Das neue Quantra-Gerinnungsmonitoring

DeAnda A.et al. Comparison of the Quantra QPlus System With Thromboelastography in Cardiac Surgery. J Cardiothorac Vasc Anesth 2021 Apr;35(4):1030-1036. doi: 10.1053/j.jvca.2020.11.058.

Bereits vor langen Jahren haben sich international nicht nur in der Herzchirurgie Gerinnungsmeßverfahren etabliert, die aus Vollblut in kurzer Zeit eine differenzierte und punktgenaue Aussage über Faktorenmangel und Plättchenfunktion erlauben (z.B. Weber & Zacharowski 2012). Sie messen nicht die Effekte der Plasmafaktoren als Routine-Laborparameter PT, INR, oder aPTT im Schnellverfahren (wie andere verfügbare Point of Care Testverfahren (POCT), z.B. iStat, Coagucheck, Hämochron, Gem etc.), sondern beziehen die Erythrozyten und Blutplättchen in die Analyse mit ein. Eine Sonderstellung stellt die Messung der Plättchenfunktion im bettseitigen Schnellfunktionstest mit multiplen Elektroden dar (Verifynow, Multiplate etc.), um die verschiedenen Hemmungen der Plättchengerinnung zu analysieren. In Verbindung mit Anwendungsalgorithmen führen POCT-Verfahren zur Einsparung des Transfusionsbedarfs und verbessertem Outcome. Sie sind fester Bestandteil vieler Leitlinien geworden und auch wesentlicher Bestandteil der perioperativen individualisierten Hämotherapie oder auch "Patient Blood Management" genannt.

Seit jüngster Zeit bekamen die viskoelastischen Verfahren Thrombelastographie und Thrombelastometrie (Rotem, TEG) Zuwachs durch ein neues Verfahren – der SONO-Rheometrie SEER (Sonic estimation of elasticity via resonance). Dabei werden gepulste Ultraschall-Wellen genutzt, um die viskoelastischen Veränderungen im Vollblut zu messen. Es ist in mehreren Studien erfolgreich getestet worden und seit 2016 in mehreren Studien publiziert (z.B. Groves D et al. Multicenter Evaluation of the QuantraQPlus-System for major procedures... Anesth Analg 2020; 130 - Issue 4 - p 899-909).

Das Quantra QPlus benutzt fertige Kartuschen mit 4 verschiedenen Testkanälen:

  1. CT: Kaolinaktivierung zur Messung der CT (clot coagulation time)
  2. CTH: mit Heparinasezusatz, um den Heparinanteil an der CT zu bestimmen
  3. CS: Thromboplastinaktivierung zur Messung der Firbinpolymerisierung/Clotfestigkeit CS (hPa)
  4. FCS: mit dem Thrombozytenaggregationshemmer Abciximab (ReoPro; Eli Lilly, Indianapolis, IN), um die Fibrinbeteiligung an der CS zu bestimmen
  5. CTR, CT Ratio: CT (1) / CT heparinase (2)
  6. PCS: Errechnung der Thrombozytenfunktion durch CS-FCS

Gemessen werden die vier ersten Parameter. Die letzten 2 Parameter ergeben sich als Berechnung.

Aktuell ist nun dieses neue POCT-Gerinnungsmanagement-System Quantra QPlus mit anderen POCT Verfahren, wie TEG und ROTEM, verglichen worden. Wie gut ist es und was sind die Vorteile?

In dem Artikel von DeAnda et al. wurde bei n=28 (davon 20 männlich) Patienten in der Herzchirugie die Korrelation der sono-rheometrischen Parameter zu laborchemischen Gerinnungsanalysen und den thrombelastographischen Parametern aus dem TEG 5000 bestimmt. Knapp die Hälfte (46,4%) hatten einen Gerinnungshemmer in der Dauertherapie.

Mit der Dauer des herzchirurgischen Eingriffs (92,8min +/- 35,3min) veränderten sich die Gerinnungsparameter in den Phasen der Narkoseeinleitung, der Bypassphase und des Wiedererwärmens sowohl der Sono-Rheometrie (CS, PCS und FCS) als auch Thrombelastographie (Clot Strength G, alle p<0,001). Die Parameter des Quantra korrelierten in der Regressionsanalyse gut mit den entsprechenden Parametern des TEG, der Fibrinogenkonzentration nach Clauss und der Thrombozytenzahl, entsprachen sich aber nicht in der Größe der Veränderung. Das Quantra CS war beispielsweise proportional viel höher als das TEG G.

Das heißt, dass das Quantra QPlus System gut geeignet ist, als POCT-Verfahren eine Gerinnungsveränderung bei etablierter Meßtechnik in einer Institution zu monitoren. Ein Wechsel vom einen auf das andere Funktionsprizip der POCT-Techniken Quantra und TEG 5000 allerdings ist nicht möglich. Als plausible Erklärung reicht die andersartige Meßtechnik.

Eine kleine Anzahl der Patienten und das Studiendesign ohne Outcome-Ergebnisse schmälert ein wenig die sonst gute Nachricht, dass mit dem Quantra-System nun ein weiteres Cartridge-System zur Steuerung des Gerinnungsmanagements verfügbar ist.

Pubmed

 

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

 

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