CRASH3 - Tranexamsäure für das Schädel-Hirn-Trauma

Roberts I et al. Effects of tranexamic acid on death, disability, vascular occlusive events and other morbidities in patients with acute traumatic brain injury (CRASH-3). Lancet. 2019 Nov 9;394(10210):1713-1723.

CRASH2 untersuchte den Einsatz von Tranexamsäure bei blutenden Traumapatienten und konnte 2010 nachweisen, dass die Sterblichkeit durch den Einsatz des Medikaments verringert werden konnte (Pubmed).

CRASH3 - Diese jüngste mit Spannung erwartete Studie zum Einsatz der Transexamsäure in der Notfallmedizin verlief nicht ganz reibungslos. Die Einschlusskriterien waren während laufender Studie geändert worden: Aufgrund der anderen Txa-Studien, die eine Wirkungslosigkeit nach diesem Fenster berichteten, wurde 2016 das bereits seit vier Jahren existierende Protokoll geändert. Eigentlich war aber bereits 2011 erkannt worden, dass nur der frühzeitige Einsatz von Txa effektiv ist (Pubmed).

Für die Studie waren deshalb nicht alle der 12 737 (Tranexamsäure Txa n=6404 vs. Placebo n=6331) randomisierten Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma innerhalb von 3h behandelt worden, sondern nur (n=9202, 72,2%). Die verletzungesbedingte Sterblichkeit war in beiden Gruppen nicht unterschiedlich (Txa 18,5% vs. 19,8%; Risk Ratio [RR] 0.94; 95% CI 0.86 - 1.02]).

Wurden aber die Patienten mit Hinweisen auf schwerste neurologische Schädigung (Glasgow Coma Scale GCS 3 oder beidseitiger Pupillenatonie) aus der Vergleichsanalyse eliminiert, erhöhte sich das Sterblichkeitsrisiko der Placebo-behandelten Gruppe auf 14% vs. 12,5% durch Txa ( RR 0.89; 95% CI 0.80 - 1.00). Vor allem leichtere Schädigungen profitierten also von der Txa-Therapie (RR 0.78; 95% CI 0.64 - 0.95) vs. schweres SHT (RR 0.99; 95% CI 0.91 - 1.07]; p for heterogeneity 0.030), vor allem bei frühem Beginn.

Das Risiko für Gefäßverschlüsse (RR 0.98; 95% CI 0.74 - 1.28) und Krampfanfälle war in Verum- und Placebogruppe vergleichbar (RR 1.09; 95% CI 0.90 - 1.33).

Die Autoren schlussfolgern, dass Txa in der Anwendung bei Schädelhirntrauma sicher sei und frühzeitig eingesetzt werden soll.

Enttäuschend eigentlich, in Anbetracht der großen Erwartungen in das Medikament. Es ist aber einleuchtend, dass schwerste Verletzungsmuster von den wenigsten Therapien profitieren. Die Tranexamsäure-Studien scheinen zu groß zu sein, um unzweifelhafte Ergebnisse zu bringen. Die "Women"-Studie hatte bereits einige Kritiken wegen ähnlicher Protokollveränderungen bei laufender Studie hervorgerufen.

Trotzdem resultiert wohl eine klare Anwendungsempfehlung innerhalb eines Zeitfensters von 3h, sonst sind aber Unsicherheiten zum Risiko der Thrombo-Embolie-Genese weiter existent.

 

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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