Eisenmangel ohne Anämie hat indirekten EInluss auf das Outcome

Shin H et al. Association between non-anemic iron deficiency and outcomes following off-pump coronary artery bypass surgery: a retrospective analysis. Korean J Anesthesiol. 2025 Dec;78(6):560-568. doi: 10.4097/kja.25022

Eisenmangel ohne Anämie (ID) kann während herzchirurgischer Eingriffe mit Herz-Lungen-Maschine schädlich sein (Rössler et al BJA 2020). Seine Auswirkungen auf das Outcome der herzchirurgischen Patienten, die kleinere EIngriffe ohne den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine (Off-Pump-Koronararterien-Bypass-Operation (OPCAB)) sind jedoch noch unklar. Diese retrospektive monozentrische Studie aus Seoul untersuchte den Zusammenhang zwischen nicht-anämischem Eisenmangel und den Ergebnissen nach OPCAB.

Der präoperative Eisenmangelstatus war definiert als Serumferritin < 100 μg/L oder 100–300 μg/L mit C-reaktivem Protein > 5 mg/L oder Transferrinsättigung < 20 %. Das Risiko für den primären Endpunkt, definiert als ein Komposit aus akutem Nierenversagen, permanentem Schlaganfall, tiefer Sternumwundinfektion, hämostatischer Reoperation, verlängerter Beatmungsdauer, Delir, Myokardinfarkt und 30-Tage-Mortalität, wurde mittels multivariabler logistischer Regression verglichen. Es wurde eine sog. Mediationsanalyse durchgeführt, um die indirekten Effekte einer nicht-anämischen Eisenmangelanämie (ID) über perioperative Erythrozytentransfusionen zu bestimmen. Bei dieser statistischen Methode, die ihren Ursprung in der Arbeit von D Tingley von 2014 hat, wird ein "sogenanntes R Mediation tool" (frei downloadbar vom "Comprehensive R Archive Network (CRAN)") als Verbesserung der bsherigen Regressionsanalysen aus 2 verschiedenen Ansätzen zur Darstellung einer gegenseitigen Beeinflussung von EInflussfaktoren genutzt, hier um den Effekt perioperativer Erythrozytentransfusionen auf den Zusammenhang zwischen Eisenmangel und dem primären Endpunkt zu untersuchen. Das Mediationsmodell berücksichtigte die perioperative Erythrozytentransfusion als Mediator sowie alle Kovariablen des multivariablen Modells 1. Der durchschnittliche kausale Mediationseffekt (ACME) und der durchschnittliche direkte Effekt wurden berechnet. Die 95%-Konfidenzintervalle und p-Werte wurden mittels nichtparametrischem Bootstrapping mit 1000 Simulationen unter Verwendung robuster Standardfehler ermittelt.

Ergebnisse: Von den 433 nicht-anämischen Patienten wiesen 229 (52,9 %) eine ID auf. Die Inzidenz des kombinierten Endpunkts war bei Patienten mit und ohne ID vergleichbar (30,1 % vs. 22,5 %, p = 0,075). Eine ID war nicht signifikant mit dem kombinierten Endpunkt assoziiert, während perioperative Transfusionen signifikante Assoziationen zeigten (Odds Ratio: 2,10, 95 %-KI [1,17–3,78], p = 0,013). Perioperative Erythrozytentransfusionen waren bei Patienten mit ID häufiger (25,8 % vs. 10,8 %, p < 0,001). Die Mediationsanalyse deutete darauf hin, dass Erythrozytentransfusionen den Effekt der ID auf den kombinierten Endpunkt teilweise vermittelten.



Schlussfolgerung und Interpretation: Eine präoperative ID war bei nicht-anämischen Patienten, die sich einer OPCAB unterzogen hatten, nicht mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen assoziiert. Allerdings bedarf der indirekte Einfluss über die Transfusion von Erythrozyten weiterer Untersuchungen, da die retrospektive Dataenanalyse eines Zentrums in Seoul nicht zur Verallgemeinerung oder Beweis der Kausalität geeignet ist.

Im begleitenden Editorial zollt der Editor Ju den Autoren Anerkennung für die Durchführung dieser Post-hoc-Mediationsanalyse, die zeigte, dass Eisenmangel keinen direkten Einfluss auf postoperative Ergebnisse hatte, während der indirekte, durch perioperative Transfusionen vermittelte Effekt statistisch signifikant war. Weil dieser Befund die klinisch einleuchtende Hypothese nahelegt, dass isolierter Eisenmangel postoperative Ergebnisse primär über transfusionsbedingte Mechanismen und weniger durch direkte biologische Effekte beeinflusst, ist er schon wegweisend, auch für Eingriffe außerhalb der Herzchirurgie, trotz der methodischen Einschränkungen.

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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