei Empfängern mit einer Hämoglobinopathie konnte durch das CDS von 13,4% auf 3,2% gesenkt werden (Risk Ratio: 0.24, 95% CI: 0.18-0.32, p<0.001). Die Rate an zu schneller Verabreichung EKs und TKs (ca. 51% und 49% Infusionsgeschwindigkeit > 5ml/kg/h) konnte von 28,1% auf 22,9% gesenkt werden (risk ratio: 0.82, 95% CI:0.78-0.85, p<0.001).

Obwohl die sicherheitsrelevanten Fehler nur im Trend (vermutlich aufgrund der zu geringen Fallzahl und der niedrigen Inzidenz) reduziert werden konnte, stieg die Anzahl der korrekten Anforderungen für besondere Empfängergruppen und die Inzidenz der nicht ausgewiesenen Sonderanforderungen sowie die Rate der zu schnellen Verabreichungen fiel.

Obwohl der Sponsor dieser Studie wohl die Softwarefirma war, ist die Demonstration der Methode gelungen. Beachtenswert ist, dass die einrichtungsspezifische Fehlercharakteristik berücksichtigt werden kann.

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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