Covid-19 induzierte Gerinnungsstörungen bei Kindern

McDaniel CG et al. Coagulation Abnormalities and Clinical Complications in Children With SARS-CoV-2: A Systematic Review of 48,322 Patients. Journal of Pediatric Hematology/Oncology 2021 Dec 3. doi: 10.1097/MPH.0000000000002321.

Die Covid-19-Infektion verläuft bei Kindern blander, vermutlich wegen des unreifen ACE-2-Rezeptors, durch den das Virus in die Zelle eindringt. Doch was ist mit den Gerinnungsstörungen und Thromboembolien, die einen erheblichen Anteil an der adulten Covid-19-Mortalität ausmachen, in einer Altersklasse, in der mit niedrigeren Konzentrationen an Gerinnungsfaktoren und mit einer anderen Fibrinbildungsstruktur gerechnet werden muss?

Dieses Problems hat sich nun eine Autorengruppe der DUKES Universität angenommen und eine Literaturrecherche hinsichtlich der auftretenden Gerinnungsanomalitäten und deren Folgen bei Kindern mit einer Covid-19-Infektion durchgeführt.

Insgesamt knapp 50 000 Kinder und Jugendliche bis zum 21.Lebensjahr mit einer laborbestätigten Coronainfektion aus 126 Veröffentlichungen (darunter auch Fallberichte und Kohortenstudien) wurden eingeschlossen. Die Datenqualität reichte allerdings nicht zur Durchführung einer Meta-Analyse.

Unter den Begleiterkrankungen der Kinder waren Diabetes, Übergewicht, Asthma und Frühgeburtlichkeit. Die thrombotischen Komplikationen als auch die Blutungen waren uncharakteristisch und umfassten alles, was auch im Erwachsenen-Kollektiv auftritt (z.B. Schlaganfälle, Herzinfarkte, Sinusvenen und Jugularvenenthrombosen, Lungenembolien, DIC über Hauteinblutungen, Subdural- und Subarachnoidalblutungen, Gastrointestinalblutungen, Hämoptysen und Hämothoraces.

Im Gerinnungslabor waren am häufigsten die D-Dimere erhöht, Fibrinogen pathologisch und Thrombopenien traten auf. Prophylaktische und therapeutische Antikoagulantientherapie mit Heparin, Faktor Xa sowie Plättchen-Hemmern wurde in weniger der Hälfte aller Studien benutzt.

Das sich ergebende Bild war sehr heterogen. Die klinischen Manifestationen der Gerinnungsstörungen bei Kindern betrafen jedes Organsystem und die Abweichungen der Laborwerte variierten außerordentlich. Der Eindruck, dass bei bestehenden Komorbiditäten auch die gerinnungsassoziierten Komplikationen häufiger waren, wurde in einer Studie mit dem 2,8 fachen Risiko (RR=2.81, Tsankov et al.) beziffert.

Alles in allem hat diese Publikation zwar die wichtige Beobachtung bestätigt, dass die gerinnungsassoziierten Komplikationen ebenso wie im Erwachsenenverlauf der Covid-19 Infektion auftreten, jedoch konnten weitere sichere Aussagen für die spezielle pädiatrische Verlaufscharakteristik nicht getroffen werden. Eigentlich schade, ist aber aufgrund der heterogenen Datenqualität und unstandardisierten Berichterstattung nicht zu ändern.

Pubmed

 

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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