COVID-19 Patienten oft Coombs positiv

Letter To the Editor: Platton S et al. Positive direct antiglobulin tests in patients with COVID-19. Vox Sang 2020 12.Oct https://doi.org/10.1111/trf.16156

Wir wissen bereits aus anderen Berichten und meist retrospektiven Observationen, dass COVID-19-Infizierte Patienten nicht mehr Transfusionsbedarf aufweisen als vergleichsweise schwer Erkrankte , obwohl eine eigene Koagulopathie und Thrombozytopenie durch die Virusinfektion induziert werden. Allerdings gibt es Berichte über immunologisch bedingte Hämolysen (Autoimmunhämolytische Anämien,Lazarian G et al.,Lopez C. et al., zuletzt Sahu KK et al. im August). 

Die Immunantwort und Antikörperbildung ist beI diesem Krankheitsbild speziell. So überraschen die Meldungen nicht besonders, dass im Rahmen der Erkrankung häufig und weitgehend unabhängig von anderen potenziellen Ursachen (Transfusionen, Medikamente, Antibiotika, vorausgegangene Infekte) ein positiver direkter Antiglobulintest (direkter, Coombstest, DCT) Antikörper gegen Erythrozytenbeladungen nachweisbar ist. Membrangebundene Antikörper können zudem transfusinsrelevante Antikörper maskieren und müssen deshalb abgewaschen und gesondert getestet werden (Elution).

Die Autoren dieses Leserbriefes aus London hatten 20 konsekutiv behandelte , PCR-positiv getestete Patienten mit COVID-19 gegen andere 20 Patienten auf der Intensivstation verglichen. Bei 80% der COVID-infizierten Intensivpatienten verglichen mit 30% der Kontrollpatienten fand sich ein positiver DCT, alle durch IgG-Antikörper. Dies war unabhängig von der Blutgruppenverteilung, von der Antibiotikabehandlung oder vorausgegangenen Bluttransfusionen. Bei keinem Patienten der Covid-19 Gruppe ließ sich einer oder mehrere Blutgruppen-Antikörper  nachweisen. Nur wenige Patienten hatten eine vorausgegangene Transfusion berichtet. Die Beladung der Erythrozyten war nicht mit einer vermehrten Rate an Hämolysen oder einem vermehrten Transfusionsbedarf assoziiert.

Ein wichtiger Befund für die tägliche Praxis: Die Elution ist bei negativem Antikörpersuchtest AKS und fehlenden Hämolysezeichen nicht notwendig. 

Kürzlich war bereits eine Beobachtung von Berzuini A et al. und ein zugehörigerLeserbrief in BLOOD erschienen, der gehäufte positive DCTs bei Covid-19 untersuchte. In dieser italienischen Arbeit wurden 52 von insgesamt 113 (26%) positive DCTs gefunden, ebenso meist IgG (88%) und bzw. nur Complement C3d (8 bzw.4%). Auch dort wurde in der Elution keine Reaktivität mit einem Erythrozytenpanel gefunden, aber alle Eluate reagierten mit einer Erythrozytenauswahl von DCT-negativen  Spendern! Das könnte bedeuten, dass es im Laufe der COVID-19 Infektion zur Membranmodifikation bei Erythrozyten kommen kann, ähnlich wie bei einer Streptokokkus pneumoniae Infektion.

Pubmed

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