Covid-19-Impfung bei CML und anderen Myelodysplasien

Chowdhury O et al. Impaired antibody response to COVID-19 vaccination in patients with chronic myeloid neoplasms. Brit J Haematol 2021; Jun 16. doi: 10.1111/bjh.17644.

Im Vergleich zu Gesunden (> 90%) ist die Effektivität der Impfung bei Patienten mit soliden Tumoren (< 40%) und hämatologischen Erkrankungen (< 15%) deutlich gemindert (Monin-Aldama L et al. Interim results of the safety and immune-efficacy of 1 versus 2 doses of COVID-19 vaccine BNT162b2 for cancer patients in the context of the UK vaccine priority guidelines. medRxiv. 2021:2021.03.17.21253131).

Nicht nur bei Patienten mit spezifischen hämatologischen Malignomen ist die Impfwirkung unbekannt, da im Allgemeinen Krebspatienten nicht in die Zulassungsstudien aufgenommen wurden. Aber letztendlich sollten Impfungen bei diesen Hochrisikopatienten wirksam und sicher sein (siehe auch Aufruf von Corti et al im European J of Cancer).

Harrington et al. berichteten kürzlich zwar über zufriedenstellende Immunantworten nach der Impfung mit der Comirnaty/Biontech/BNT162b2-mRNA-Vakzine (zumindest was die neutralisierenden Antikörper und die T-Zell-Antwort angeht).

In einer Fallserie haben nun die Autoren eines Leserbriefes im British Journal of Haematology von der Oxford University die Reaktion auf den Impfstoff von Astra Zeneca und Biontech Pfizer bei 59 Patienten mit myeloischem Lymphom und anderen Myelodyplasien untersucht und mit der von Gesunden verglichen.

Gemessen wurde der IgG Spiegel des Antikörpers gegen das Spikeprotein (Anti-S1) nach einer Dosis mit den Impfstoffen von Astra Zeneca AZD1222 und Biontech Pfizer BNT162b2 als Serokonversionsrate in %.

Die Geimpften waren im Mittel 62 J alt (52-73), davon 27 männlich, 32 weiblich. 42 Patienten davon waren unter aktueller Chemotherapie mit Hydroxycarbamid (HC, n=11), Interferon (If, n=8), Ruxolitinib (R, n=4), HC + R (n=1), BET-Hemmer (n=1) und Tyrosinkinasehemmer (TKI, n=6: Dasatinib, Nilotinib, Bosutinib (je n=2)). Die Patienten mit einem Myelodisplastischen Syndrom erhielten Azacitidin (Aza, n=3), Erythropoetin (Epo, n=3) oder ein IDH1-Hemmer. Knapp ein Drittel wurde im Vakzinationszeitraum nicht chemotherapeutisch behandelt. 34 Tage (IQR 28-56) nach der Impfung wurden die Messungen durchgeführt. In einer Kontrollgruppe aus n=232 Gesunden im Alter von von 60 J (60-72) wurden 14 Tage nach der Impfung die gleichen Messungen durchgeführt.

Die Serokonversions-Rate bei gleichalten (> 60J) Gesunden betrug (98%) und (92%) for BNT162b2 and AZD1222, während die Antwort bei hämato-onkologischen Patienten deutlich geringer war (58% vs. 94% bei den Gesunden Kontrollpatienten (beide Impfstoffe zusammengefasst, p<0,0001). Nicht nur war der Anteil der Patienten mit einem positiven Anti-S Level, sondern auch die Höhe der Anti-Spike-AK - Konzentration bei (630 AU/ml (IQR 284–1328) vs. 75 (IQR 19–328); p<0,0001) wesentlich geringer. Aufgeschlüsselt auf die Art der hämatologischen Grunderkrankung war die Serokonversionsrate bei CML (chronisch-myeloischem Lymphom) am höchsten (75%), gefolgt von idiopathischer Thrombopenie (63%), Polycythämia vera (50%), Myelodysplasie und Myelofibrose (beide 46%). Es gab kaum einen Unterschied bei der Reaktion auf die Art des Impfstoffs (AZD1222 19/31 [59%] vs. BNT162b 212/21 [55%]; p=0,79).

Damit konnte eine erheblich schlechtere Impfantwort bei Patienten mit hämatologischen Malignomen festgestellt werden. Dies war unabhängig davon, ob zum Zeitpunkt der Impfung eine Chemo-Therapie erfolgte oder ob eine komplette Remission vorlag. Die Autoren der die Impfungen betreuenden wissenschaftlichen Einrichtung in Oxford fordern berechtigter Weise weiterführende Studien, die die optimale Impfdosierung bei diesen Patienten ermittelt.

Pubmed

 

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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