Dabigatran und peri-interventionelles Management

M. Spannagl M, Bauersachs R, Debus ES, et al. Therapie mit Dabigatran: Periinterventionelles Management und Interpretation von Gerinnungstests. Haemostaseologie 2012;32:294-305

Der direkte und reversible Thrombinhemmer Dabigatran ist zur Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern und zur primären Thromboseprophylaxe nach Hüft-und Knieendoprothetik zugelassen. Im Gegensatz zu Marcumar benötigt Dabigatran kein spezielles Monitoring, aber vor Notfalloperationen oder vital bedrohlichen Blutungen kann das Ausmaß der Gerinnungsbeeinträchtigung durch die aPTT, die TZ oder Ecarin Clotting Zeit (ECT), aber am besten durch einen speziell für Dabigatran kalibrierte HemoclotÒ Test quantifiziert. Da ein spezifisches Antidot nicht verfügbar ist, muss der Wirkstoff mittels Hämofiltration oder Dialyse entfernt werden, kann das Absinken der Plasmaspiegel innerhalb von 24 h (bei Niereninsuffizienz entsprechend länger) nicht abgewartet werden. Bei schweren oder lebensbedrohlichen Blutungen empfehlen die Autoren Antifibrinolytika (Tranexamsäure 10-15mg/kg), Prothrombinkomplexkonzentrat (PPSB, Beriplex, u.a.) oder FEIBA und als Ultima Ratio auch Aktivierter Faktor VII, ohne dass darüber empirische Daten vorliegen. Das individuelle Tromboembolierisiko muss gegen die vitale Bedrohung durch den Blutverlust abgewogen werden. Die o.a.  Gerinnungstests können trotz der Verabreichung der Faktorenkonzentrate erhöhte Werte liefern. Die Ausscheidung von Dabigatran sollte mittels forciert Diurese beschleunigt werden.

Auch dieser lesenswerte Artikel adressiert lobenswerter Weise die Sorgen des Klinikers im Umgang mit diesen neuen Substanzen in Notfallsituationen. Alle klinisch relevanten Fragen werden klar und unter Darstellung der Evidenzlage beantwortet. Die Autoren haben den Mut, auch nicht datengestützte Expertenempfehlungen zu geben- für die Patientensicherheit ein wichtiges Literaturelement-vielen Dank.

 

 

T. Frietsch

 

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